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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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werden. Rowena war enttäuscht. Sie konnte die Freundin schwerlich besinnungslos schlagen oder sie wie ein Ferkel zusammenschnüren, das zum Markt gebracht wurde. Ein Einfall kam ihr, als ihr Blick auf das Arzneischränkchen fiel, das Felis ihr geliehen hatte, als Lion krank gewesen war.
    „Dann lasst mich Euch wenigstens etwas gegen Eure Kopfschmerzen und die steifen Glieder geben“, sagte Rowena. Was konnte besser sein, als sie von hier fortzubringen? Sie stand auf und stöberte in dem Kästchen herum. Sie wählte ein Päckchen Mohnpulver, mischte es mit etwas gewässertem Wein und flößte Glenda den Trank ein.
    Die Lady war bereits in Schlaf gefallen, ehe Rowena fertig war, den Becher zu waschen und abzutrocknen.
    Seufzend zog sie die Decke bis an das Kinn der Freundin, dann begann sie, die wenigen Dinge zu packen. Da sie das Kätzchen nicht einfach sich selbst überlassen wollte, fertigte sie aus einem Stück Stoff eine Tasche. Sie hatte gerade den letzten Stich getan, als Lion eintrat.
    Rowena stürzte auf ihn zu. „Oh, Lion. Ich war so besorgt um dich.“ Sie legte die Arme um ihn und hielt ihn fest.
    „Und ich um dich.“ Er erwiderte ihre Umarmung so heftig, dass sie kaum atmen konnte. „Hast du gepackt?“
    „Ja.“ Sie nahm Abstand und betrachtete sein Gesicht im Kerzenschein. „Doch wird er uns ziehen lassen?“
    Lion nickte, sein Ausdruck fest und entschlossen. „Er denkt,  wir reiten nach Kinduin, um die Männer meines Vaters zu versammeln.“
    „Doch wir gehen nicht dahin?“
    „Nein. Wir gehen nach Glenshee. Der Turm ist kleiner, doch nahezu uneinnehmbar. Sind wir erst einmal darin, so sind wir sicher genug, bis Vater und ich entschieden haben, was wir als Nächstes tun.“
    Rowena trat zurück und schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht mit dir gehen. Ich muss zurück nach Hillbrae und zu meinem Sohn.“
    „Ich habe bereits Wes und die Männer, die in den Hügeln waren, losgeschickt, um sie wegen des Aufrufes zu warnen.“ „Paddy wird Angst haben. Ich muss zu ihm.“
    „Es ist zu gefährlich. Du musst mir vertrauen, dass ich das Richtige entscheide.“
    Sie nickte, doch es gefiel ihr nicht.

15. KAPITEL
    Es war am vierten Tag, nachdem sie Blantyre verlassen hatten, und die Nacht war beinahe schon hereingebrochen. Lion führte den kleinen Reitertrupp durch eine enge Schlucht, die auf beiden Seiten von steilen Felsen begrenzt war.
    „Sieh, da ist Glenshee.“ Er beugte sich zu Rowena und zeigte geradeaus zum höchsten Gipfel des Berges.
    „Wo? Ich sehe nichts als Felsen und Himmel.“
    „Gienshees Zwillingstürme sind fast unsichtbar. Sie gehen in den grauen Fels über, aus dem meine Urahnen vor vielen Generationen die Burg herausgehauen haben.“
    „Es ist ein wildes Land“, sagte Rowena, doch in den Worten schwang Ehrfurcht, nicht Angst, als sie um sich blickte.
    „Ja.“ Lion betrachtete prüfend ihr vom Wind gerötetes Gesicht, das zerzauste Haar und die strahlenden Augen. Noch nie hatte sie so schön ausgesehen. „Und ich habe dich zu schnell hierher gehetzt, doch ..."
    „Das hast du getan.“ Sie lächelte schwach. „Um die Wahrheit zu sagen, obwohl uns Alexanders Wölfe vielleicht auf den Fersen sind, habe ich den Ritt genossen. Es ist schon einige Zeit her, seit ich die Sonne im Gesicht spürte und den Wind in meinen Haaren. Ich liebe es, unter den Sternen zu lagern und Rebhühner zu essen, die über dem Lagerfeuer gegart wurden.“
    „Ja, Heckie kann mit Federvieh umgehen.“
    „Ja. Die einzige Sache, über die ich klagen muss, sind die Schlafverhältnisse.“ Sie hob schalkhaft die Augenbrauen.
    „Ja, nun ...“ Lion fühlte, wie sich sein Gesicht mit Röte überzog. „Ich war nicht gerade erfreut, dass Lady Glenda das Nachtlager mit dir teilte, doch es schien mir nicht richtig, um ... um ... “
    Rowena lachte. „Es bleibt uns immer noch diese Nacht.“
    „Ja.“ Er blickte zurück auf seine müden Mannen und die erschöpften Pferde. „Das ist einer der Gründe, warum ich froh bin, dass wir unser Zuhause und unsere Zuflucht erreicht haben.“ „Wird Alexander uns so weit folgen?“ fragte sie, als sie einen  schmalen, gewundenen Weg emporstiegen, nicht breiter als ein Wildpfad.
    „Das hängt davon ab, wie wütend er wird, wenn er merkt, dass ich nicht mit tausend Sutherlands zu ihm zurückkomme.“
    „Was ist mit den Pergamenten? Jenen in der Kassette?“
    Lion zuckte die Schultern. „Länger zu bleiben und danach zu suchen hätte unser aller Leben

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