Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt
Kauf Verschwendung gewesen?
Hier geht es nicht darum, Sie zu kritisieren, wenn Sie etwas gekauft haben, das Sie eigentlich nicht unbedingt brauchten. Ein angenehmer Teil des Lebens besteht darin, sich selbst auch mal etwas zu gönnen und einfach großzügig zu sein, und dagegen ist nichts einzuwenden. Es geht hier lediglich darum, dass wir uns bewusst machen, wie unsere Kaufentscheidungen manipuliert werden.
Diese Manipulation muss nicht schädlich sein - im Gegenteil. Dass Bienen von bestimmten Blumen angelockt werden, hat nicht nur etwas mit der Evolution der Blumen zu tun, sondern auch mit der der Bienen. Blumen haben gelernt, sich so zu präsentieren, dass die Bienen sie attraktiv finden. Aber Bienen haben sich gleichzeitig so angepasst, dass sie von Blüten angelockt werden, die einen hohen Ertrag an Nektar versprechen. Dies ist ein ewiger Kreislauf, der mit einem biologischen Rüstungswettlauf vergleichbar ist: Da die Produktion von Nektar für die Blumen »teuer« ist, versuchen sie, Bienen anzulocken, auch wenn sie wenig Nektar zu bieten haben. Umgekehrt lernen aber die Bienen, noch genauer zwischen verschiedenen Blütenfarben und -formen zu unterscheiden, um mit höherer Wahrscheinlichkeit eine gute Nektarausbeute zu erzielen.
Genau dasselbe geschieht im Supermarkt. Verbraucher lernen, anhand der Verpackung und Marke zwischen hochwertigen und minderwertigen Produkten zu unterscheiden. Minderwertige Produkte versuchen andererseits, die Erfolgsmuster der besseren und meist teureren Waren zu imitieren. Man könnte das als memetische Mimikry bezeichnen, analog der biologischen Mimikry, bei der Lebewesen ihr Aussehen an das einer anderen Art anpassen. Ein Beispiel hierfür sind Schwebfliegen, die keinen Stachel besitzen, aber mit ihrem schwarzgelben Körper das gefährliche Aussehen von Wespen und Bienen imitieren, um Feinde abzuschrecken.
Ein Beispiel für ein besonders mächtiges, positives Qua-litäts-Mem ist das Siegel der »Stiftung Warentest«. Produkte, die bei Tests ein gutes Ergebnis erzielt haben, verkaufen sich deutlich besser. Und das ist aus Sicht der Verbraucher auch vernünftig so. Andererseits stehen Produkte mit einer guten Testbewertung weniger stark unter Preisdruck als die Konkurrenz und sind daher im Durchschnitt teurer.
Es kann also für den Verbraucher durchaus Vorteile haben, auf die Verlockungen der Werbung »hereinzufallen«. Aber das ist nicht immer der Fall. So manche vermeintlich günstige Großpackung entpuppt sich im Nachhinein als weniger groß und weniger günstig, als der erste Augenschein suggerierte. Und dann gibt es natürlich viele Produkte, die unnütz oder gar schädlich für den Käufer sind, wie manche Süßwaren, unter anderem eben auch Schokoladentafeln.
Besonders problematisch sind Produkte, die sich nicht nur memetisch, sondern auch physiologisch im Bewusstsein des Verbrauchers verankern - suchtfördernde Produkte wie Alkohol, Zigaretten oder harte Drogen. Hier nutzen die Meme zur Herstellung dieser Artikel die Tatsache aus, dass Menschen, die einmal mit dem Konsum begonnen haben, damit nicht wieder aufhören können.
Warum geschieht das? Warum gibt es immer wieder »böse Menschen«, die Tabakwaren oder gar Rauschgift herstellen und verkaufen?
Auch diese Menschen werden von den Memen manipuliert. Das Mem für die Herstellung von Kokain oder synthetischen Drogen verführt die Menschen, die es kopieren, mit einem ganz besonderen Nervengift: mit Geld.
Geld ist für Meme das, was Hormone für Gene sind -ein ideales Mittel, um die Kopiermaschinen dazu zu bringen, sich so zu verhalten, dass es den Replikatoren nützt.
Gene erzeugen Sexualhormone, um uns dazu zu bringen, uns zu paaren und sie zu vervielfältigen. Das Besondere daran ist: Hormone sind in der Lage, uns so stark zu beeinflussen, dass alle anderen Einflussfaktoren nebensächlich werden. Unter dem Einfluss bestimmter Hormone sind Männer bereit, für Sex mit einer fremden Frau all ihre Grundsätze, ihre Ehe, manchmal sogar ihre Karriere oder gar ihr Leben aufs Spiel zu setzen (indem sie zum Beispiel auf Schutzmaßnahmen vor der AIDS-Infek-tion verzichten). Auch Frauen werden natürlich stark von Hormonen gesteuert, wenn auch meist in weniger direkter Weise. Trotz all unserer Intelligenz, Kultur und Bildung sind wir der Macht der Hormone manchmal fast hilflos ausgeliefert.
Das Gleiche gilt für Geld - ein »Hormon«, das oft genauso stark oder sogar noch stärker wirkt als natürliche Hormone. Menschen
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