Schottische Ballade
war ...“ Alexanders Blick wurde wieder zornig, und in seinen Augen brannte Blutgier. „Er wird wünschen, er wäre niemals geboren worden.“ Er wandte sich um und bahnte sich seinen Weg durch die Menge.
Eneas und Georas folgten langsam. Ihre Blicke waren misstrauischer, als es der Alexanders gewesen war.
Nachdem alle bis auf die Sutherlands das Gemach verlassen hatten, seufzte Red Will und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Verdammt.“
„Ja, das war knapp.“ Bryce war weiß im Gesicht wie frischer Schnee.
„Zu knapp.“ Lion zwang sich zu einem Lächeln, als er sich im Kreis der besorgten, erschöpften Männer umblickte. Jeder, er selbst eingeschlossen, war erschöpft. Später war noch Zeit genug für Fragen, Antworten und Ränkeschmieden. Außerdem wäre es verdächtig, wenn er sich jetzt mit seinen Männern zurückziehen würde. „Danke für alles, was ihr in dieser Nacht tatet. Nun geht in eure Betten, denn ihr habt Ruhe verdient.“
„Doch ...“, begann Bryce.
Lion schüttelte den Kopf. „Später, mein Freund“, sagte er sanft.
Bryce nickte finster. „Wir werden Wache vor deiner Tür halten. Soll ich Lady Rowena in ihr Gemach bringen?“
„Ich fürchte, so weit kann ich nicht gehen“, sagte Rowena mit zittriger Stimme.
13. KAPITEL
Obgleich die Gefahr gebannt war, zitterte Rowena immer noch.
„Beruhige dich, Liebste.“ Lion zog sie in seine Arme, ihr Kopf lag auf seiner Brust, nur die Decke und ihr Gewand trennten sie voneinander.
Ihre Körper schienen eins zu werden. So musste es sein, so war es immer gewesen. Dieses Bewusstsein trieb ihr Tränen in die Augen. Sein männlicher Duft und die Kraft seiner Umarmung schienen ihre Vernunft zu verhöhnen. Seit Tagen schon wurde sie von diesen Erinnerungen gequält. Wie im Wahnsinn fühlte sie sich Tag und Nacht davon gehetzt. Träume waren nur ein schwacher Ersatz für die Wirklichkeit, denn sein Herz schlug im gleichen Takt wie das ihre, sein Atem streifte ihre Wange, und seine Hand strich über ihr Haar.
Ja, es war Wahnsinn, zu verweilen, wo sie nicht bleiben konnte. Sie regte sich widerstrebend. „I...ich muss gehen.“
„Nein.“ Er zog sie wieder an sich. Seine Finger wühlten in ihrem Haar, lösten die Zöpfe, ohne dass sie es merkte. „Wie die Farben des Herbstes im Hochland“, sagte er und strich über ihre seidenweichen Strähnen. „Wusstest du, wie oft ich von dir träumte?“
„Lion ..."
„Träumst du von mir? Von uns?“ Seine Stimme war sanft, verlockend.
„Ja“, wisperte sie, ehe sie das Wort zurückhalten konnte.
„Was tun wir in deinen Träumen?“
Geheime Phantasien kamen ihr in den Sinn - dunkle, verbotene Gedanken. Sie konnte es ihm nicht sagen, doch eine verräterische Röte überzog ihr Gesicht.
Sie erwartete von ihm, dass er lachte oder lächelte. Statt dessen verdunkelte sich sein Blick. „Ja, bei mir ist es ebenso. Meine Begierde für dich ist so stark, dass der Wunsch nach dir mich beinahe verrückt macht. Komm zu mir, Rowena, geben wir uns, was wir beide wollen.“
„Ich kann nicht.“ Ihre Stimme war so schwach wie ihr Entschluss. „Ich kann dich nicht lieben.“ Sie betete um die Kraft, sich von ihm ab wenden zu können, doch seine funkelnden Augen hielten sie im Bann.
„Du könntest, wenn du selbst es wolltest. Doch ich bin ein verzweifelter Mann. Ich nehme, was ich bekommen kann. Du sagst, du kannst mich nicht lieben, doch du begehrst mich. Lassen wir das genug sein.“
„Was ... was meinst du damit?“
„Wir beide sind zerrissen von der ungelösten Leidenschaft zwischen uns. Spenden wir uns Freude und Trost, so gut wir können.“
Rowena zögerte. Ihr Herz pochte so sehr, dass sie kaum denken konnte. Vor wenigen Tagen hätte sie zurückgewiesen, was er ihr bot. Doch das war, ehe sie erfahren hatte, dass er sie nicht mutwillig verlassen hatte. Das war, ehe sie gemerkt hatte, welch edler Mann er nun war - stark, tapfer, klug und mitfühlend. Und bevor sie begriffen hatte, wie sehr sie sich nach ihm verzehrte. Er machte sie wütend, er brachte sie zum Lachen und dazu, nachzudenken. Er hauchte ihr neues Leben ein.
Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er ihr wahrer Gefährte war. Die andere Hälfte ihrer Seele. Doch er war ihr verwehrt, durch den Pakt, den sie geschlossen hatte, um ihren Sohn zu retten. In ein paar Tagen musste sie Blantyre verlassen und würde Lion niemals wieder sehen. Die Zukunft breitete sich vor ihr aus wie ein rauer, trostloser Hochlandwinter.
„Wir haben
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