Schokolade für dich (German Edition)
den Kopf auf den Schreibtisch und zog eine Zeitung über sich. Jetzt verstand sie, warum das Murmeltier sofort wieder unter der Erde verschwand, wenn es seinen Schattensah. Sie wünschte, sie könnte sich ein Loch buddeln, es hinter sich schließen und nie wieder zum Vorschein kommen.
Aus der Ferne hörte sie ihre Schwester rufen. „Sam? Sam!“
„Ich gebe auf“, stöhnte sie, zog das Handy unter ihr Papierzelt und hielt es sich wieder ans Ohr. „Ich ergebe mich. Verkuppel mich mit einem Millionär. Ich will einfach nur noch irgendwo im Mittelmeer auf einer Jacht liegen und Schokowein trinken.“
„Nein, das willst du nicht“, erklärte Cecily fest. „So bist du nicht gestrickt. Du würdest dich innerhalb von einer Woche zu Tode langweilen.“
„Für das hier bin ich aber auch nicht geschaffen“, jammerte Samantha.
„Es wird schon wieder.“
Elena kam ins Zimmer zurück und schob eine offene Schachtel mit Pralinen unter die Zeitung.
„Danke“, sagte Samantha, bevor sie sich eine Handvoll in den Mund schob.
Elena hob eine Ecke der Zeitung an und linste darunter. „Was brauchst du noch?“
„Ein neues Leben.“ Samantha zog die Zeitung wieder von ihrem Kopf und zwang sich dazu, sich aufzusetzen und das Haar aus den Augen zu streichen. „Alles okay“, versicherte sie sowohl Elena als auch sich selbst. „Nur ein kurzer Zusammenbruch.“
Ihre Sekretärin blieb unschlüssig und zweifelnd vor dem Schreibtisch stehen.
„Ehrlich. Es ist okay.“ Was für eine entsetzliche Lügnerin sie doch war.
Elena wirkte immer noch nicht überzeugt, doch sie verstand den Wink, verschwand und schloss die Tür hinter sich.
Samantha nahm ihr Telefon wieder in die Hand. „Alles okay. Es geht wieder.“ Nein, nichts war okay. Wem wollte sie hier eigentlich etwas vormachen? Wo sollten sie so viel Geld auftreiben?
„Vielleicht solltest du zur Bank rübergehen und den neuen Typen, der da jetzt das Sagen hat, bezirzen, damit er dir ein bisschen mehr Zeit einräumt“, schlug Cecily vor.
Sie hatten ihr schon ein bisschen mehr Zeit gegeben. Wenn auch nur ein sehr kleines bisschen. „Hier geht es ums Geschäft. Da nützt mein Charme auch nichts.“ Verdammt.
„Charme nützt auch im Geschäftsleben mehr, als du denkst“, klärte Cecily sie auf.
Samantha seufzte. „Du hast recht. Ich muss wohl rübergehen und mit dem neuen Filialleiter sprechen. Sweet Dreams ist ein wichtiger Bestandteil des Wirtschaftslebens in dieser Stadt. Es ist im Interesse aller, dass die Bank mit uns zusammenarbeitet, um uns durch diese Krise zu helfen.“ Das war genau das, was sie ihm sagen würde. Wenn auf lange Sicht alle davon profitierten, konnte man die Regeln zurechtbiegen.
Sie atmete noch einmal tief durch und redete sich ein, dass sie sich schon viel besser fühlte. Entsetzliche Lügnerin.
„Das klingt schon besser“, meinte Cecily aufmunternd.
„Und ich bringe ihm was aus dem Laden mit“, entschied Samantha. „Wer mag schließlich keine Schokolade?“
„Charme und Bestechung, die besten Freunde einer Geschäftsfrau.“
Das hoffte Samantha zumindest. Sie dankte ihrer Schwester für die Therapiestunde und rief dann über die Büroleitung Elena an.
„Geht es dir wieder besser?“, fragte die.
„Ja“, log Samantha. „Ruf unten bei Luke an und bitte ihn, den allerbesten Präsentkorb zusammenzustellen.“
Um zehn Uhr marschierte Samantha mit einem in Zellophan eingewickelten Präsentkorb, der bis zum Rand mit Köstlichkeiten aus Sweet Dreams Chocolates gefüllt war, in das Bankgebäude. Wenn das Blake Prestons Herz nicht zum Schmelzen brachte – na, dann besaß er kein Herz, das man zum Schmelzen bringen konnte.
Wenn man vom Teufel sprach … Da saß er, am Schreibtisch des Managers in der hintersten Ecke, ein Tackling Dummy mit sandfarbenen Haaren, eingezwängt in einen Anzug. Blake Preston sah eher aus, als könnte er sich bei einer Wrestlingmeisterschaft bewährenals hinter einem Schreibtisch in einer Bank, wo er über das Schicksal von einheimischen Geschäften entscheiden sollte.
Lauren, die am Schalter saß, hieß Samantha mit einem Lächeln willkommen, doch das Lächeln, das sie von Blake Preston erhielt, als sie sich seinem Schreibtisch näherte, war nicht ganz so freundlich. Argwöhnisch war wohl das passendere Wort. Doch selbst ein argwöhnisches Lächeln hätte ihn für eine Zahnpastawerbung qualifiziert. Wow, das war ja ein 1000-Watt-Lächeln. Samantha spürte die elektrische Spannung quer durch den
Weitere Kostenlose Bücher