Schönes Leben noch! (German Edition)
nicht. Rudy ist das, was er schon immer war, und früher oder später wird es herauskommen. Und irgendwer wird dabei zu Schaden kommen.“
Jill hätte gern gehabt, dass er sich neben sie setzte, ihre Hand hielte und ihr sagte, wie fantastisch ihre gemeinsame Nacht gewesen war. Sie wollte, dass er ihr Zeit und Ort für ihr nächstes Rendezvous ins Ohr flüsterte, um wieder mit ihr zusammen zu sein. Sie wollte über die Sterne reden oder übers Küssen oder sogar über Politik. Nur nicht über Rudy.
„Du hast dich doch auch geändert“, sagte sie. „Sieh nur, welche Sorgen du dir wegen Emily machst und darüber, wie du mit ihr wieder ins Reine kommst.“
„Ich habe meine Tochter schon immer geliebt“, entgegnete er. „Ich weiß wieder, wo meine eigentlichen Prioritäten liegen, aber ich bin nicht anders als vorher.“ Er machte ein paar Schritte nach vorn und hockte sich vor sie hin. „Was ist mit dir, Jill? Hast du dich verändert? Denkst du darüber nach, dich endgültig in Los Lobos niederzulassen?“
„Nicht mal im Traum“, erwiderte sie. Dann begriff sie, worum es ihm ging. „Aber ich will mich auch nicht ändern.“
„Und Rudy?“
„Weiß ich nicht. Darüber haben wir noch nie gesprochen.“
„Dann weißt du also nicht mit Sicherheit, dass er aus purem Altruismus handelt?“
„Ich …“ Sie presste die Lippen aufeinander. „Nein. Sicher weiß ich das nicht.“
Er stand auf und ging zum Geländer zurück. Zwischen ihnen breitete sich eine schwere Stille aus. Warum in aller Welt stritten sie sich wegen Rudy? Sie suchte nach einem Thema, das sie miteinander verband.
„Wie war dein Treffen mit Hollis?“, fragte sie.
„Dieser Vollidiot. Ich lese gerade sein Buch über Aggressionsbewältigung. Das allein ist schon schlimm genug, aber jedes Mal, wenn er mir Fragen dazu stellt, würde ich ihn am liebsten wie eine Kellerassel zerquetschen.“
Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ach so. Dann liegt er bei dir in Sachen Aggressionsbereitschaft natürlich weit daneben.“
Er kam zur Schaukel herüber und setzte sich neben sie. „Findest du mich aggressiv?“
Interessante Frage, überlegte sie und dachte über ihre gemeinsame Zeit nach. „Ich habe dich noch nie so richtig wütend gesehen. Gerade noch hast du dich über Rudy geärgert, aber du warst nicht außer dir.“
„Hollis hat mich auch noch nie so gesehen. Er geht einfach davon aus, dass ich aggressiv bin, weil ich Polizist bin. So ein Penner.“
Sie rückte näher an ihn heran und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Es ist doch nur für diesen Sommer“, erinnerte sie ihn. „Denk daran, warum du das Ganze machst. Ein paar Wochen wirst du schon noch mit ihm fertig.“
Er nahm ihre Hand und verschränkte die Finger mit ihren. „Viele Dinge sind nur für diesen Sommer. Geht es dir damit gut?“
Sie war so von seiner Berührung gefangen, dass sie fast seine Frage nicht gehört hätte. „Womit?“
Er schenkte ihr ein sexy Lächeln, sodass sich ihr Magen zusammenzog und ihre Oberschenkel zu brennen anfingen.
„Ach damit“, flüsterte sie.
„Ja. Damit .“
„Damit geht es mir gut, ja.“
„Mir auch. Ich frage nur, weil es vor mir nur Lyle gegeben hat.“
„Ich wollte nicht, dass Lyle der Einzige bleibt“, sagte sie. „Bei mir ist ziemlich viel schiefgelaufen.“
„Ja, ich und der schwule Kerl. Im Grunde bist du so ein hellesKöpfchen, Jill, aber ich muss dir sagen, dass du – abgesehen von mir – wirklich einen katastrophalen Männergeschmack hast.“
Sie kicherte. „Findest du?“
„Allerdings. Wahrscheinlich sollte ich dir ein paar Tipps geben. Aber das will ich gar nicht.“
Er beugte sich dicht zu ihr hinüber und berührte mit seinem Mund flüchtig ihre Lippen. Die Lust tobte wie ein Tornado durch ihren Körper, und ihre Erregung stieg von null auf zehntausend.
Sie schlang ihm einen Arm um den Hals, zog ihn an sich und legte all ihr Herz und ihre Seele in den Kuss. Binnen weniger Sekunden atmeten sie beide schwer.
Mac zog sich als Erster zurück. In seinen dunklen Augen loderten Flammen. Vor Verlangen biss er fest die Zähne aufeinander. Er sah aus wie ein Mann, den heftige Schmerzen quälten.
„Emily“, sagte sie in die Stille.
„Ja. Gleich den Flur runter.“
„Aber wenn sie bei einer Freundin wäre …“
„Dann sofort.“
Sie lächelte. „Ich auch.“
Zwei Tage später machte Mac sich auf die Suche nach Rudy und fand ihn beim Abendessen mit Mr Smith in Bill’s Mexican Grill.
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