Schokolade für dich (German Edition)
„aber Sie können doch angesichts dieser extremen Umstände sicher noch einmal eine Ausnahme machen, oder? Wir brauchen nur sechs Monate Zeit, um die Firma neu zu strukturieren.“
„Es tut mir leid“, sagte er ernst. „Ehrlich. Ich wünschte, ich könnte die Frist ausweiten, aber mir sind die Hände gebunden. Sie müssen das Geld irgendwie bis Ende Februar auftreiben.“
„Dazu bräuchte ich ein Wunder“, protestierte sie.
Er zuckte hilflos mit diesen breiten Schultern, die einem großen Felsbrocken glichen. „Wir haben mehrere Kirchen in der Stadt. Ich denke, an Ihrer Stelle würde ich eine davon aufsuchen und anfangen zu beten.“
Samantha kniff die Augen zusammen. „Wissen Sie, Sie haben wirklich einen ziemlich schrägen Sinn für Humor.“
„Das sollte kein Scherz sein“, entgegnete er. „Es tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte Ihnen weiterhelfen, aber ich habe meine Befehle.“
Wo waren sie denn hier, beim Militär? „Sie sind Bankmanager“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Sie könnten mal anfangen zu managen und einen Weg finden, um mit mir zusammenzuarbeiten.“
Er schüttelte den Kopf. „Glauben Sie nicht, dass ich es nicht versucht hätte. Mir ist durchaus bewusst, welchen Stellenwert Ihre Firma in dieser Stadt hat, und ich bin mir über Ihre schwierige Situation schmerzhaft im Klaren.“
„Ach ja?“, grollte sie. Oh, sehr charmant, Samantha.
Na und, wen interessierte es? Ihr Schiff war bereits untergegangen, und sie trieb jetzt hilflos und verzweifelt in eisigen Gewässern. Wie hatte sie nur so dumm sein können, ihm auch noch Leckereien zu schenken, während er dabei zusah, wie sie langsam blau anlief? Alles, was sie je über professionelles Verhalten gelernt hatte, all die gut gemeinten Ratschläge ihrer Schwester, sich charmant zu verhalten, gingen in ihrer aufkeimenden Wut und Verzweiflung unter. Abrupt stand Samantha auf und schnappte sich den Präsentkorb von Blakes Schoß.
Er blinzelte schockiert. „Was …?“
„Es hat keinen Sinn, leckere Schokolade an Leute zu verschwenden, die sie nicht genug schätzen, um sie vor dem Verschwinden zu bewahren.“ Das Friedensangebot, mit dem sie gekommen war, fest an die Brust gepresst, machte Samantha auf dem Absatz kehrt und marschierte aus der Bank.
Sämtliche Bankangestellten musterten Blake Preston. Er fühlte sich wie eine Kakerlake unter einem Vergrößerungsglas. Arnie Amundsen war schuld daran, dass er hier gelandet war, ein Eindringling in einem feindlichen Land.
Natürlich war hier niemand offen feindselig. Dafür waren sie alle zu froh, überhaupt noch einen Job zu haben. Aber durch den höflichen, doch eher lauwarmen Empfang, den man ihm bereitet hatte, durch die Blicke, manchmal nachdenklich (Was zum Teufel willst du hier?) , manchmal verärgert (Wer hat dich gebeten, zurückzukommen und dich in unsere Angelegenheiten zu mischen?) , spürte er, wie unbeliebt er war. Er war hier, um sie vor noch größerem Schaden zu bewahren. Einem Schaden, den ihr geliebter Arnie heraufbeschworen hatte. Und wenn ernicht gekommen wäre, um sich in ihre Angelegenheiten einzumischen, hätten sie keinen Job mehr, verdammt noch mal! Er wusste das, und sie wussten das. Sie ärgerten sich nur darüber.
Und er ärgerte sich über das Gekicher in einer Ecke der Bank, das jetzt abrupt verstummte, darüber, wie Lauren Belgado drüben am Schalter ihr Das-geschieht-dir-recht-Grinsen unterdrückte und sich wieder daranmachte, Heinrich Blum zu bedienen, der eine Einzahlung für den Blumenladen Lupine Floral machte. Und er ärgerte sich über die Köpfe, die schnell gesenkt wurden, damit er das leicht hämische Grinsen nicht sehen konnte.
Er presste die Lippen fest aufeinander, in der Hoffnung, dass sich die Röte, die von seinem Hals bis zu den Wangen aufgestiegen war, dadurch irgendwie vertreiben ließ. Spätestens bis heute Nachmittag um fünf würde die ganze Stadt von dem Treffen mit Samantha Sterling wissen. Natürlich würde niemand die Einzelheiten kennen. Das Einzige, was man weitererzählen konnte, war das, was alle hier gesehen hatten – ihn, wie er sich ganz offensichtlich als Mistkerl aufgeführt und die regierende Schokoladenkönigin verärgert hatte. Toll, ganz toll. Willkommen zurück, Preston. Kaum war er in seine Heimatstadt zurückgekehrt, bewarb er sich schon als oberster Staatsfeind.
Was hätte er denn machen sollen? Er war kein Weltherrscher. Er war Bankmanager, und wenn er diese Bank nicht
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