Schottische Ballade
lächelte grimmig, doch tat er, wie ihm geheißen, wand das Seil zu einer kleinen Rolle und verstaute sie unter dem Strohsack. „Warum bist du hier? Nicht, dass ich es im Geringsten bedaure, doch...“
„Eneas ließ Männer zurück, um die Ställe und die Burg zu bewachen. Ich glaube, er hegt einen Verdacht.“ Kurz berichtete sie Lion über den Aufruhr, den sie und seine Männer angerichtet hatten.
„Das war sehr klug von dir. “ Er zog sie in seine Arme und beugte den Kopf. Ehe er sie küssen konnte, erscholl auf dem Gang vor dem Gemach lautes Geschrei.
„Das klingt wie Alexander.“ Rowenas Herz begann zu rasen. „Rasch aus deiner Kleidung und ins Bett.“
Während er seinen Schwertgurt löste, öffnete Rowena die Spange, die den Tartan an der Tunika festhielt. Sechs Fuß Stoff fielen zu Boden. Lion zwängte sich aus dem Kettenhemd, öffnete die Truhe und warf es hinein.
„Schnell! Schnell!“ rief Rowena. Die Stimmen auf dem Gang wurden lauter und kamen immer näher. „Zieh dich aus und rasch ins Bett.“
Lion lächelte frech. „Ah, wie sehr habe ich davon geträumt, dass du diese Worte sagst, liebste Rowena, doch ich hatte gehofft, wir wären ungestörter.“
„Oh, du närrischer Mann. Bist du niemals ernst? Willst du, dass sie dich ergreifen?“ Sie zog die Decke weg und warf den Haufen schmutziger Kleider zu Boden. „Hinein mit dir.“
„Passt auf ... Ihr könnt hier nicht hinein“, sagte Red Will.
„Zur Hölle mit dir, ich gehe, wo es mir gefällt. “ Es war Alexander.
Lion fluchte, befreite sich von der Tunika und ließ Rowena für einen Augenblick einen atemraubenden Blick auf seinen schlanken, gebräunten Körper werfen, ehe er unter der Decke verschwand.
„Mylord lag die ganze Nacht krank danieder“, beteuerte Will auf der anderen Seite der Tür.
„Ha! Ich habe allen Grund, anzunehmen, er ist nicht hier und war es niemals“, brüllte Eneas. „Nun tritt beiseite.“
„Lion“, flüsterte Rowena. „Was wirst du tun?“
„Die Sache durchstehen. Du setzt dich am besten neben mich. Du siehst ein klein wenig blass aus.“
Rowena sank auf den Rand des Bettes nieder. Ihr Herz raste. Sie blickte zur Tür und wartete auf den Augenblick, da der Earl hereinstürmte und Lion als Spion entlarvte. Was, wenn diese List nicht gelang? Wenn sie ihn an den Galgen brächten? Heilige Maria, wie könnte sie es ertragen, ihn ein zweites Mal zu verlieren?
„Ruhig, Liebste. Du hast bisher gute Arbeit vollbracht. Wir werden das schon durchstehen, du und ich. “ Er nahm ihre eiskalte Hand und küsste sie sanft. „Nun leg deine Hand an meine schmerzende Stirn und tu so, als wolltest du mich mit deiner Liebe ein wenig trösten.“ Er blinzelte ihr zu, dann rief er aus: „Wer, zur Hölle, ist da?“
Für einen Moment trat Stille ein.
„Das ist eine List“, sagte Eneas. „Es ist einer seiner Männer.“ Die Tür flog auf. Eneas trat über die Schwelle, gefolgt von Georas und Alexander. Ein Dutzend Männer folgte ihnen. Sie reckten die Hälse, um zu sehen, was vor sich ging.
„Was hat dies zu bedeuten?“ Rowena beugte sich vor und legte ihren Arm beschützend um Lion.
Alexanders Blick verdüsterte sich. „Ihr sagtet doch, jemand habe Lion im hinteren Garten gesehen.“
„Ja.“ Eneas wandte sich um. „Clem? Komm herein.“
Der Mann schob sich durch die Menge und trat an die Seite seines Herrn. „Ich sah ihn herumschleichen, keine fünf Minuten zuvor.“
„Wirklich?“ Lion hob eine schwarze Augenbraue und betrachtete das magere Gesicht mit Verachtung. „Nun, wie kann das sein, wenn ich hier bin und meinen Streit mit Lady Rowena beilege?“
„Mylord war die ganze Nacht hier“, betonte Red Will fest. „Er war sehr krank. Die Lady denkt, das Ale war verdorben.“ Alexanders wütender Ausdruck wich, doch in seinen Augen war Vorsicht erkennbar. „Niemand sonst ist krank geworden.“ „Niemand sonst hat so viel getrunken.“
„Du siehst recht gut aus“, sagte Georas.
Lion lächelte schwach. „Dank den Bemühungen Rowenas.“ „Ich bin froh, dass es Euch besser geht“, sagte Alexander knapp. Er klang nicht erfreut.
Lion hoffte, es war bloß verbliebener Ärger über den fehlgeschlagenen Angriff und kein Zeichen dafür, dass er in Ungnade gefallen war. „Es tut mir Leid, dass ich bei dem Angriff nicht dabei war. Lady Rowena berichtete mir, Ihr seid ausgeritten, um ... “
„Es war eine verdammte Zeitverschwendung. Jemand hatte sie gewarnt. Wenn ich herausfinde, wer es
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