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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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konnte – Kalorien verzehren. Ich badete im warmen Lächeln meiner Freunde. Familie, Freunde, Job, das alles schien zu schön, um wahr zu sein. Ich hätte auf Holz klopfen sollen.
    Schon am nächsten Morgen war ein Teil der Euphorie verflogen. Wir waren in der Nacht zu beschwipst gewesen, um noch aufzuräumen, daher erwartete mich um 6.30 Uhr, als mich die Kinder aus dem Schlaf rissen, ein Esszimmertisch voll massenhaft leerer Flaschen, ranziger Käsekrümel und niedergebrannter Kerzenstummel. Bevor Oliver seine Nase in den abgestandenen Wein stecken konnte, stapelte ich alles in die Spülmaschine. Leiderwaren die Heinzelmännchen, denen ich beschwipst befohlen hatte, über Nacht die Spuren der Party zu beseitigen, nicht aufgetaucht, so dass ich mich selbst angeekelt dem kalten, fettigen Chaos in der Küche stellen musste.
    Ich weiß nicht, ob Sie das kennen, aber mit zwei Kleinkindern herumzustreiten, während man einen höllischen Kater hat, ist kein Vergnügen. Nachdem wir das Haus wieder einigermaßen in Ordnung gebracht hatten, beschloss ich, aus der Not eine Tugend zu machen. Nach all dem Schrubben, Wischen und Fegen musste ich mich einfach wieder hinlegen und meine armen verquollenen Augen schließen. Das war doch eigentlich die ideale Gelegenheit für ein Stündchen mit Thomas der kleinen Lokomotive. Man sagt ja, dass es Kinder gibt, die keine fünf Minuten stillsitzen können. Meine sind echte Nachkommen ihrer Faulenzer-Mutter. So waren sie überglücklich, wenn sie bei ihrer lieben, knuddeligen Mama liegen und das Kinderprogramm im Fernsehen ansehen durften.
    Ich brauchte dringend Ruhe, um mich meinem katerbedingten Weltschmerz zu widmen. Da mussten ihre kleinen Gehirne eben ein bisschen verblöden – na ja, es war ja nur ausnahmsweise, normalerweise durften sie kaum fernsehen. Ich bereute jeden Schluck Wein und zuckte im Rückblick wegen jedes unpassenden Witzes innerlich zusammen, der im Eifer des Gefechts so lustig gewirkt hatte. Vor allem aber bereute ich bitterlich all die Kalorien, die ich so maßlos in mich hineingestopft hatte. Bei mir reichte ein Fingerhut voll Wein, und schon geriet mein Essverhalten völlig außer Kontrolle. Ich erinnerte mich leider nur zu gut daran, wie ichNachtischreste aus der Rührschüssel gekratzt hatte, nachdem alle gegangen waren. O Gott! Bei meinem Stoffwechsel schwabbelte das zusätzliche Gewicht bereits wie ein Hula-Hoop- Reifen aus Speckröllchen um meine Hüften. Ich spürte genau, wie er sich dort auf und ab bewegte. Und ich hasste mich.
    Leider konnte ich das im Moment nicht ändern. Aber sobald ich mich wieder besser fühlte (vermutlich also in ein paar Wochen), würde ich es wieder einmal mit der magischen Kohlsuppendiät versuchen. Natürlich aß ich die Kohlsuppe nicht wirklich. Aber schon der Geruch, mit dem sie vor sich hin köchelte, in Verbindung mit dem Foto im Kochbuch brachte mich dazu, so lange auf Nahrung zu verzichten, bis ich ein, zwei Pfund abgenommen und damit mein Gewissen beruhigt hatte. Moment mal, hatte Jo nicht gedroht, mich wieder in Form zu quälen? O ja jetzt fiel mir alles wieder ein ... sie würde mich zu Ashkenazy Yoga oder etwas Ähnlichem anmelden. Na, das sollte das Problem ja wohl lösen.
    Nachdem sich meine Schuldgefühle zerstreut hatten, wurde mein Kopf wieder angenehm leer. Ich ließ die Geräusche der Kinder und des Fernsehers über mich hinwegspülen. Als Tom zwei Stunden später heruntergetaumelt kam und nach Kaffee verlangte, war er empört. Bei Mutter Richardson war Fernsehen außer dem Sandmännchen natürlich nicht gestattet gewesen (und das auch nur, weil es die Kinder so schön ins Bett verabschiedete). Daher fand er, wir sollten auch den Fernsehkonsum unserer Kinder streng kontrollieren.
    »Du darfst sie gerne beschäftigen«, sagte ich schwach, alser die Kiste ausgeschaltet und mir die zwei warmen, kuscheligen Körper entrissen hatte. Ich setzte mich auf und hielt mir vorsorglich den Kopf. Obwohl ich schon einige Stunden auf war, schien es durchaus möglich, dass noch Teile meines Gehirns lose darin herumkullerten. Aber natürlich stand jetzt nicht Unterhaltungsprogramm mit Daddy auf dem Plan. Daddy musste ja arbeiten. Denn nächsten Freitag bereits musste er seine Kolumne abgeben, was – nach Adam Riese – noch ganze fünf Tage Zeit bedeutete. Trotzdem musste er aus irgendeinem Grund dringend diesen Sonntag daran arbeiten. Mummy dagegen, die für den nächsten Tag ein wichtiges Interview vorbereiten musste, hatte

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