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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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und schüttelte den Kopf. »Ein bisschen viel, was ich da begreifen muss, findest du nicht auch?«
    »Andrea, es war einfach so, dass ich dich nicht verlieren wollte, nachdem ich dich besser kennen gelernt hatte. Ich wollte nicht, dass du enttäuscht bist und wütend abreist.«
    »Und jetzt sagst du mir die Wahrheit, weil du genau weißt, dass ich hier nicht herauskann?«
    »Nein.« Er nahm ihre Hand. »Jetzt wird es einfach Zeit, mit dem Lügen aufzuhören. Ich habe große Probleme in der Firma, ich brauche nicht auch noch Probleme im Privatleben. Diese Lügerei hat mich sehr bedrückt. Ich habe inzwischen den Bauern die Wahrheit gesagt und festgestellt, dass sie es längst wussten, und ich möchte, dass du mich auch als den akzeptierst, der ich wirklich bin, nichts nur als Schäfer. Dass du den mochtest, habe ich gefühlt.«
    Andrea legte sich vorsichtig zurück und sah aus dem Fenster. »Weißt du, ich muss mit alledem jetzt erst einmal fertig werden. Aber so viel will ich dir sagen: Ob ich dich mag oder nicht, hängt nicht von dem Rahmen ab, in dem du steckst, sondern von dem Mann, der du bist. Und jetzt erkläre mir bitte noch ein paar Dinge, über die ich mir den Kopf zerbreche.«
    »Was willst du wissen?«
    »Wer hat mich da aus dem Wester Ross geholt und hierher in diese teure Klinik gebracht?«
    »Ich.«
    »Wer bezahlt das alles hier? Dieses Zimmer, die Behandlung durch den Chefarzt, die Blumen, wer bezahlt Mary?«
    »Ich.«
    »Und warum?«
    »Weil ich zum ersten Mal in meinem Leben einer Frau begegnet bin, die mir sofort ans Herz gewachsen ist.«
    »Ans Herz gewachsen?« Andrea nickte nachdenklich. »Ans Herz gewachsen, das hört sich gut an, obwohl es altmodisch klingt. Bist du ein altmodischer Mann, Ryan?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht in Gefühlsdingen. Im Arbeitsleben habe ich keine Zeit für Gefühle.«
    »Man lernt nie aus«, flüsterte Andrea vor sich hin.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine Männer und ihr Gefühlsleben. Aber ich kenne zu wenige, um zu wissen, was richtig oder falsch ist.«
    »Andrea, ich muss noch etwas anderes mit dir besprechen.«
    »Noch mehr Wahrheitsfindung? Eigentlich habe ich genug davon für heute.«
    »Der Professor möchte den Kopfverband abnehmen.«
    »Ja und? Ich bin froh, wenn er herunterkommt.«
    »Er ist in Sorge, du könntest einen Schock bekommen, weil er so viel Haar entfernen musste.«
    Andrea wurde blass. »Bin ich etwa kahl?«
    »Nein, nicht ganz.«
    »O Gott.«
    »Aber es wächst doch nach.«
    »Aber wann?«
    »Ich mache dir einen Vorschlag. Wir lassen den Verband entfernen, es kommt ein Pflaster auf die Wunde, und dann besorge ich eine Friseurin, die dich berät. Vielleicht kann sie eine Frisur hinzaubern, und wenn nicht, kann sie einen Haarersatz für den Übergang besorgen.«
    Andrea nickte bedrückt. »Was habe ich mir da nur eingebrockt. Ich weiß immer noch nicht, was passiert ist. Kannst du es mir nicht sagen?«
    »Andrea, ich war nicht dabei. Aber ich denke, du bist in den Ruinen herumgeklettert und dann gestürzt.«
    »Ich weiß nur, dass ich wunderschöne Motive gefunden hatte, Reste von einem Buntglasfenster und Mauerbögen im Gegenlicht. Dabei muss ich abgerutscht sein. Wer hat eigentlich meine Filme nach Hamburg geschickt?«
    »Mr Erasmus war hier, um dich zu suchen, er hat sie mitgenommen, nachdem wir dich in die Klinik gebracht haben.«
    »Dann habt ihr zu zweit nach mir gesucht?«
    »Ja.«
    »Was für ein Glück ich hatte.«
    »Wir wussten ziemlich genau, wo wir suchen mussten.«
    »Und Peter, wo ist er jetzt?«
    »In Hamburg. Er wollte dich mitnehmen, aber das hat der Professor nicht erlaubt.«
    »Der gute Peter ...«
    Ryan schwieg, eine Diskussion über Peter Erasmus war das Letzte, was er jetzt wollte.
    »Andrea, der Professor wartet. Möchtest du, dass ich dabei bin, wenn der Verband herunterkommt?«
    »Nein, bitte nicht. Aber schick mir die Friseurin. Und, Ryan, danke für alles, auch, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Darf ich Mary noch ein wenig hier behalten?«
    »Selbstverständlich, sie würde gar nicht gehen, selbst wenn ich sie dazu aufforderte.«
    »Sie ist eine richtige Freundin, sie wird mir jetzt helfen.«
    Auf dem Weg zurück in die Firma ließ Ryan einen der Bodyguards fahren und lehnte sich hinten im Wagen zurück. Er dachte an das Gespräch, und er überlegte, wie alles weitergehen würde. Er wusste, dass er Andrea mit seinen Gefühlen nicht überfallen durfte. Wie lange aber konnte er warten? Er musste damit

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