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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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ich dir Miss Joan Barkley vorstellen?« Und zu der Fremden gewandt: »Joan, das ist Miss Mary Ashton.«
    Mary setzte sich. Sie war unsicher, aber zufrieden. David hatte ihr die Fremde zuerst vorgestellt. Das bedeutete, sie war ihm wichtiger als diese Rothaarige. Fragend sah sie vom einen zum anderen. Wer war diese Miss Barkley, was machte sie hier an diesem Tisch, woher kannte sie David, und warum war sie so vertraut mit ihm?
    David McClay sah ihr die Fragen an. »Miss Barkley ist die Mutter meiner Tochter. Sie hat beruflich hier in Hamburg zu tun, und wir haben uns zufällig im Alsterpavillon getroffen.«
    »Ich besuche die Verkaufsausstellung einer Hamburger Designerin«, unterbrach ihn die Fremde, »zweimal im Jahr kaufe ich hier Dessous für meine Kundinnen. Die deutschen Hersteller sind etwas freizügiger als die schottischen. Mit französischen oder italienischen Waren darf ich allerdings nicht nach Glasgow kommen«, witzelte sie anzüglich.
    Der Ober kam, um die Bestellungen entgegenzunehmen. David wählte Roastbeef mit Beilagen, Joan Barkley nahm eine Cremesuppe und einen Zwiebelrostbraten, und Mary entschied sich für ein Pilzomelett mit Salat. Irgendwo, zum Glück weit entfernt, unterhielt ein Klavierspieler die Gäste mit dezenter Tischmusik. David bezog Mary in das Gespräch mit ein. »Ich habe mich gerade nach dem Befinden meiner Tochter erkundigt, die jetzt allein in Glasgow ist.«
    »Sie ist nicht allein. Sie ist in ihrer wohlvertrauten Umgebung zusammen mit ihrer Nanny, ihren Freundinnen und dem Hauspersonal«, versicherte Joan aggressiv.
    Mary schüttelte unmerklich den Kopf. ›Müssen sie ihren Streit bis in das Restaurant eines fremden Landes ausdehnen?‹ Bevor David etwas entgegnen konnte, unterbrach ihn Mary. »Wie ist der Vormittag verlaufen? Hast du alles besichtigt, was auf deinem Plan stand?«
    »Ja, habe ich«, antwortete David schlecht gelaunt. »Aber im Alsterpavillon habe ich erkannt, dass es wichtigere Dinge als die Vorbereitung eines Films gibt.«
    »Er meint unsere Begegnung. Wir sehen uns viel zu selten, nicht wahr, Darling?« Sie legte wieder die lange, schlanke, sehr gepflegte und reich geschmückte Hand auf seinen Arm, und Mary versteckte ihre Hände auf dem Schoß. Mit dieser Eleganz konnten ihre von Arbeit, chemischen Lösungen und Eigenmaniküre strapazierten Hände nicht mithalten.
    »David, ich habe das Manuskript studiert und mit meinen Listen verglichen, wir werden vieles neu arrangieren und auch ändern müssen.«
    »Warum?« Mary spürte genau, dass David nicht bei der Sache war, aber sie wollte ihn unbedingt ablenken und die Arbeit an die erste Stelle seiner Gedanken rücken. Denn wenn er sich jetzt auf das Wohl seines Kindes konzentrierte, geriet der Film in den Hintergrund und mit ihm der Besuch bei Ferdinand Möller und ihre so sehr benötigte Schenkungsurkunde, die heute Abend für Mister Perband verfügbar sein sollte.
    »Es gibt Raum- und Mengenprobleme. Wir müssen nicht nur Salons und Stuben möblieren, sondern Säle und große Hallen, wenn wir den Romanvorgaben folgen.«
    Ein Sommelier kam und fragte nach den Getränkewünschen, ein Aushilfskellner kam und wechselte die Gläser, nachdem Mary und David nur Mineralwasser bestellten, und schließlich servierten der Ober und ein Kellner das Essen.
    »Wie kann man so ein köstliches Essen mit Mineralwasser beleidigen?«, entrüstete sich Joan und ließ sich die Weinkarte reichen.
    »Wenn man arbeiten und einen klaren Kopf bewahren muss«, erklärte David mürrisch. »Schließlich muss ich eine Menge Geld verdienen, um gewissen Ansprüchen gerecht werden zu können.«
    Langsam wurde die Atmosphäre peinlich. Mary hatte keine Lust mehr, die Wogen zu glätten und das Gespräch in andere Richtungen zu leiten. Sie wollte so schnell wie möglich dieses Essen beenden und zurück in ihre Suite gehen.
    Aber Joan Barkley schien sich köstlich zu amüsieren. »Darling, der heutige Abend gehört aber mir, ich werde meine Sachen bringen lassen und hier Quartier beziehen. Erinnerst du dich an unsere wundervollen Reisen und wie gemütlich die gemeinsamen Abende waren? Wir müssen einiges nachholen, Tatjana wird es freuen, wenn ich ihr davon erzähle. Sie fragt doch so oft nach dir.«
    Da war sie also wieder, die Erpressung, von der David berichtet hatte. ›Diese Frau ist eine Schlange‹, dachte Mary schockiert und aß das letzte Stückchen ihres Omeletts, als Joan forderte: »Und heute Nachmittag begleitest du mich bitte zu

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