Schottische Disteln
an. »Woran denken Sie gerade?«
»Sie sollten öfter lächeln, das steht Ihnen gut.«
»Lächle ich zu wenig?«
»Absolut.«
»Na, ja, man braucht schließlich einen Grund dazu, und den habe ich nicht oft.«
»Und womit habe ich dieses seltene Ereignis verdient?«
»Sie sehen reizend aus mit Ihrem triefenden Zopf, dem verlaufenen Make-up und den tausend Wassertropfen im Gesicht. Zum Anbeißen.«
»Ich hätte nicht erwartet, dass Sie auch boshaft sein können. Dieses bisschen Wimperntusche kann man doch nicht als Make-up bezeichnen. Hätten Sie vielleicht ein Taschentuch für mich, ich meine ein trockenes?«
»Sorry, trockene Sachen sind heute Mangelware.«
Trotzdem zog er ein kariertes Tuch aus seiner Hosentasche.
»Aber sauber ist es, Sie können es ruhig benutzen.«
»Danke.« Andrea drückte das nasse Tuch aus und rieb sich damit über das Gesicht. »Ist es jetzt besser?«
»Ja, aber die Lust zum Anbeißen ist geblieben.«
In der Nähe schlug ein Blitz ein. Andrea zuckte zusammen und hielt sich die Ohren zu, als der Donner krachte. »Ganz schön laut, dieses Wetter bei Ihnen«, flüsterte sie und sah ängstlich nach draußen.
Ryan legte ihr den Arm um die Schultern: »Keine Angst, wir sind hier drinnen sicher.«
»Das sagen Sie, aber weiß das auch der Blitz?«
Auch als der Schrecken vorbei war, ließ er den Arm dort liegen und seufzte: »Ich würde Sie gern wieder sehen. Lässt sich das einrichten?«
Andrea, die sich durchaus wohl fühlte mit dem Arm auf ihren Schultern, nickte: »Übermorgen muss ich weiter. Aber morgen hätte ich Zeit.«
»Dann habe ich einen Vorschlag.« Ryan war zufrieden, das war fast besser, als er erwartet hatte. »Ich bringe Sie jetzt in Ihr Domizil und fahre nach Hause, ich muss mich unbedingt um meine Schafe kümmern. Aber morgen hole ich Sie gleich nach dem Frühstück ab, dann haben wir einen ganzen Tag zusammen, und abends bringe ich Sie zu Ihrem Auto und begleite Sie zurück in das Gasthaus, damit Sie nicht zum Schluss noch verloren gehen. Ist das recht so?«
»Sehr schön. Aber könnten wir dann bitte jetzt losfahren? Ich sehne mich nach meiner Badewanne.«
»Wir fahren, in einer halben Stunde sind Sie in Ihrem Bad, ich meine, jetzt sind Sie ja auch schon so nass, dass es kaum schlimmer werden kann, aber ich wünsche Ihnen ein heißes, duftenderes Wasser als dies hier mit dem Gestank.«
»Wieso duftend?«
»Nun, ich nehme an, die Damen von Welt benutzen diverse Pülverchen und Öle, wenn sie ein Bad genießen.«
»Sie halten mich für eine Dame von Welt? Wie reizend. Aber ich muss Sie enttäuschen, das bin ich nun wirklich nicht, und das mit dem Duft haben Sie wohl im Fernsehen gesehen? Ich ziehe klares Wasser und reine Seife vor.«
»Na dann, auf geht‘s zum klaren, aber heißen Wasser.«
Ryan fuhr an und lenkte das schwere Gespann sicher durch den Morast, in den sich das Feld allmählich verwandelte. Wenig später waren sie auf der Chaussee und kurz darauf in Tradespark. Ryan hielt vor dem Wirtshaus und stellte den Wagen ab. Dann stieg er aus und half Andrea aus dem Auto.
»Wann darf ich morgen hier sein?«
»Ab zehn Uhr stehe ich zur Verfügung. Wenn‘s recht ist, würde ich unterwegs gern ein paar Fotos machen.«
»Ich zeige Ihnen die schönsten Fleckchen dieser Gegend, versprochen.«
Andrea nahm ihre Sachen und die nasse Kleidung, winkte und ging hinein – und Ryan tippte an die Hutkrempe, pfiff vor sich hin und fuhr davon. Was für ein Tag, dachte er, wann hab ich eigentlich zuletzt gepfiffen? Muss verflixt lange her sein.
Andrea nickte der Wirtin zu und ließ sich ihren Schlüssel geben.
»Na, Sie sind ja nass geworden. Ich bringe Ihnen gleich einen heißen Tee mit Honig hinauf, der bewirkt Wunder.«
»Das wäre schön. Bitte kippen Sie auch noch einen Schuss Whisky dazu, dann ist das Wunder vollkommen.«
»Wird gemacht, in fünf Minuten bin ich oben.«
Andrea ging in ihr Zimmer, zog sich aus und schlüpfte in den Bademantel. Dann kontrollierte sie die Fotoausrüstung und wickelte schließlich die kleine Puppe aus. Kurz darauf klopfte es an die Tür. »Kommen Sie nur herein.«
Die Wirtin stellte das Tablett ab und sah sich um. »Hier riecht es wie in einem Schafstall. Wo, um Himmels willen, sind Sie gewesen?«
Andrea lachte. »Ich habe mich in einem Schaftransporter untergestellt, aber vorher war ich leider schon durch und durch nass.«
»Sie können mir Ihre Sachen mitgeben, bis morgen sind sie wieder in Ordnung.«
Dann sah sie die
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