Schon wieder Greta!

Schmetterlingen. Da spricht mich so ein Typ an. Ziemlich offen und spontan – du weißt ja, sonst lass ich mich nicht so einfach anquatschen, aber der Typ war irgendwie anders. Er hieß Marc, war weißer Südafrikaner, sechsunddreißig Jahre alt, ledig, ohne Kinder - das hab ich alles schon von ihm im Botanischen Garten erfahren. Wir haben uns sofort super unterhalten. Als würden wir uns schon ganz lange kennen, hätten aber nur den Kontakt zueinander verloren. Glaubst du eigentlich an so was wie Seelenverwandtschaft?«
    »Mich darfst du das nicht fragen, Nathalie. Ich bin doch eher die Verkopfte von uns beiden. Aber erzähl erst mal weiter.«
    »Na ja, wir reden und reden und wandern den ganzen Nachmittag in diesem Traum von Garten umher. Claude hatte schon gesehen, dass ich da jemand kennengelernt habe und mir ein Zeichen gegeben, dass alles okay für ihn geht. Für den nächsten Abend haben Marc und ich uns dann auch noch spontan verabredet. Hört sich total unwirklich an, oder? Am nächsten Tag wollte ich zunächst unbedingt auf den Tafelberg und Claude hat die Tour mit mir gemacht. Absolut atemberaubend. Du musst die Fotos sehen! Auf jeden Fall hatte ich dann am Abend dieses Date mit Marc. Ich war total erledigt von der Tagestour, hatte einen fetten Sonnenbrand, weil ich Kuh mich nicht genug eingecremt hatte. Aber dann bin ich wie auf Wolke sieben durch den Abend geschwebt. So was hab ich wirklich noch nie erlebt. Es war fast surreal. Wenn ich das in einer Schnulze lese – okay, dann ist das ja erfunden – aber ich habe es wirklich erlebt. Es war ein Abend des kompletten Zaubers. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten, unsere Lebensansichten, unsere Werte. Ich konnte wirklich alles ansprechen. Hör mal, kannst du dir das irgendwie vorstellen? Echt abgefahren, unrealistisch. Wäre da nicht der Sonnenbrand, der sich jetzt schält, ich würd’s mir selbst nicht glauben. Aber es geht noch weiter.«
    »Na, erzähl schon.«
    »Er hat mich dann nach dem Abend nach Hause gebracht. Claude hat ihn noch hereingebeten und uns dann allein gelassen. Und Marc ist die ganze Nacht bei mir geblieben.«
    »Und - wie war’s?«
    »Wir hatten nichts.«
    »Was? Nichts ? Das geht doch gar nicht. Konnte er nicht? Oder ... du etwa?«
    »Nein, Greta. Ganz anders! Wir hatten keinen Sex, weil er mit sechsunddreißig noch Jungfrau ist. Stell dir das mal vor! Er wartet auf die Eine, die Richtige. Marc ist tief gläubig, katholisch und geht dreimal die Woche in die Bibelstunde. Na, was sagst du jetzt?«
    »Keine Ahnung. Du willst mich verscheißern, oder? Das gibt's doch gar nicht. Jungfrau ? Ein Typ ?!«
    »Doch, es ist wahr. So wie ich jetzt hier neben dir sitze, so wahr ist es. Kein Sex. Nada. Nix. Wir haben die ganze Nacht wach, oder besser schlafend und kuschelnd zusammen im Bett verbracht.«
    »Und dann, was ist dann passiert? Du bist doch länger weg gewesen.«
    »Also ich hab mir dann 'ne Mobilfunkkarte für Südafrika organisiert. Claude hatte eine kleine Safaritour geplant und die wollte ich nun wirklich nicht absagen. Aber ich wollte auch in Kontakt mit Marc bleiben. Der Typ hat mich wirklich fasziniert. Der erste Stopp der Tour hat uns an eine Lodge geführt, irgendwo mitten in der Pampa. Toll, sag ich dir! Als wir da ankamen, bin ich fast aus allen Latschen gekippt. Erst die Tafelbergtour, dann die Nacht ohne Schlaf mit Marc und jetzt den ganzen Tag im Jeep. Alles ein bisschen viel. Als ich dann irgendwie wieder zu Kräften kam und mein Handy gecheckt hatte, war da eine Nachricht von ihm:
    Wish you were here!
    Du kannst dir denken, dass ich nur noch dahingeschmolzen bin. Dann klopft es an der Zimmertür. Ich geh hin und denk, mich trifft der Schlag. Marc steht davor. Ich hab die Zimmertür aus Reflex gleich wieder zugeschlagen. Marc steht vor der Tür , ruf ich zu Claude im Nebenzimmer, da war 'ne Durchgangstür, weißt du, er konnte mich gut hören. Was soll ich jetzt tun? Und er ganz pragmatisch: Aufmachen! Ich war irgendwie total blöd in der Birne. Konnte eins und eins nicht mehr zusammenzählen. Na ja. Das Ende vom Lied ist: Kurz entschlossen habe ich die Tür aufgemacht und wir haben die zweite Nacht ohne Sex miteinander verbracht.«
    »Was, wieder kein Sex? Sag mal, ist der normal ? Wie bist du dir denn da vorgekommen?«
    »Ja, war irgendwie schon komisch. Ich hätte schon gern mehr gehabt. Er hat einen tollen Körper, das hatte ich schon alles gesehen und gefühlt. Aber mehr eben nicht. Okay, es war immerhin nahe an