Schossgebete
Eigentlich wieder Kind sein.
Ich beobachte meinen Mann. Er ist sehr ordentlich, viel ordentlicher als ich. Hat er von seiner Mutter gelernt. Obwohl sie sehr frauenfeindlich ist, hat sie ihrem Sohn alles beigebracht, was den Haushalt betrifft, wahrscheinlich damit er niemals von einer Frau abhängig sein müsste. Deswegen kann er alles besser als ich. Meine Mutter hat mir im Haushalt nichts beigebracht, damit ein Mann niemals wegen meiner haushälterischen Fähigkeiten mit mir zusammensein wollen würde. Das hat auch gut geklappt. Er ist mit mir zusammen, weil er mich liebt, völlig unabhängig davon, was ich kann, außer vielleicht dem Blasen, das spielt bestimmt eine Rolle. Bestimmt. Aber sonst nichts.
Es ist oft ein Thema zwischen uns: das Aufräumen. Für die Liebe versucht er mir entgegenzukommen, und ich versuche ihm entgegenzukommen. Das bedeutet, dass ich immer ordentlicher werde und er immer unordentlicher. Wir arbeiten auf jedem Gebiet an uns, um das Unmögliche möglich zu machen: für immer zusammenzubleiben. Geben uns immer beide wahnsinnige Mühe, dass der andere auch immer kommt. Er sorgt dafür, dass ich mehrmals komme, bei fast jedem Sex. Ich kann ja nur dafür sorgen, dass er einmal kommt, dann war es das ja, bei Männern ist das eben etwas ärmlicher, was die Orgasmusfähigkeit angeht.
Er sieht meinem Vater sehr ähnlich. Er sieht aus wie ein alter Mann, das ist ja das Schöne. Ich kaufe ihm immer noch Sachen, in denen er älter aussieht, weil ich mittlerweile finde, dass er ruhig noch älter sein könnte. Frau Drescher sagt, ich soll lieber aufhören, diesen Vaterkomplex noch weiter auszubauen. Ich soll lieber meinen Mann in meinem Mann sehen und nicht meinen verlorenen Vater. Das kann ich aber noch nicht. Ich hatte schon die Idee, ob ich mir nicht einen viel, viel älteren Liebhaber suche, um eventuell diesen Vaterkomplex von meinem Mann zu lösen, damit wir einfach nur als Mann und Frau zusammen sein können und nicht auch als Vater und Kind. Das klingt für mich und auch eigentlich für meinen Mann und bestimmt auch für Frau Drescher wie ein guter Plan. Auch wenn mein Mann das bestimmt lange nicht einsehen wird. Das wird der schon. Irgendwann.
Ich habe ja viele Probleme, aber das eine gehört nicht dazu: dass ich nicht dumm rumsitzen kann, wenn jemand anderes um mich rum aufräumt.
Mein Mann trägt richtig gute Alte-Männer-Sechzigerjahre-Klamotten, hat einen großen Schwanz, der sich immer durch die Hose abzeichnet, wie bei meinem Vater auch. Das macht ihn, glaub ich, so entspannt, wie es mein Vater auch immer war. Reich und genital gut bestückt. Das macht einen Mann extrem locker. Keine Profilneurose nötig! Er muss nichts darstellen, was er nicht ist, muss nie hochstapeln oder mit Krieg von irgendwas ablenken, wie Sarkozy zum Beispiel. Ist ein richtiger starker Kerl. Auch wenn er grad da vor mir den ganzen Haushalt schmeißt. Ich liebe ihn doch wahnsinnig. Ich würde alles für ihn tun. Außer treu sein, natürlich.
Er ist jetzt in der Küche und räumt die Spülmaschine aus. Das ist absolut seine Aufgabe, ich mache das fast nie, es ist immer schon erledigt, wenn ich es mal machen will. Wenn ich so darüber nachdenke, wie wir zusammengekommen sind, konnte ich doch nur ahnen und überhaupt nicht wissen, wie gut sein Schwanz in mich reinpasst. Aber wer weiß? Ich traue unseren tierischen Instinkten eine Menge zu, vielleicht habe ich das gerochen? Wie perfekt er in mich reinpasst und mit seiner Biegung jedes Mal den G-Punkt trifft. Glück kann das doch nicht sein. Ich glaube an Zufall oder tierische Instinkte, eins von beiden war es, mehr nicht! Frau Drescher meint übrigens, der G-Punkt und seine Existenz seien nur eine Glaubensfrage. Es gibt viele sich widersprechende Theorien darüber, es ist nicht abschließend erforscht, ob und wo es ihn gibt. Gut, dann gibt es wenigstens eine Sache, an die ich gerne glaube, die nicht beweisbar ist.
Die größte Herausforderung für mich, als wir zusammengekommen sind, war natürlich mein Stiefkind. Ich hatte ja nur schlechte Erfahrungen gemacht mit Stiefvätern oder -müttern. Entweder musste ich sie auf Knopfdruck für die Mutter lieben oder sofort für tot erklären, wenn die Mutter sich wieder mal entliebt hatte. Meine Herausforderung mit meinem Stiefsohn Max, der auch noch genauso alt ist wie Liza, war, alles besser zu machen als meine Stiefväter und meine schlimme Stiefmutter. Ziemlich schnell stellte sich heraus, dass das nicht so einfach
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