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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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ein Plakat, das am Stamm einer Kastanie befestigt war: ein Hinweis auf die Highlandspiele und den damit verbundenen Trödelmarkt von Inverness am nächsten Tag. Alle Bewohner wurden aufgefordert, Kunst und Krempel anzubieten oder zu kaufen. Andrea freute sich. Das war eine nette Abwechslung, die bestimmt originelle Fotomotive bescherte. Die Spiele standen sowieso auf ihrem Reiseplan, nun würde sie auch noch ein bisschen Lokalkolorit aus den Highlands beimischen können.
    Ein Bauch voller Lammragout und Guinness, der Kopf frei von Plänen und Problemen und die absolute Stille bei offenem Fenster hatten dazu geführt, dass Andrea beinahe schon schlief, bevor der Kopf das Kissen berührte. Am nächsten Morgen fühlte sie sich wunderbar ausgeruht. Nach einem kräftigen Frühstück fuhr sie nach Inverness. Aber schon bevor sie den Ort erreichte, musste sie ihren Wagen auf einem Parkplatz abstellen, der größte Teil der Stadt war für den Verkehr an diesem Wochenende gesperrt. Langsam schlenderte sie durch den Ort, fotografierte alles, was ihr originell erschien, und kam schließlich zum Trödelmarkt, der auf einem riesigen Feld stattfand. So groß hatte sich Andrea die Anlage nicht vorgestellt. In langen Rechtecken, immer von Fußgängerwegen unterteilt, zog sich die Fläche mit Tischen und Buden hundert Meter weit in alle Richtungen, umgeben von parkenden Lieferwagen, Geländefahrzeugen, Viehtransportern, Kleinlastern und anderen Karossen. Andrea ging in Hosen und Bluse, einen Pullover über der Schulter und leichte Lederschuhe an den Füßen, die nicht unbedingt für einen Spaziergang auf einem Acker geeignet waren, langsam durch die Reihen und amüsierte sich köstlich. Besucher, viele mit Paketen und anderen in Papier gehüllten undefinierbaren Gegenständen in den Armen, schoben sich durch das Gedränge, feilschten hier, diskutierten da und waren auf der Suche nach dem Schnäppchen des Tages. Die Händler selbst nahmen das Treiben gelassen hin, sie standen zusammen und unterhielten sich, wenn niemand ihren Stand besuchte, sie tranken Kaffee aus Thermoskannen und Bier aus Flaschen, sie besuchten einander und taten gänzlich uninteressiert, so, wie der eine da hinten am Rande des Marktes, den sie schon eine ganze Weile beobachtete. Er hatte, im Gegensatz zu anderen Händlern, ziemlich wertvolle Sachen ausgestellt: Bilder mit Schiffen und Meereswellen, handbemaltes Porzellan, Spiegel in alten Rahmen und geschnitzte Holzfiguren, gewebte Decken und gestickte Wäsche. Aber seine Preise waren entsprechend und für die Besucher anscheinend wenig attraktiv, denn sein Stand wurde kaum beachtet . Er selbst schien auch keinen Wert auf einen Handel zu legen. Mürrisch saß er auf der heruntergelassenen Rampe eines Pferdeanhängers. Ein Bein ausgestreckt, das andere angewinkelt, den Arm über das Knie gelegt und den Kopf auf den Arm gestützt, blinzelte er unter dem tief in die Stirn gezogenen breitrandigen Hut hervor und rauchte seine Pfeife.
    Andrea schlenderte weiter, machte Fotos und spürte es zuerst am plötzlich aufkommenden Wind: Das Wetter änderte sich. Dann sah sie die Wolkenwand, die schnell und boshaft vom Meer her näher kam. Erste Verkaufsobjekte machten sich selbstständig: Ein Deckchen wurde davongeweht, ein Kissen blies der Wind vor sich her, eine verstaubte Standuhr kippte um, ein paar Seidenrosen wehten weg, ein alter Damenhut segelte an ihr vorbei, und eine ausgediente Wringmaschine wurde quer über den Weg geschoben. Plötzlich kam Leben in die Menschen. Die Händler versuchten, ihre Waren in Sicherheit zu bringen, rannten, die Arme voller Krempel, zu ihren Fahrzeugen oder bemühten sich, die Tische mit Planen abzudecken. Auch Andrea drehte sich um und versuchte, so schnell wie möglich aus dem Gewühl heraus und in den Schutz weit entfernter Häuser zu kommen. Auf dem Weg zurück kam sie wieder an diesem gelangweilten Mann vorbei, aber jetzt war auch er munter geworden. Er versuchte, einige Sachen in dem Hänger zu verstauen, als er aber merkte, dass es dafür zu spät war, zog er eine breite Plane über seinen Tisch. Pech war nur, dass der Wind die Hülle immer wieder hochriss, sobald er sie losließ, um sie am anderen Ende zu befestigen. Trotz der ernsten Situation musste Andrea laut lachen.
    »Hören Sie, so wird das doch nichts. Ich halte hier fest, und Sie gehen da hinüber. Erst wenn Sie fertig sind, kommen Sie hierher und befestigen das Stück Plastik auf dieser Seite.«
    Inzwischen war aus dem Wind

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