School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
hineingehen. Wir werden hier warten und Sie danach auf Ihr Zimmer begleiten«, erklärte er.
Ich bedankte mich und verschwand im Waschraum.
Dort warf ich meine Kleider auf eine Bank und zog mich anschließend aus. Dann stellte ich mich vor den Spiegel und begutachtete mein Gesicht. Die Strapazen der letzten Tage waren mir noch anzusehen. Die dunklen Ringe unter meinen Augen waren ein deutliches Indiz dafür.
Mein Blick wanderte zu meinen Brüsten, zwischen denen der Anhänger baumelte. Ich nahm das Schmuckstück in die Finger und betrachtete es etwas genauer. Er war unglaublich filigran gearbeitet.
Das Pentagramm bestand ausschließlich aus ineinander verwobenen Knoten, was es sehr edel wirken ließ. Ich war so vertieft in den Anblick, dass ich nicht bemerkte, wie jemand hinter mich trat.
»Lucy!«, hörte ich eine Stimme flüstern. Ich quiekte erschrocken auf und fuhr herum.
»Mona?«, entfuhr es mir erstaunt, als ich meine Freundin erkannte. Stirnrunzelnd wanderte mein Blick zur Tür. Wie in Gottes Namen hatte sie es geschafft, unbemerkt an den Wächtern vorbeizukommen?
»Ich habe gehofft, dich im Waschraum anzutreffen«, sagte sie leise.
»Wie bist du hier hereingekommen? Draußen stehen ...«, begann ich, doch meine Freundin legte den Zeigefinger auf ihre Lippen, und ich verstummte.
»Nicht so laut«, warnte sie mich und sah prüfend zur Tür. »Ich musste mich nicht an deinen Aufpassern vorbeischleichen, weil ich schon die ganze Zeit hier war«, verriet sie schelmisch grinsend.
Ich zog beide Augenbrauen nach oben.
»Das ist unmöglich. Einer der Wächter hat sich hier umgesehen, und soweit ich erkennen kann, gibt es weit und breit nichts, wo du dich hättest verstecken können«, widersprach ich und machte eine ausschweifende Handbewegung.
»Ich musste mich nicht verstecken, weil ich einen Zauber benutzt habe«, erklärte sie stolz.
»Was denn für einen Zauber?«
»Einen, bei dem ich unsichtbar werde«, kicherte sie.
»So etwas kannst du?«, fragte ich erstaunt.
Sie nickte heftig.
»Zugegeben, ich habe die ganze Nacht geübt, und es ist mir ehrlich gesagt erst in den frühen Morgenstunden gelungen, aber jetzt beherrsche ich ihn. Anfangs wurden nur Teile von mir unsichtbar, was ziemlich lächerlich ausgesehen hat, wie du dir vorstellen kannst.«
Ich betrachtete meine Freundin und stellte fest, dass auch sie dunkle Augenringe hatte.
»Du hast nicht viel geschlafen, oder?«, wollte ich wissen. Sie seufzte und schüttelte den Kopf.
»Um ehrlich zu sein, gar nicht. Erst haben diese finsteren Wächter mich geschlagene zwei Stunden befragt, und dann habe ich den Rest der Nacht damit zugebracht, diesen Unsichtbarkeitszauber zu lernen.«
»Die haben dich anscheinend ganz schön in die Mangel genommen.« Plötzlich tat mir meine Freundin leid.
Wieder grinste sie und machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Halb so wild. Nachdem ich erfahren habe, dass es einen Verräter unter uns gibt, war ich natürlich sofort bereit zu helfen. Das Einzige, was mich wirklich fertigmacht, ist die Tatsache, dass Mrs Jackson mich in ein anderes Zimmer verlegt hat. Wie kann sie uns denn nur auseinanderreißen?«, sagte sie mit anklagender Stimme.
Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um nicht herauszuplappern, dass ich gegen diese Verlegung eigentlich gar nichts einzuwenden hatte.
»Das wird schon wieder. Spätestens heute Abend ist der Spuk vorbei«, versicherte ich ihr.
Mona sah mich verwirrt an.
»Wie meinst du das?«
Ich beugte mich zu ihr und erklärte mit verschwörerischer Stimme:
»Sie ziehen einen Mentalisten hinzu.«
Meine Freundin riss entsetzt die Augen auf.
»Einen Mentalisten?«, wiederholte sie ängstlich, und ihr Gesicht wurde aschfahl.
Ich legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
»Sieh es doch mal positiv. Der Mentalist wird schnell herausfinden, wer etwas zu verbergen hat. Vielleicht bleibst du verschont, weil sich schon vorher herausstellt, wer der Verräter ist.« Mona nickte, schien aber nicht überzeugt.
Ein Schwall modrigen Geruches stieg mir in die Nase, und ich begriff, dass ich es war, die so seltsam roch.
»Ich springe mal eben unter die Dusche, sonst werde ich noch von meinem eigenen Gestank ohnmächtig«, witzelte ich und stieg in eine der Duschparzellen.
»Ist gut«, murmelte Mona geistesabwesend.
Ich seufzte zufrieden, als das warme Wasser auf meinen Körper niederprasselte und die letzten Spuren unseres Ausflugs hinwegspülte.
Mona hatte sich unterdessen
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