Schoßgefluester
nichts zu sagen. Es ist besser für dich, wenn du dich jetzt verpisst, sonst ...«
»Veronika!«, rief plötzlich die Gefesselte so durchdringend, dass Franka und ihre Konkurrentinnen erschreckt zusammenfuhren. Nur einen Augenblick später kam die Stabilere der beiden Barkeeperinnen um die Spanische Wand herum, packte sowohl Franka, als auch die andere Frau fest am Arm und sagte entschieden: »Das war's für heute! Kommt wieder, wenn ihr besseres Benehmen an den Tag legt. Wo der Ausgang ist, wisst ihr ja wohl!«
Franka war völlig perplex. Als sie den Raum eilig verließ, spürte sie viele Blicke auf sich ruhen. Der anderen Frau schien es ebenfalls peinlich zu sein, dass sie gerade rausgeschmissen wurde. Sie verfiel sogar in einen Laufschritt und eilte den Gang entlang und die Treppen hinauf, wohl um Franka vor den Umkleiden nicht mehr zu begegnen.
Als Franka selbst schließlich das »Schoßgeflüster« verlassen hatte, fluchte sie vor sich hin. Das war wirklich mies gelaufen und sie entschied, von nun an das »Schoßgeflüster« lieber zu meiden.
Sie holte gerade ihr Handy hervor, um ein Taxi zu rufen, als ihr eine Hand auf die Schulter gelegen wurde.
» Na, das war ja eine echt peinliche Nummer.« Alessa, die Barkeeperin sah sie an und schüttelte den Kopf, dass ihre zweifarbigen Haare nur so flogen. Einen Moment lang bekam Franka Panik, weil die andere sie erkannt hatte.
»Dann kann ich meine Maske ja demnächst direkt in der Umkleide lassen«, murmelte sie bitter. Alessa schüttelte den Kopf. »Nein, die bringt schon was. Ich hätte dich nicht erkannt, wenn ich dir nicht nach der Sache eben sofort gefolgt wäre. Du hast echt Scheiße gebaut! Ich habe dir doch gesagt, du sollst wegen Bonita vorsichtig sein.«
Franka spürte einen Stein in ihrem Magen. Die Barkeeperin hatte das alles also doch mit angesehen. Vermutlich war sie heute ebenfalls als Gast im Club gewesen, ohne, dass Franka sie bemerkt hatte. Sie musste es ihr irgendwie erklären – ihr klarmachen, dass sie sonst nicht so war. Franka steckte das Handy wieder weg und rang um eine Antwort. Dann war sie selbst jedoch völlig erstaunt über ihre eigenen Worte.
» Ich glaube, ich habe mich in Bonita verliebt.«
Nun brach Alessa in schallendes Gelächter aus. Es dauerte etwas, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
»Verliebt? Was soll die Scheiße denn? Du weißt aber schon, dass das »Schoßgeflüster« ein Sex-Club ist, und kein Treff für einsame Herzen, die sich die Partnerin für's Leben wünschen, oder?«
» Ja, das weiß ich natürlich. Ach … vergiss es. Es war nur … keine Ahnung. Ich rede Unsinn. Das Ganze ist mir wirklich verdammt unangenehm.«
Alessas Blick wurde nun weicher. »Komm ich fahre dich nach Hause. Aber nicht, dass deine Gedanken wieder Amok laufen. Ich habe eine feste Freundin. Sie akzeptiert, dass ich im Club arbeite und auch meinen Spaß habe, aber wenn sich jemand in mich verliebt, kratzt sie ihr die Augen aus. Daher nochmal mein gut gemeinter Rat: verliebe dich in niemanden aus dem Club!«
Franka hätte sich selbst ohrfeigen können. Sie hatte sich heute wirklich total lächerlich gemacht.
Während Alessa sie heimfuhr, sprach sie kaum ein Wort. Erst, als sie aus dem Wagen stieg, sagte sie: »Vielen Dank für's Fahren. Ich werde den Club nicht mehr besuchen.« betrachtete donetz
Alessa lachte. »Ist klar! Dann bis zum nächsten Mal. Wir wissen doch beide, dass du längst süchtig bist. Auch wenn du es lieber romantisch sehen willst und auf Bonita projizierst.« Sie lehnte sich rüber und zog die Beifahrertür zu, ehe Franka etwas erwidern konnte, dann brauste sie davon.
Diesmal waren nicht Frankas Strümpfe zerrissen, und auch ihr Höschen trug sie noch – aber ihr war etwas viel Wichtigeres abhanden gekommen: ihr Stolz.
»Das war so absolut, absolut, ABSOLUT dämlich, Franka!«, schimpfte sie, als sie ihre Wohnung betreten hatte. Sie kickte ihre Highheels von den Füßen und ließ sich auf die Couch sinken. Wie hatte ihr so etwas nur passieren können? Wo war die souveräne Geschäftsfrau nur geblieben? Hatte Alessa etwa Recht? War sie süchtig nach den Besuchen im »Schoßgeflüster«? Ging so etwas überhaupt so schnell? Oder war es doch der Gedanke an Bonita? Immerhin hatte Franka nur wegen ihr so überreagiert.
Es wurde Zeit, eine längere Ruhepause einzulegen, als nur einen Tag Club-Abstinenz. Die Vorstellung gefiel Franka ganz und gar nicht, aber das war wohl das Einzige, was ihr übrig
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