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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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man dann doch nicht zu erreichen ist«, schimpfte er leise vor sich hin. Er schlenderte den Flur auf und ab. Ein kurzer Blick in die Halle zeigte ihm, dass diese Miss Joan immer noch in ihrem Sessel saß. Sein Koffer aber war abtransportiert worden. ›Gott sei Dank! Diese Frau ist wirklich zu neugierig. Ob der Koffer auch Schubladen enthält? So ein Blödsinn, natürlich habe ich die Schubladen entfernt. Wenn in jeder Hälfte ein halber Engel stehen soll, ist kein Platz für Schubladen vorhanden.‹ Er ging bis vorn zur Rezeption und beobachtete die an- und abfahrenden Gäste. ›Zu dumm, dass ich diese Miss Ashton nicht kenne, sonst könnte ich sie hier abfangen‹, überlegte er, dann wandte er sich an den Chefportier: »Mein Name ist Walter Perband, ich komme aus Edinburgh. Bitte, könnten Sie mich benachrichtigen, wenn Miss Mary Ashton ins Hotel kommt? Ich kenne die Dame nicht, bin aber ihretwegen hergekommen, weil sie einen Auftrag für mich hat.«
    »Selbstverständlich. Wo halten Sie sich auf, damit wir Sie finden?«
    »Tja, wo halte ich mich auf? Im Foyer möchte ich nicht warten, dort sitzt eine Dame, die mich seit einer Stunde unterhalten zu müssen glaubt. Gibt es irgendwo einen anderen Aufenthaltsraum?«
    »Wir haben hier nebenan einen Computerraum für Gäste, wenn Sie da Platz nehmen möchten, könnten wir Sie sofort benachrichtigen.«
    »Danke, das ist sehr liebenswürdig. Ich werde dort warten.« Und Walter Perband ging in den kleinen Raum hinter der Rezeption und verbrachte die nächste Stunde mit Computerspielen. Eine Tätigkeit, die zu Hause nicht erlaubt war.
    Mary, David und der Sekretär hatten einen arbeitsreichen Nachmittag hinter sich, als sie endlich im Antiquitätengeschäft von Ferdinand Möller eintrafen. Sie hatten die Ateliers in Tonndorf inspiziert, die Villa im Hirschpark von innen besichtigt und mit dem Wirt vom Alsterpavillon über eventuelle kurze Geschäftsschließungen verhandelt. Zum Schluss hatten sie einen Reitverein in Rahlstedt besucht, der über zahlreiche Kutschpferde und entsprechende Equipagen verfügte und schon mehrfach bei Filmen mitgemacht hatte. Diese Besuche und Besichtigungen nahmen viel Zeit in Anspruch, auch weil die Wege kreuz und quer durch die große Stadt führten, und Mary war mehr als ungeduldig, weil ihr die Frage der Schenkungsurkunde unter den Nägeln brannte. ›Der Transporteur aus Edinburgh ist bestimmt längst im Hotel und wartet dort auf mich‹, fürchtete sie, ›und ich hatte noch keine Gelegenheit, den Besitz einer Schenkungsurkunde wenigstens anzusprechen.‹ Sie wagte aber auch nicht, David um Eile zu bitten oder ihn davon zu überzeugen, dass der Besuch bei Herrn Möller wichtiger sei als zum Beispiel der Besuch in einem Pferdestall. So verging der Nachmittag, und als David endlich den Chauffeur anwies, Herrn Möller in der Caffamacherreihe anzusteuern, war es wieder kurz vor Geschäftsschluss.
    Herr Möller war zum Glück noch anwesend. Während seine Mitarbeiter die Räume für den abendlichen Geschäftsschluss vorbereiteten, die Auslagenfenster beleuchteten und die Hallen hinter dem Haus verschlossen, gab Ferdinand Möller seiner Freude über die neuen Geschäftsfreunde lauten Ausdruck.
    »Wie schön, Sie zu sehen, ich freue mich, dass Sie wieder hergekommen sind. Bedeutet das ein gemeinsames Geschäft? Wie wunderbar.«
    David zeigte sich von seiner freundlichsten Seite, begrüßte den Ladenbesitzer mit kräftigem Händedruck und schlug ihm ermunternd auf die Schulter, als er sagte: »Selbstverständlich, mein lieber Mister Möller, selbstverständlich!«
    Die beiden Männer besprachen Einzelheiten eines möglichen Leihvertrags, der Versicherung, der voraussichtlichen Liefertermine, und ganz beiläufig sagte David: »Übrigens, wir brauchen noch eine Quittung für den geschenkten Engel, damit wir ihn durch den Zoll kriegen. Miss Mary möchte ihn natürlich gern mit nach Hause nehmen.«
    »Aber gern, ich bin froh, ihn in guten Händen zu wissen. Mit einem Engel ist das immer so eine Sache. Man mag ihn, und wenn er kaputt ist, weiß man nicht, wohin damit. Wollen Sie ihn reparieren, Miss Ashton?«
    Mary schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Gerade der gespaltene Engel zeugt doch davon, dass auch Engel Leid ertragen müssen. Nein, ich denke, ich lass ihn, wie er ist.«
    »Ja, da haben Sie vielleicht recht.« Ferdinand Möller stand auf, ging an sein altmodisches Schreibpult, holte einen Quittungsblock heraus und schrieb:
    ›Dieser

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