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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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eindeutig waren, würde ich diesen Teil von der Kassette abschreiben müssen. Ich legte die zweite Kassette ein, nachdem ich ein paar Schokokrümel abgewischt hatte, und schloss den Deckel des Abspielgeräts. Hm. Das erste Mal ging er nicht richtig zu. Ich versuchte es noch einmal. Dieses blöde Ding zickte immer rum. Ich sollte wohl wirklich mal in ein neues Gerät investieren. Ich sah zu, wie die Kassette ein Stück zurückgespult wurde. Dann drückte ich auf Start. Nichts.
    Ich versuchte es wieder. Hm. Nichts.
    Nichts?
    Das konnte nicht sein. Die Kassette musste einfach in Ordnung sein! Sie musste. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter, als hätte jemand einen Kübel Eiswasser in meinen Pulli geleert. Hilfe! Panik! Ich nahm das Gerät, schüttelte es und versuchte es noch einmal. Nix. Nada. Niente.
    Verdammte Scheiße!
    Nachdem ich gerade noch zu Eis erstarrt war, begann mein Körper jetzt zu lodern. Meine Kopfhaut zog sich unter Hitzeblitzen zusammen, und auf meinem Gesicht breitete sich tiefe Röte aus. Plötzlich schwitzte ich heftig, meine Handflächen und Achseln wurden feucht.
    »Keine Panik!«, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. »Die Kassette funktioniert gleich wieder. Alleswird gut.« Leider hörte mein zentrales Nervensystem gerade nicht zu. Inzwischen war mein Gesicht so heiß, dass die Haut kurz vor dem Schmelzen stand. O Gott, hoffentlich bemerkte niemand meinen Zustand. Sie würden glauben, bei mir hätten ganz plötzlich die Wechseljahre eingesetzt. Ich fixierte das Aufnahmegerät eine Minute lang und flehte es im Stillen an, doch bitte zu funktionieren. Start. Nichts. Doch dieses Mal hörte ich ein leises mahlendes Geräusch. Vielleicht hatte sich die Kassette nur verklemmt. Ja, das musste es sein. Kein Grund zur Sorge. Ich öffnete den Deckel und zog sie heraus. Lange Schleifen und Wellen aus grauglänzendem Plastik quollen mir entgegen. Hilfe! Da klebte ein dicker Brocken Schokolade. Ich starrte ihn entsetzt an. Das war ohne Zweifel der Übeltäter. Ich versuchte, die Schokolade zu entfernen. Doch mir wurde übel, als ich bemerkte, dass die Kassette in zwei Teile zu zerbrechen drohte. Sofort hörte ich wieder auf und versuchte, meine sich überschlagenden Gedanken zu ordnen. Ich musste etwas unternehmen. Da hatte ich eine Eingebung. Ich durchwühlte meine Schreibtischschublade auf der Suche nach einem Bleistift, steckte ihn in eines der beiden kleinen Löcher in der Kassette und drehte wie verrückt. Die grauen Schlangen schienen sich zu bewegen. Hurra! Aber halt. Das war die falsche Richtung! Sie wurden immer mehr. Ich wickelte immer mehr vom wichtigsten Interview meiner Karriere ab. Herrgott. So schnell ich konnte, spulte ich in die andere Richtung. Besser? Inzwischen hing so viel vom Innenleben der Kassette heraus, dass es schwer zu sagen war.
    »Und, wie kommen Sie voran?« Denises Stimme er schrecktemich so, dass ich einen Satz machte und die Kassette instinktiv in meinem Schoß versteckte. »Oh, gut, sehr gut!«, quietschte ich mit viel zu hoher Stimme.
    »Alles in Ordnung?« Denise starrte mich misstrauisch an. Dann sah sie über meine Schulter auf den Bildschirm und las ein paar Zeilen. Ich hasste es, wenn jemand das tat, aber zum Glück war Denise begeistert. Immerhin war ich gerade an der entscheidenden Stelle angelangt.
    »Wunderbar! Das läuft ja sehr gut. Ausgezeichnete Einleitung, und Sie kommen frühzeitig auf die Flittchen-Stelle zu sprechen. Ich bin sehr erfreut – nein, ich bin wirklich stolz auf Sie, Bella!« Ich drehte mich rasch um und sah sie erstaunt an, während ich die Kassette immer noch versteckt hielt. Sie war richtig in Fahrt, und ihre Augen leuchteten vor ehrlicher Begeisterung.
    »Offen gestanden, nach Ihrer zweiten Elternzeit hatte ich so meine Zweifel. Schon nach dem ersten Kind sind Sie nicht mehr richtig reingekommen, stimmt's? Dauernd sind Sie nach Hause gehetzt und waren unter Druck wegen der kleinen Olivia –«
    »Äh, Oliver«, korrigierte ich zaghaft.
    »Tatsächlich?« Sie wirkte ungläubig. Typisch, dass sie annahm, über das Geschlecht meines Kindes besser informiert zu sein als ich. Doch sie tat es mit einem Schulterzucken ab. Olivia oder Oliver – das konnte ihr ja egal sein. »Jedenfalls dachte ich, nach Ihrem zweiten Sohn wären Sie überhaupt nicht mehr einsatzfähig.« Ich zuckte zusammen, machte mir aber nicht mehr die Mühe, sie zu verbessern. »Aber, Bella, Sie haben mich vom Gegenteil überzeugt. Sie sind zurückgekommen – ich

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