Schönesding!
du...“
„ Das andere ist.“ Felder ließ mich überhaupt nicht zu Wort kommen. Irgendwer hatte ihn nun wirklich angeschaltet. „Was machst du an Orten, die arm aber sexy sind. Warum fährst du da hin?“
„ Keine Ahnung! Um dort zu leben, vielleicht?“ Ich hatte wirklich keine Ahnung, worauf Felder hinaus wollte.
„ Wachauf!“
„ Warum fahren Leute nach Thailand oder auf die Philippinen?“
„ Du spinnst! Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass Leute nach Berlin kommen als Sex-Touristen?“
„ Jetzt vielleicht noch nicht. Aber so absurd ist das nicht. Die Immobilienpreise in den großen Metropolen sind explodiert. Deshalb kommen die brotlosen Künstler nach Berlin, wo du billig leben kannst. Dort lassen sie ein bisschen die Sau raus, bevor sie heiraten und bei Papi im Büro anfangen und Geld verdienen. Wenn die Entwicklung so weiter geht, ist das irgendwann so absurd nicht mehr, wie sich das jetzt anhört.“
„ Du hast sie ja nicht mehr alle!“
„ Tu ich das? Tu ich das wirklich?“ Felder legte spöttisch die Hand ans Kinn, als würde er überlegen. „Allerdings müssten die Deutschen im Bett dann eine deutlich bessere Figur machen.“
„ Was meinste damit?“ Ich musste jetzt wirklich lachen.
„ Wachauf!“
Hubsi fing langsam an mir auf die Ketten zu gehen.
* 10 *
„ Mann, sie nehmen ihre Hand und stecken ihn rein!“
„ Wer steckt ihn rein?“
„ Na, die Frauen hier.“
„ Na und! Das tun sie woanders auch!“
„ Oh nein, mein Lieber, das tun sie woanders nicht.“ Das war Felder.
„ Schönesding!“ Das war Hubsi.
„ Na gut, vergiss es!“ Das war ich.
Schon waren wir mittendrin in einer dieser Diskussionen, wie wir sie später andauernd führen sollten. So war es hier, in Deutschland, und so war es woanders, nicht in Deutschland.
Ständig hatten wir diese Diskussionen. Sie machten mich wahnsinnig. Geh mir nicht auf die Gebetskette. Wenn es woanders besser war, war ich der Letzte, der es wissen wollte. Ich war ja nicht dort. Erzähl mir was, das ich wissen will.
Na gut, ich schweife ab. Felder hat dann auf jeden Fall gesagt, die Frauen hier, wenn sie soweit sind, dann wedelst du ein bisschen mit dem Hintern und gehst in Stellung. „Dann nehmen sie deinen Schwanz und stecken ihn rein.“ Also im Gegensatz zu anderen Ländern, wo die Frauen nicht deinen, na, Sie wissen schon, anfassen, und du ihn selber reinstecken darfst. So ein Blödsinn! Und woher wollte Felder das überhaupt wissen?
„Quatsch, das machen sie nicht alle“, sagte ich. „Oder glaubst du, die Mütter hier geben es ihren Töchtern mit auf den Weg, so nach dem Motto, 'Du, Else, vergiss nicht die Hand..., na, du weißt schon, wenn's denn mal so weit ist.'“
So stellte sich Felder das wahrscheinlich vor. „Wie in Afrika, wo die Mädchen vor der Beschneidung beiseite genommen und gewarnt werden vor dem, was mit den Männern auf sie zukommt.“
„Das hast du von mir. Das habe ich dir erzählt.“ Felder bleckte die Zähne.
Das stimmte. Das hatte er wirklich gerade erzählt. Ich sagte: „Na und!“ Als machte das einen Unterschied. „Oder glaubst du vielleicht, die Frauen hier sprechen sich untereinander ab, wenn sie sich die Nase pudern? 'So, na? Wie machst du es denn bei Horst?' Darauf die andere, 'Na, aber, da sei die Hand vor!' Mann, so funktioniert das nicht.“
„Natürlich nicht, die brauchen sich nicht abzusprechen. Trotzdem tun sie es.“
„ Schönesding!“ Das war wieder Hubsi.
Hubsi gab Felder natürlich recht. Hubsi gab Felder immer recht. Das habe ich gleich gemerkt. Hubsi war so etwas wie Felders Chor. Oder sein Echo. Was weiß ich. Die beiden kannten sich aus dem Sandkasten. Sie gehen zurück. So weit! In Schlummbach, wo sie aufgewachsen sind, haben sie zusammen das Rathaus besetzt. Fünfeinhalb Minuten lang. Bis der Bürgermeister kam. Er war ein guter Freund von Felders Vater. So was verbindet. Zwischen Hubsi und Felder kriegst du kein Millimeter-Papier. Da kannste nix machen. Also versuch es erst gar nicht.
Aber ich gab noch nicht auf. „Woher willst du das überhaupt wissen!“
„ Weil ich schon auswärts gevögelt habe!“ Die Betonung lag auf ich und auf auswärts . Felder war Auswärtsspieler.
Das war eines von Felders Lieblingsthemen. Auch das habe ich schnell bemerkt. Laut Felder gab es nämlich zwei Arten von Leuten: Heimspieler und Auswärtsspieler. Wobei: Auswärtsspieler gut, Heimspieler bäh, versteht sich. So scheiden sich die Leute. Darauf
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