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Schokolade für dich (German Edition)

Schokolade für dich (German Edition)

Titel: Schokolade für dich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Roberts
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inkompetente, sondern katastrophale Entscheidungen getroffen hatte. „Wie lange?“ Wie lange hatten sie das gewusst? Samantha wurde ganz schlecht.
    Ihre Mutter zuckte mit den Schultern. „Ein paar Monate. Es begann mit dem Restless-Leg-Syndrom – jedenfalls dachten wir, das wäre es. Er konnte nicht mehr richtig schlafen. Ich habe ihm Vitamine besorgt. Die halfen aber nicht. Dann ist er auf der Veranda gefallen. Aber an dem Tag war es ziemlich rutschig, also haben wir uns nichts weiter dabei gedacht.“
    Samantha erinnerte sich an den Sturz. Sie erinnerte sich auch, dass sie gehofft hatte, Waldo würde deshalb für ein paar Tage im Büro fehlen und sie hätte ihre Ruhe. Oh verdammt, was war sie nur für eine grässliche Stieftochter gewesen.
    „Er hat angefangen, Dinge zu vergessen …“
    Wie zum Beispiel die vierteljährlichen Steuervorauszahlungen.
    „… und wurde immer verwirrter. Aber an anderen Tagen ging es ihm gut. Wir haben uns selbst etwas vorgemacht, haben uns eingeredet, dass es einfach nur Alterserscheinungen waren. Ab Oktober wusste ich jedoch, dass wir es mit einem ernst zu nehmenden Problem zu tun hatten. Die endgültige Diagnose haben wir dann erst im Dezember bekommen. Der Arzt hatte eine Computertomografie des Gehirns gemacht.“ Mom hielt inne und presste die Lippen aufeinander, während sie versuchte, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann fuhr sie fort: „Die einzige Möglichkeit, um festzustellen, ob es sich wirklich um Lewy-Körper-Demenz gehandelt hat, wäre eine Autopsie gewesen, aber das wollte ich ihm nicht antun. Wie auch immer, die Computertomografie war eindeutig genug.“
    Ihr sogenannter Kurzurlaub in Seattle kurz nach Thanksgiving war gar kein Kurzurlaub gewesen. Sie waren bei Ärzten gewesen, hatten eine Reihe von Tests über sich ergehen lassen müssen, und das alles ohne die moralische Unterstützung vonseiten der Familie.
    Samantha hatte das Gefühl, als müsste sie sich gleich übergeben. Oder heulen. Oder beides. „Warum habt ihr uns nichts davon erzählt?“, fragte sie mit rauer Stimme.
    „Wir wollten euch Weihnachten nicht verderben. Und du hattest doch alle Hände voll zu tun mit den Weihnachtsbestellungen.“
    Und damit, sich mit Waldo herumzuplagen. Sich darüber aufzuregen, dass das Finanzamt ihnen eine kräftige Mahngebühr aufgebrummt hatte, weil sie mit ihren vierteljährlichen Vorauszahlungen in Rückstand geraten waren. Und Waldo in seinem Büro eine Szene zu machen, nachdem sie erfahren hatte, dass er die Ratenzahlung im Dezember nicht hatte leisten können. Ihn bei Mom verpetzen.
    „Mom, ich …“ Samanthas Kehle war wie zugeschnürt. Wie ein begossener Pudel stand sie da. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. All diese absurden Einkäufe, die Waldo getätigt hatte, die Paranoia, die immer schlimmeren Fehlentscheidungen, das finanzielle Durcheinander. Warum war sie nicht auf die Idee gekommen, dass Waldos Probleme eine medizinische Ursache hatten?
    Weil sie zu sehr mit der Firma beschäftigt gewesen war. Und damit, sauer zu sein. Jetzt war Waldo oben bei den Engeln und verbesserte sein Golf-Handicap. Wenn für sie die Zeit gekommen war, würde ihr das Himmelstor bestimmt verschlossen bleiben, und man würde ihr empfehlen, sich einen Platz weiter südlich – in heißeren Gefilden – zu suchen. Verdammt, sie würden es ihr gar nicht zu sagen brauchen. Sie würde freiwillig dorthin gehen. Warum gab es im Leben eigentlich keinen Rückspulknopf?
    Jetzt sah ihre Mutter sie anders an. Auf eine Art, die ihr ein noch schlechteres Gewissen bescherte: bedauernd. „Ich hätte dir davon erzählen sollen, sobald ich Verdacht geschöpft hatte“, sagte sie zu Samantha. „Ganz offensichtlich hat die Krankheit Waldos Fähigkeiten beeinträchtigt, die Firma zu leiten.“
    Offensichtlich. Samantha hätte eigentlich froh sein sollen, dass ihre Mutter es endlich laut aussprach – doch sie war einfach nur traurig. Da hatten ihre Mutter und ihr Stiefvater mit Problemen zu kämpfen gehabt, bei denen es um Leben und Todging, und sie hatte einen Anfall bekommen, weil er kistenweise Selter gekauft hatte. „Mom, es tut mir so leid. Ich wünschte, ich hätte es gewusst.“
    „Und ich wünschte, ich hätte Waldo ermutigt, etwas anderes zu machen.“
    Da waren sie schon zwei, die das wünschten. Der arme Waldo hatte sich für einen tüchtigen Geschäftsmann gehalten, doch er war von Anfang an überfordert gewesen. Trotzdem, sie hätte mit ihm

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