Schottische Engel: Roman (German Edition)
lässt ihren Papi herzlichst grüßen, und sie wartet auf dich. Und tausend Küsse soll ich dir von ihr geben. Komm, lass uns gleich damit anfangen.« Und schon wollte sie die Arme erneut um ihn werfen.
Aber David trat einen Schritt zurück und hob abwehrend beide Hände. »Hör auf mit dem Spektakel. Sag mir, was du hier willst, und verschwinde.« Und aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie ein fremder Mann Mary höflich begrüßte und wie diese beiden in einem Raum hinter der Rezeption verschwanden. Wütend wandte er sich wieder Joan zu. »Ich habe keine Zeit für Kinkerlitzchen, also fahr zurück in dein Hotel und lass mich in Ruhe.«
»Mein Hotel ist auch dein Hotel, mein Lieber«, wedelte sie mit ihrer Key-Card vor seinen Augen. »Ich habe mir erlaubt, hierher umzuziehen, um dem Vater meiner Tochter ganz nah zu sein – natürlich auf deine Rechnung, mein Liebster. So als Erinnerung an die schönen Zeiten, in denen wir weltweit die Hotels unsicher und mit unserer wundervollen Liebe alle Gäste in den Zimmern und Suiten rund um uns herum neidisch machten. Weißt du noch, oder hast du die Schreie unseres Glücks etwa vergessen?«
David war schockiert. Zum einen, weil er öffentliche Auftritte hasste, zum anderen, weil fast alle Anwesenden die Blicke auf ihn und Joan richteten und ihre laute Stimme kein Geheimnis aus diesem peinlichen Gespräch machte. Er erinnerte sich mit Grauen an ihre nächtlichen Lustschreie, die ihm schon damals so peinlich waren, dass er am folgenden Morgen kaum den Frühstücksraum zu betreten wagte, weil er genau wusste, was das süffisante Grinsen einiger Hotelgäste bedeutete.
Plötzlich wandte sie sich von ihm ab und starrte durch die Halle, wo, wie er selbst sehen konnte, Mary und ein fremder Mann zum Lift gingen. Ein Page rollte einen altmodischen Schrankkoffer hinter den beiden her.
»Oh«, kreischte Joan, »da ist ja mein Freund Walter.« Sie griff nach Davids Arm und zog ihn mit sich durch die Halle.
Um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, ging David neben ihr her. Und außerdem, wer war der Fremde, mit dem Mary zum Lift ging?
»Hallo, mein lieber Walter, ich habe Sie vermisst«, winkte Joan schon von Weitem. Dann stellte sie die beiden Männer einander vor. »Das ist Walter, ein Freund aus Edinburgh, wir haben uns hier im Hotel getroffen. Und das ist David Lord McClay, der Papi meiner süßen Tochter.« Mary übersah sie geflissentlich. »Hi! Das verspricht ja ein wundervoller Abend zu werden. Wir drei und der prickelnde Service dieses Hotels. Wollen wir alle in die vierte Etage? Dann lasst uns gemeinsam fahren, dieser unmögliche Koffer kann den nächsten Lift benutzen«, wobei sie Mary und dem Kofferboy kurz zunickte.
David befreite sich endlich von der Hand, die noch immer seinen Arm umklammerte. »Einen Augenblick. Ich kann niemanden daran hindern, mit dem Lift in die vierte Etage zu fahren, aber zu unserer Runde gehörst du, Joan, ganz bestimmt nicht.« Er stellte sich neben Mary und den Koffer und winkte Walter Perband zu. »Kommen Sie, wir nehmen diesen Lift.« Als sie alle drinnen standen, war der Fahrstuhl voll. Aber nebenan öffnete der nächste seine Tür, und es war zu erwarten, dass Joan Barkley mit ihnen zusammen oben ankam. David reichte dem Fremden die Hand. »Ich nehme an, Sie sind gekommen, um den Engel zu holen.«
»Ja, ich bin schon eine ganze Weile im Hotel, konnte aber Miss Mary nirgends erreichen.«
»Wir haben Requisiten ausgesucht und voraussichtliche Liefertermine besprochen. Außerdem haben wir die Schenkungsurkunde für den Engel besorgt. Haben Sie alle anderen notwendigen Papiere?«
»Alles da, was wir brauchen.« Walter Perband klopfte auf seine Aktentasche. »Trotzdem wäre es gut, wenn um den Abtransport nicht zu viel Wirbel gemacht würde. Die Dame, die uns da in der Halle ...«
»Ja, ja, ich weiß, was und wen Sie meinen. Sie spielt keine Rolle.«
»Da bin ich mir nicht so sicher, die Dame ist sehr anhänglich. Ich bin schließlich auf die Toilette geflüchtet.«
»Du meine Güte«, mischte sich Mary zum ersten Mal in die Unterhaltung ein, »haben Sie deshalb in dem Computerraum auf uns gewartet?«
»So ist es.«
»Das tut uns leid«, bestätigte auch David. »Ich werde Sie dafür entschädigen. Wo wohnen Sie heute Nacht?«
»Ich habe noch kein Zimmer, weil ich eigentlich damit gerechnet hatte, heute Abend zurückfliegen zu können.«
»Das ist bedauerlich, aber ich regele das alles.« Der Lift hielt. Draußen vor der Tür
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