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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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ließ sich ihre Key-Card aushändigen.
    Lässig mit der Karte spielend, fragte sie: »Und wo wohnen Sie in diesem Haus?«
    »Ich sagte doch schon, ich weiß noch gar nicht, ob ich hierbleibe. Ich erwarte Freunde, von denen hängt es ab, ob und wo und wie lange ich in Hamburg sein werde.«
    »Dann sind Sie gar nicht lange hier?«
    »Es kann sein, dass ich schon heute Abend zurück nach Edinburgh fliege.«
    »Und das mit diesem großen Koffer voller Sachen?«
    »Wer sagt denn, dass er voller Sachen ist?«
    »Aber Sie werden doch nicht mit einem leeren Koffer angereist sein?«
    »Wer weiß?«, lachte er und stand auf. »Ich werde mich jetzt erst einmal frisch machen und dann telefonieren, danach weiß ich mehr.«
    »Aber Sie können gern in meinem Beisein telefonieren, ich fühle mich nicht gestört.« Sie schaute zu ihm auf und wechselte noch einmal die Stellung ihrer hübschen Beine.
    Walter Perband neigte den Kopf und sagte leise: »Mein Gespräch muss mit einer gewissen Diskretion geführt werden, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Joan lachte. »Ich verstehe, höchste Geheimhaltung. Sie können ganz unbesorgt sein, ich bin keine Schwätzerin.« Sie warf den Kopf zurück und fuhr sich mit beiden Händen durch ihr leuchtend rotes Haar. »Ich kann wirklich schweigen.«
    Perband warf einen Blick auf seine Armbanduhr und dachte: ›Ich muss tatsächlich auf die Toilette gehen, um diese Frau loszuwerden.‹ Er verbeugte sich vor Joan: »Es hat mich sehr gefreut, Madam«, winkte einen Pagen herbei und bat ihn: »Bitte bringen Sie meinen Koffer in den Gepäckaufbewahrungsraum.« Dann verschwand er in einem der seitlichen Flure.
    ›Dumm gelaufen‹, dachte Joan und blieb sitzen. Was sollte sie allein in ihrem Zimmer machen? Hier unten war wenigstens etwas los, und sie konnte sehen, wann David ins Hotel zurückkam.
    Der 52-jährige Walter Perband war stark verunsichert. Er war kein Frauenheld. Im Gegenteil, er lebte sehr zurückgezogen im Haus seiner Mutter, die ihm den Haushalt führte und die verwitwete Großmutter betreute, die aufgrund zweier vorteilhafter Ehen sehr vermögend war und den Unterhalt der drei Familienmitglieder mit Leichtigkeit finanzieren konnte. Als kleiner Junge wollte Walter Polizist werden, etwas herangereift, legte er den Wunsch, ständig auf der Straße als Streife umherzulaufen, wieder ab, blieb aber dem Traum, für Recht und Ordnung zu sorgen, treu und wurde Zollbeamter. Nach dem Drill der Ausbildung aber sehnte er sich nach einem gemächlicheren Leben, das nicht ständigen Schichtdienst, exakte Dienstvorschriften und das Tragen einer im Sommer viel zu warmen Uniform erforderte. Walter Perband war im Grunde seines Herzens ein rechtschaffener, wenn auch bequemer Mensch, und die Zwänge des Zolldiensts legte er schnell wieder ab. Er erhob sich zum ›Rechtsberater in Zoll- und grenzüberschreitenden Fragen‹ und wurde Zivilist. In dieser Funktion war er mit dem ›Museum of Art History‹ ins Geschäft gekommen, ein Geschäft, das ihm sehr zusagte. Die seltenen Aufträge waren interessant, erlaubten ihm – vom Museum finanzierte – Auslandsreisen zu tätigen und zerrten nicht an seinem bequemen Leben. Da er sich in seinem Metier wirklich gut auskannte und seine Aufgaben problemlos löste, war er ein gern gesehener und hoch geachteter Mitarbeiter des Museums Und nun war er im Hotel ›Atlantic‹ in Hamburg und wartete auf diesen verzweifelt gesuchten dritten schottischen Engel, den Miss Ashton anscheinend in ihrem Zimmer aufbewahrte. Professor Connor hatte ihm die Handynummer der jungen Dame mitgegeben, die er nicht persönlich kannte, da sie sich meist im Laboratorium aufhielt, während er in der Direktionsetage ein- und ausging, wenn er für das Museum tätig war.
    ›Zu dumm, dass sie nicht im Hotel war, als ich ankam‹, dachte er. ›Ich habe alle Papiere besorgt, die für den Transport des Engels nötig sind, und könnte heute noch zurückfliegen. Zu ärgerlich, dass es dafür nun zu spät wird. Mama hat für den Abend eine Hühnerfleischterrine geplant, eines meiner Lieblingsgerichte, aber darauf muss ich nun wohl verzichten.‹
    Walter Perband wusch sich die Hände und spülte einmal kaltes Wasser über das Gesicht. Dann holte er sein Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer, die er in Edinburgh schon einprogrammiert hatte. Aber Miss Ashton war nicht zu erreichen. »Wahrscheinlich hat sie ihren Apparat gar nicht angestellt. Ärgerlich! Wozu hat man so ein mobiles Telefon, wenn

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