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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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das so sagen darf).
    Als er endlich wieder Worte fand, merkte ich sofort, dass er großmütig sein wollte. Ich war erleichtert, aber nicht wirklich überrascht. Es war gemein von ihm gewesen, mir den ganzen Sonntag die Kinder zu überlassen. Daher hatte es tatsächlich kaum einen Moment gegeben, in dem ich ihm von meinem Champion-Plan hätte erzählen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Gleichzeitig wusste ich, dass es auch ein bisschen hinterhältig gewesen war, ihm dieses wichtige Interview zu verschweigen,zumal es sein eigenes Interessengebiet betraf. Er hätte Grund gehabt, sauer zu sein. Aber bei unserer Dinnerparty hatte er eine ganze Menge gemeiner Sachen gesagt. Mit meinem Schweigen hatte ich ihn dafür bestrafen wollen. O weh, so eine Ehe war ganz schön kompliziert. All diese Untertöne, mit denen man fertig werden musste, wo es doch so schon schwierig genug war, bis ans Ende unserer Tage glücklich zusammenzuleben.
    Wahrscheinlich erkannte Tom, dass es schon sehr kleinlich wäre, wenn er jetzt gereizt reagierte. Und kleinlich war Tom definitiv nicht. »Gratuliere, mein Schatz. Du hast gut recherchiert und alles ging auf – hervorragend!« Er war besonders lieb und charmant. Sein Lob erfüllte mich mit Wärme. Tom warf für gewöhnlich nicht gerade mit Komplimenten um sich. »Ich werde ja dann von unseren Nachrichtenleuten erfahren, dass mir die eigene Frau zuvorgekommen ist. Am besten mach ich mich gleich mal auf den Weg und informiere sie, damit wir es wenigstens in der zweiten Ausgabe morgen bringen können, wenn schon nicht in der ersten.«
    »Du wirst doch keinen Ärger bekommen?«, fragte ich, plötzlich besorgt. Es war eine Sache, ihn für seine Gemeinheit zu bestrafen. Aber ich wollte natürlich nicht, dass er gefeuert wurde.
    »Ich hab alles im Griff«, meinte er unbekümmert. »Nachher feiern wir!«
    Als Tom dann nach Hause kam, hatte ich etwas Besonderes gekocht: Lachs, in Weißwein pochiert, mit Sahne und Dill. Außerdem lag Champagner auf Eis. Normalerweise reichten meine Kräfte nach einem Arbeitstag nur nochfür Bad, Buch und Bett. Heute jedoch schwebte ich immer noch auf einem Adrenalin-Hoch, obwohl ich Hunderte von Wörtern geschrieben hatte und mit den Kindern fertig geworden war, die meine überreizte Stimmung gespürt und sich davon hatten anstecken lassen. Aufgeregt warf ich mich in seine Arme, zog mich jedoch gleich wieder zurück, als ich merkte, dass er längst nicht so euphorisch gestimmt war. Aufmerksam betrachtete ich seinen Gesichtsausdruck. Er wirkte irgendwie grimmig. Doch dann zwang er sich zu einem Lächeln und verwuschelte meine Haare, was ich gar nicht mag. Bald daraufließ er den Champagnerkorken knallen, und wir beobachteten vor dem Feuer gemütlich das Perlen in unseren Kelchen. Alles war wieder in Ordnung, und niemand hätte geahnt, dass Tom zunächst eher kühl auf meine Neuigkeiten reagiert hatte.
    Ehe ich michs versah, war ich dabei, ihm meine Gewissensbisse vor dem Innenministerium zu schildern. Es tat gut, diese Last loszuwerden. Und plötzlich war Tom ganz auf meiner Seite und wischte meine Bedenken mit einem herrischen Schwenken der Champagnerflasche vom Tisch. »Unsinn, völliger Unsinn, mein Schatz. Jane Champion hat in meiner Zeitung oft genug Artikel über ein frommes Leben und im Gegensatz dazu diese armen Dummchen veröffentlicht, die mit ihrem Baby im zehnten Stock eines Sozialbaus enden. Jetzt ist sie eben selber an der Reihe.«
    Ich kuschelte mich an ihn und hätte am liebsten geschnurrt, so erleichtert war ich, dass er meine Befürchtungen zerstreut hatte. Es entstand eine kleine Pause, in der er sich räusperte.
    »Wahrscheinlich ist das kein guter Zeitpunkt, jetzt, wodu im Job gerade so durchstartest, aber der Auslandschef hat mich in letzter Zeit ein paarmal im Unterhaus besucht.«
    »Wirklich?«, murmelte ich und lächelte seinem gutgeschnittenen Profil zu. Theoretisch hörte ich ihm zu, doch gleichzeitig war ich einfach nur erleichtert, dass er nicht sauer war. Außerdem wirbelte in meinem Kopf vor Freude über die gelungene Story alles durcheinander. Denise hatte mich wie eine verlorene Tochter behandelt, und die Kollegen waren Schlange gestanden, um mir auf die Schulter zu klopfen. Louise und Pete würden mir in der nächsten Zeit helfen, auf dem Boden zu bleiben. Ich plante bereits die Story für morgen: ledige Mütter, die sich über Jane Champions Heuchelei ereiferten. So etwas würde Denise bestimmt gefallen.
    »Er hat Brüssel

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