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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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würde nicht gerade sagen rank und schlank, aber dennochvoller Hunger nach mehr. Und heute haben Sie es uns allen gezeigt.« Sie klopfte mir linkisch auf die Schulter.
    Dann klapperte sie davon, um die Fotos mit Darren zu besprechen. Ich stieß die Luft aus, die ich seit ihrem Auftauchen angehalten hatte. Sie hatte recht, ich war wirklich ausgehungert. Allerdings in anderer Hinsicht, als sie es gemeint hatte. In diesem Moment wäre ein tröstendes Stück Schokolade meine Rettung gewesen. Es hätte die Panik bekämpft, die mich zu ersticken drohte. Normalerweise wäre ich nach einem solchen Lob von Denise auf Wolke sieben geschwebt. Doch heute hatte ich nur das Ende ihrer Lobeshymne herbeigesehnt, damit ich mich wieder meiner Kassette widmen konnte. Immerhin erinnerte ich mich noch ganz genau an den Ausspruch selbst. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass ich ihn wortwörtlich im Kopf hatte. Wie die meisten Journalisten hatte ich ein gutes Gedächtnis für verwendbare Zitate, besonders für solche, die Aufhänger einer Story waren. Normalerweise würde ich mir daher keine Sorgen machen. Aber ich hatte einfach keinen wasserdichten Beweis dafür, was gesagt worden war.
    Augenblick, wie war das noch mal zu Beginn des Interviews gewesen? Der Assistent zu Jane Champions Rechten hatte doch betont, dass sie das Gespräch für das Innenministerium aufzeichnen würden. Er hatte klargemacht, dass auf diese Weise kein boshafter Klatschjournalist (damit meinte er mich!) Zitate erfinden konnte. Aber das funktionierte doch auch andersherum. Es gab ein Tonband als Beweis für Jane Champions Aussagen, auch wenn ich es nicht direkt in den Händen hielt. Und dasbedeutete, dass ich auf der sicheren Seite war. Uff. Ich stopfte den Bandsalat in meine oberste Schreibtischschublade und schloss sie geräuschvoll, ehe ihn jemand zu Gesicht bekam.
    Ich lächelte erleichtert und merkte, dass meine Wangen schmerzten – so verkrampft war mein Gesicht gewesen. Allmählich wurde mein Lächeln immer breiter. Die Story würde funktionieren. Auch wenn ich moralische Skrupel hatte, Jane Champion hatte diese Sachen eindeutig gesagt. Und jetzt war ich mir ganz sicher, dass niemand das würde bestreiten können.
    Ich fetzte den Rest der Story hin, las sie zur Sicherheit ein paarmal Korrektur und rief Pete und Louise zu mir, damit sie einen Blick darauf warfen. Das war so etwas wie ein Ritual unter uns. Wir sahen beinahe immer gegenseitig unsere Artikel durch und machten Änderungs-und Korrekturvorschläge. Heute fiel ihnen dazu nichts ein. »Bella, das ist dein Meisterstück. Das hast du großartig gemacht! Es ist nicht gehässig, sondern warm und großherzig, wie es zu dir passt. Und trotzdem wird Champions Heuchelei ganz offensichtlich. Gut gemacht, ich bin ganz schön neidisch.« Louise lächelte mich an und drückte meinen Arm. Pete machte weniger Worte: »Bella, du bist die Beste! Gib mir einen Kuss!« Den bekam er herzlich gerne.
    Vor langer Zeit hätte ich eine Geschichte wie diese an einem ausgedehnten Abend unter Freunden – unerlässlich natürlich Pete und Louise – in einer Bar ausklingen lassen, vielleicht auch in diversen Bars. Wir hätten jeden Augenblick des Interviews von verschiedenen Perspektiven beleuchtet und uns dabei rettungslos betrunken. Jetzt,wo ich eine verheiratete Mutter von zwei Kindern war, galt mein erster Gedanke meinen Kleinen zu Hause. Rasch rief ich Tom an, um zu berichten, dass ich Jane Champion eiskalt erwischt hatte. Einen Moment herrschte Stille. Dann sagte er: »So, so. Jane Champion also? Wer hätte das gedacht? Bei der Hochzeit schon schwanger! Aha, verstehe. Was du nicht sagst. Das ist natürlich eine Riesenstory. Nur eine Frage:Warum hast du gestern nichts davon gesagt?«
    »Ach, du warst doch so beschäftigt mit deiner Kolumne für Freitag ...« Ich hatte gewusst, dass er das fragen würde. Es folgte Stille. Tom kam mir irgendwie kleinlaut vor. Ich wartete nervös. Das hier konnte ganz anders enden als gehofft. Vielleicht wäre er sauer, dass ich ihn übertrumpft hatte, und das auch noch auf seinem Spezialgebiet. Oder er war darüber erhaben. Aber Tom war immerhin der politische Journalist in der Familie und daher für die ernsthaften Geschichten zuständig, die von seriösen Menschen gelesen wurden. Ich dagegen schrieb darüber, welche Länge Vorhänge derzeit haben mussten und andere Trivialitäten. Jetzt hatte ich in seinem Revier gewildert – und das auch noch auf brillante Art und Weise (wenn ich

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