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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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aber so war es ja schon immer. Also, wer hat irgendetwas bemerkt, wer hat Fremde hier in der Gegend beobachtet?«
    Zwei meldeten sich, denen ein fremder Motorradfahrer aufgefallen war. »Und wieso meint ihr, das war ein Fremder?«
    »Er hatte eine schwere Maschine, so eine fährt hier keiner.«
    »Und er war ganz in Schwarz: Helm, Anzug, Handschuhe, Stiefel, alles war schwarz. So einen habe ich hier noch nie gesehen.«
    »Gut. Noch jemand, der etwas beobachtet hat?« Aber es meldete sich keiner mehr. »Wann und wo habt ihr ihn gesehen?«
    Während die Männer verschiedene Zeiten und unterschiedliche Orte angaben, wurde deutlich, dass der Fremde im ganzen Landkreis unterwegs gewesen war.
    »Es wird schwer sein, den zu fangen, wenn er so eine schnelle Maschine hat.«
    »Der kann sogar querfeldein fahren, da kommen wir nie hinterher.«
    »Wir könnten Fallen aufbauen ...«
    »... in die wir dann selbst hineingeraten. Nein, das geht nicht.«
    »Was ist mit Straßensperren?«
    »Unsinn, wer soll denn all die kleinen Straßen hier absperren und dann auch noch aufpassen, anstatt Haus und Herde zu bewachen.«
    »Habt ihr denn keine Hunde, die auf die Schafe aufpassen?«, mischte sich Ryan ein.
    »Hunde schon, aber nicht so scharfe, wie du sie hast.«
    »Meine fressen jedem aus der Hand, wenn er einen Knochen hinhält.«
    »Meine auch.«
    »Wir müssen Wache schieben, was anderes bleibt gar nicht übrig.«
    »Und wie willst du das machen?«
    »Wir müssen ständig unterwegs sein, überall, ganz unverhofft auftauchen, einfach mit den Wagen die ganze Gegend abfahren, immer wieder.«
    »Und wer macht die Arbeit zu Hause? Ich habe eine Schweinemast, um die ich mich kümmern muss.«
    »Und was macht man, wenn man den Kerl plötzlich vor sich hat? Dann steht man total hilflos da, und der Kerl ist bewaffnet, der schlachtet ja die Schafe nicht mit den bloßen Händen.«
    Plötzlich hielt ein Wagen mit quietschenden Bremsen vor dem Pub. Dann flog die Tür auf, mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen stürzte Joe, ein schmächtiger, glatzköpfiger Mann, in die Gaststube. »Man hat meinen Hund erwürgt. Irgendjemand hat ihn in seinem eigenen Zwinger mitten auf meinem Hof erwürgt«, stieß er hervor. Dann rollten ihm Tränen über die Wangen, und er brach auf einem Stuhl zusammen. Schluchzend berichtete er, wie er in den Zwinger kam, wo die Hündin anscheinend gerade dabei war, ihre Jungen zu säugen, als er feststellte, dass sie gar nicht mehr lebte und die Welpen die Milch ihrer toten Mutter saugten. Dann erst hatte er die Drahtschlinge am Hals des Hundes bemerkt. »Wer macht denn bloß so etwas?« Er schluchzte und wischte sich über das Gesicht.
    Ryan dachte mit Entsetzen an seine Hunde. Sie waren scharf und gut dressiert, aber würden sie einem Fremden widerstehen, wenn er mit Knochen oder Süßigkeiten lockte, die sie für ihr Leben gern fraßen? Und wer war diese Bestie, die hier alle in Angst und Schrecken versetzte? War es wirklich dieser ominöse Motorradfahrer, den man gesehen hatte? Niemand konnte etwas beweisen, vielleicht war der ein ganz harmloser Tourist, und man musste ganz woanders suchen? Während in der Gaststube das Durcheinander von Stimmen die Verständigung unmöglich machte, suchte sich Ryan einen Platz neben Bob, der noch am ruhigsten schien und ansprechbar war.
    »Wir müssen sehr vorsichtig sein, Bob. Wer so grausam ist, könnte auch auf Menschen losgehen, auf eure Kinder oder auf eure Frauen. Und wir haben noch gar keine Beweise, ob es wirklich der Motorradfahrer ist. Ich könnte mir vorstellen, die aufgebrachten Männer bringen ihn um, wenn sie ihn erwischen, bevor seine Schuld überhaupt festgestellt ist.«
    »Du hast Recht. Aber weißt du eine Lösung?«
    »Nein, aber ich habe eine Idee.«
    »Und die wäre?«
    »Alle Männer, die mit den Autos auf Patrouille sind, und die Frauen auf den Höfen werden mit Funkgeräten ausgestattet. Man kann sofort Alarm auslösen und sich verständigen.«
    »Bist du verrückt? Weißt du, was das kostet? Keiner hier kann sich das leisten.«
    »Lass das mal meine Sorge sein. Die Dinger kann ich beschaffen, ich habe da einen Freund, der sie besorgen kann, natürlich nur leihweise, bis der Spuk zu Ende ist.«
    Zweifelnd sah der Bauer Ryan an. »Woher willst du denn so einen Freund haben? Mensch, Ryan, nun übernimm dich nicht.«
    »Aber es wäre eine Lösung, nicht wahr?«
    »Ja schon, aber ich glaube nicht daran.«
    »Schick die Leute jetzt auf die Kontrollfahrten oder nach

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