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Schönesding!

Schönesding!

Titel: Schönesding! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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hatte ich das? Ich hatte nur improvisiert. Aber solange es jemand glaubt.
    „ Meinst du wirklich?“, sagte Felder. „Vielleicht hast du ja recht. Vielleicht übertreibe ich ja. Manchmal rechne ich ein bisschen zu schnell hoch.“
    Manchmal!
    „In der Regenzeit bin ich immer ein bisschen trübsinnig. Aber weißt du, was mich ein bisschen aufmuntern würde?“
    Sag's mir!
    „Wir könnten zum Diddan fahren.“
    „ Zum Bob-Diddan oder heißt es Didaan? Zu dem?“
    „ Klar, Mann, zu dem. Macht heutzutage doch jeder. Er ist das Symbol des jungen Jahrhunderts, wie Adenauer das Symbol der fünfziger Jahre war. Das dürfen wir nicht ignorieren. Wär bestimmt lustig.“
    Felder machte eine Pause, wie um zu überlegen. „Stell dir mal vor, der Diddan wär anstatt dick in der Talentfindung dick im Diddan-Handel oder heißt es Didaan? Gibt's ja. Du brauchst ne Menge davon. Um Mobilniks zu bauen zum Beispiel. Oder Golfschläger. Dann wäre er der Diddan-Diddan. Stell dir das mal vor. Gar nicht auszudenken!“
    „Oder der Didaan-Didaan natürlich.“ Luftholen. „Na gut, wär auch nicht viel besser.“
    Wir mussten beide lachen.
    „Also, abgemacht. Pilgern wir zum... Ja, wie heißt es jetzt eigentlich?“
    “ Keine Ahnung.“
    „ Na gut, dann fahren wir einfach zum Didder.
    “ Oder heißt es Dideer!“
     

* 20 *
     
    Lange Hölle Tegel: Die Vögel sind jetzt auch hierher gekommen. Diese Krähen verfolgen mich. Wo ich bin, sind sie auch. Sie lagern in den Bäumen, bewegungslos, schön sauber eine neben der anderen auf den Ästen verteilt, und warten.
    Nachts kommen sie in Scharen aus dem Wald und ziehen ihre Kreise über unsere Blocks und krächzen. Dann lassen sie sich auf einem der Häuser nieder, als suchten sie nach etwas, wüssten aber nicht genau, wo sie es finden können.
    Sie sind eine Plage. Sie sind mir unheimlich. Ich muss sie irgendwie loswerden.
    Die Knackis hier werfen immer wieder Essen aus dem Fenster. Da sind sie wie Kinder. Deshalb haben wir natürlich Nager, die überall rumlaufen und fett werden wie kleine Katzen. Deshalb hat aber jedes Haus auch eine Katze, die eigentlich die Nager fressen sollte. Weil die Katzen jedoch das Essen fressen, das aus den Fenstern fliegt, und nicht die Nager, werden sie fett wie kleine Hunde.
    Natürlich fressen auch die Krähen das Essen, das auf den Hof fliegt, aber neulich sind ein paar von ihnen im Sturzflug runtergekommen und haben versucht gleich eine ganze Katze zu schnappen. Ein Kapo hat's gesehen. Sie haben die Katze nur nicht hoch gekriegt, weil sie so fett war. Ansonsten wären sie mit ihr abgezogen.
    Was kommt als nächstes? Dass die Krähen bei uns in die Fenster fliegen? Dass sie uns angreifen? Dass sie sich bei uns einnisten? Sich hinsetzen, auf dem Schrank sitzen, uns anstarren, uns vorwurfsvoll anstarren, als hätten wir etwas angestellt?
    Wir müssen aufpassen. Das kann nicht gut gehen. Wir müssen etwas unternehmen. Das wird bald überhand nehmen. Ich habe es Ihnen gesagt.
     

* 21 *
     
    Dann kam unsere Reise zum Diddan oder heißt es Didaan. Am nächsten Samstag Morgen ging ich zu Felder rüber - und hab es gleich bereut. Er trug einen viel zu weiten Anzug aus weißer Baumwolle und lief gleich zum Bücherschrank, um mir ein vergilbtes Foto in einem Buch zu zeigen. Ein Mann darauf hatte auch so einen Anzug an. Man sah ihn mit verschränkten Armen vor einem tropischen Baum stehen. Sein Kittel ging unten auseinander wie eine Glocke. Er sah ein bisschen aus wie ein Sträfling, dachte ich, oder ein Schiffbrüchiger.
    „ Hier, das ist Arthur Rimbaud.“ Felder strich seinen Anzug glatt. „Mann, dem war es so egal, wie er aussah.“
    Na toll! „Der französische Poet?“
    „Eben jener.“
    „ Aber der lebte in Abessinien. Im 19. Jahrhundert“, hätte ich sagen sollen. Das wusste ich damals jedoch noch nicht. Ich sagte: „Aber dein Anzug sieht aus wie ein Judo-Anzug!“
    „ Das ist auch ein Judo-Anzug.“ Pause. „Hab ich gestern gekauft.“
    „ Aber den willst du doch nicht auf unserer Reise anziehen!“
    „ Aber sicher. Genau dafür hab ich ihn doch gekauft.“
    Hubsi, der neben uns stand, gluckste wie ein frisch gewickeltes Wiegenkind.
    Felder! Als ob er sonst nicht schon komisch genug aussah, hatte einen Judo-Anzug gekauft und trug ihn jetzt bei unserer Reise zum Diddan. Ich hätte es wissen müssen.
    Zu allem Überfluss hat er mir danach auch noch den Kassenbon dafür in meine Jackentasche geschmuggelt. So als ob ich ein schlechtes

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