Schon in der ersten Nacht
erklärte sie verblüfft. "Hältst du oft solche Reden?"
"Wenn ich nur mit dir schlafen wollte, hätte ich es längst tun können, ohne mir Gedanken um dein Seelenleben zu machen", erinnerte er sie. "Aber so rücksichtslos bin ich nicht."
Sie fuhr insgeheim zusammen, als sie seine ärgerliche Miene bemerkte. Es wirkte wie Ironie, dass er in diesem Moment so aussah, als wäre er genau so rücksichtslos, wie er nicht sein wollte. Lindy erbebte. Sam war ein sehr leidenschaftlicher und gefährlicher Mann, und er lebte in einer ganz anderen Welt als sie. Wäre es nicht schrecklich unvernünftig, sich mit ihm einzulassen?
"Was schlägst du vor?" fragte sie ruhig. Beinah hätte ich einen großen Fehler gemacht, und ausgerechnet Sam hat mich davor bewahrt, überlegte sie. Sie musste ihm klarmachen, dass sie an einer Beziehung mit ihm nicht interessiert war.
"Dass wir Freunde sind, liebende oder liebevolle Freunde", antwortete er. "Wir lassen die Dinge sich entwickeln und sehen, wohin es führt. Wenn einer von uns beiden aussteigen möchte ..."
"Dann tut er es einfach", beendete sie den Satz für ihn. Es hörte sich vernünftig an. Doch warum fühlte sie sich dabei so unbehaglich?
Wenn sie sich mit Sam einließ, wäre sie viel zu verletzlich. Aber damit könnte sie umgehen - oder etwa nicht? Konnte sie sich selbst überhaupt noch trauen?
"Ohne daraus eine große Sache zu machen."
"Du meinst, ohne dass es in den Medien breitgetreten wird?" Lindy warf ihm einen herausfordernden Blick zu.
"Auf mich kann ich mich verlassen und auf dich auch, glaube ich."
"Danke. Was machen wir jetzt?" Wieder meldete sich die kleine innere Stimme und warnte sie, dass .es kein gutes Ende nehmen würde. "Ist das alles", sie machte eine weit ausholende Handbewegung, "nicht viel zu wenig spontan?" Die ganze Situation kam ihr zu kompliziert und unüberschaubar vor. Viel einfacher wäre es gewesen, er hätte ihre wahnsinnige Sehnsucht, ihr heftiges Verlangen einfach gestillt.
Als plötzlich das Telefon läutete, stand Lindy auf und eilte ins Wohnzimmer.
"Adam!" rief sie erfreut aus. Und ehe sie überhaupt dazu kam, zu fragen, berichtete er ihr schon, wie es ihrer Schwester ging. Und was er ihr dann erzählte, raubte ihr beinah den Atem. In ihren Augen leuchtete es begeistert auf.
Sam folgte ihr und lehnte sich an die Wand. Mit regloser Miene beobachtete er Lindy. Er war eifersüchtig auf den Mann, der ihr ein so strahlendes Lächeln entlockte. Ich werde Rosalind dazu bringen, mich auch so anzulächeln, nahm er sich fest vor.
"Das war Adam", erklärte sie fröhlich, nachdem das Gespräch beendet war.
"Wer, zum Teufel, ist Adam?"
"Mein Schwager, das habe ich dir doch erzählt", erwiderte sie und merkte gar nicht, wie ungeduldig sie klang. "O Sam, Anna bekommt ein Baby - nein, Zwillinge sogar. Ist das nicht wunderbar?"
Lachend und schluchzend zugleich lief sie durch den Raum und warf sich Sam an den Hals. Er reagierte so, wie es sich gehörte, er wirbelte sie enthusiastisch im Kreis herum.
"Ja, das finde ich auch", stimmte er schließlich zu. "Warum weinst du denn?"
"Weil ich so glücklich bin."
"Entschuldige, das war eine dumme Frage." Er strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht.
"Was hast du vor?" fragte sie, als er sie plötzlich aus dem Zimmer trug.
"Ich bin spontan." Er lächelte sie ganz hinterhältig an. "Sehr spontan sogar." Und als er dann die Tür zu seinem Schlafzimmer aufstieß, sah Lindy ihm an, wie zufrieden er mit sich war.
"Wollten wir uns nicht erst besser kennen lernen?"
"Eins musst du dir merken: Manchmal bin ich völlig unberechenbar", antwortete er und legte sie behutsam aufs Bett. "Und manchmal überschätze ich mich selbst - und passe mich den sich verändernden Umständen an."
Sein eindringlicher Blick ließ Lindy erbeben, und heftiges Verlangen breitete sich in ihr aus. "Gut, dass du mich gewarnt hast", erwiderte sie atemlos, während er den Gürtel ihres Bademantels öffnete.
4. KAPITEL
Obwohl sie sehr erschöpft war, konnte Lindy nicht einschlafen. Die Nacht war schwül, und die Vorhänge vor dem offenen Fenster bewegten sich kaum.
Sie ließ die Finger sanft über Sams muskulösen Körper gleiten, über seine Schultern, seine Brust bis zu seinem flachen Bauch. Als er sich im Schlaf umdrehte und sich enger an sie schmiegte, beendete sie die Entdeckungsreise.
Es war kein Traum, sondern herrliche Wirklichkeit, Sam Rourke war ihr Liebhaber. Als müsste sie sich selbst davon überzeugen, durchlebte sie
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