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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Heißwasserzufluss funktionierte und wann es die Mahlzeiten gab.
    »Die andere Dame hat schon einmal bei uns gewohnt und sich so wohl gefühlt, dass sie nun wiederkommt. Sie werden sehen, es ist sehr erholsam hier, und mit meiner Küche werden Sie zufrieden sein. Was wollen Sie denn malen?«
    »Ich muss mir die Motive erst einmal ansehen, ich werde mit dem Wagen herumfahren und die schönsten Ecken suchen. Vielleicht können Sie mir ja auch ein paar Tipps geben.«
    »Nun ja, ich komme eigentlich nicht viel heraus, und mit dem Wagen fährt mich mein Mann höchstens mal zum Einkaufen, aber er als Wirt kennt sich aus, er wird Ihnen einiges empfehlen können. Die Küste, die Hochmoore, die Hügel und weiter im Süden die Berge, das ist ja alles in der Nähe.«
    »Ja, deshalb habe ich auch dieses Gebiet ausgesucht. Danke also erst einmal, ich werde auspacken und mich frisch machen, und später komme ich zum Essen nach unten, wenn es recht ist.«
    »Selbstverständlich.«
    Und als Mabel die Treppe hinunterging, um wieder ihren Posten hinter dem Fenster zu beziehen, stellte sie fest, dass sie immer noch nicht wusste, wer diese Malerin eigentlich war.
    Ryan sah auf die Uhr. »Ich glaube, wir müssen aufbrechen, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit in Tradespark sein wollen.«
    »Ja.« Andrea sah sich um. »Es war sehr schön hier, aber wir sind beinahe die letzten Mittagsgäste.«
    »Ich genieße es, so in Ruhe zu essen. Meist hetze ich in die Kantine, und auch dort wird über Arbeit geredet.«
    »Auch am Sonntag?«
    »Wir arbeiten rund um die Uhr, Andrea, die Maschinen müssen laufen, und wir Arbeiter dann eben auch.«
    »Wie lange fahren wir noch?«
    »Drei bis vier Stunden, wenn wir die schönere Route nehmen.«
    »Dann wird es wirklich Zeit.«
    Ryan beglich die Rechnung, auch die seiner Bodyguards, und wenig später waren sie unterwegs. Kurz nach dem Start hielten sie an und blickten zurück auf das Bergmassiv, das hinter ihnen lag, und auf das Gasthaus auf halber Höhe. Dann fuhren sie weiter, hinunter in ein kleines Tal mit einem quirligen Bach und großen alten Ulmen zu beiden Seiten der Straße, danach ging es noch einmal auf eine Anhöhe, und von dort konnte man im Norden die flacher werdenden Hügelkuppen der Findhorn Hills erkennen. Das Licht wurde heller, man näherte sich dem Meer, das einen lichten Silberglanz über das Land zu legen schien.
    »Ein einzigartiges Licht.«
    »Das gibt es nur im Herbst, es ist, als spiegelte sich das Meer im Himmel und nicht umgekehrt, wie es meist der Fall ist. Wir haben Glück mit dem Wetter, man sieht das Licht nicht alle Tage.«
    Gleich darauf verließen sie die Anhöhe und folgten im Tal größeren Straßen nach Norden, bis sie bei Forres die Überlandstraße erreichten und wenig später in Tradespark eintrafen.
    Es gelang Ryan nicht, den Jaguar unbemerkt hinter dem Haus abzustellen, und verschmitzt sah er Andrea an. »Nichts zu machen mit der heimlichen Ecke, die Wirtin steht schon vor der Tür.«
    Während Mabel Jackson glücklich lächelnd auf Andrea zulief, inspizierten die beiden Guards in diskreter Weise Haus und Hof.
    »Wie schön, dass Sie da sind, Miss Steinberg, herzlich willkommen. Guten Tag, Mr McGregor.« Die alte Frau wagte nicht, dem Mann die Hand zu reichen, aber Andrea bekam Küsschen auf beide Wangen. In der Gaststube hatten sich die ersten Bauern an der Theke versammelt und schauten neugierig nach draußen. So einen Begrüßungswirbel kannten sie von der alten Mabel nicht. »Mich hat sie noch nie geküsst«, rief einer, und ein anderer stellte fest: »Beinahe hätte sie einen Knicks gemacht.«
    »Das Haus hat sie auch auf Vordermann gebracht, so viel Blumen auf den Tischen, wo soll man denn da noch Karten spielen.«
    »Wer sind die Leute überhaupt?«
    »Die Frau war schon mal hier, die kenne ich, die hat oben gewohnt.«
    »Ist das nicht die, die den Unfall hatte?«
    »Na klar doch, stand ja in der Zeitung, dass sie hier gewohnt hat.«
    »Jetzt geht es ihr anscheinend wieder besser.«
    »Den Mann hab ich aber auch schon irgendwo gesehen.«
    »Damals hat sie ein Schäfer hergebracht.«
    »Ob das der Schäfer ist?«
    »Blödsinn, sieh dir doch das Auto an.«
    »Hm, ich will euch mal was sagen, den kenn ich aus dem Fernsehen.«
    Die Stimmen wurden lauter, das Bier in den Krügen weniger, die Augen größer oder glasiger, und die Whiskygläser mussten neu gefüllt werden. Eddi kam kaum mit der Arbeit nach. Es wurde Zeit, dass Mabel wieder den Ausschank

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