Schottische Engel: Roman (German Edition)
gespaltene Engel ist ein Geschenk für Miss Mary Ashton aus Edinburgh in Schottland.
Hamburg, im Mai 2006.
Ferdinand Möller, Antiquitätenhandlung seit 1750, Caffamacherreihe in Hamburg.‹
Er wedelte die Tinte etwas trocken und überreichte die Quittung Mary. »Es ist mir eine Ehre, Miss Ashton, und ich hoffe auf gute Zusammenarbeit in den nächsten Monaten.«
Mary bedankte sich und steckte die Quittung ein. »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, allein der Anblick Ihrer vielen interessanten Antiquitäten ist für mich wie eine Reise durch ein Wunderland.«
Ferdinand war entzückt. Nachdem alles besprochen war, verließen die drei Besucher das Geschäft und fuhren zurück zum Hotel.
»Na, wie habe ich das gemacht?«, fragte David und freute sich mit Mary.
»Danke, du hast das wunderbar gemacht, und ich hatte schon Angst, wir schaffen das heute nicht mehr.«
»Warum so eilig, wir sind doch noch ein paar Tage hier, mein Liebes?«
»Ich habe heute Morgen mit dem Museum telefoniert, und sie wollten noch heute einen Mann schicken, der den Engel abholt. Ich bin nämlich froh, wenn ich ihn sicher und geborgen im Museum weiß. Er ist zu kostbar, um lange in einem Hotelzimmer herumzustehen. Das verstehst du doch, oder?«
»Na, von deinem Telefongespräch hatte ich keine Ahnung, aber du hast recht, er sollte in die sicheren Mauern des Museums einziehen. Er hat genug durchgemacht. Wer holt ihn denn, warum hast du mir denn das nicht gesagt?«
»Du hattest einen Gast am Tisch, da wollte ich nicht von dem Engel anfangen.«
»Ja, richtig. Joan. Hm, hoffentlich ist sie inzwischen verschwunden.«
»Sie erpresst dich wirklich, ich habe es sehr deutlich gespürt.«
»Sie hat sich zu einer Furie entwickelt, wenn es um mein Kind geht.«
»Um euer Kind, David, sie ist die Mutter.«
»Das ist das Problem.«
»Wir werden eine Lösung finden, David, ich lass dich nicht im Stich.«
»Du bist ein Engel, Mary, mein ganz persönlicher schottischer Engel. Wir werden uns einen wunderschönen Abend machen, schöner, als du dir vorstellen kannst.«
»Ohne ernsthafte Gespräche?«, fragte sie scherzhaft.
»Ohne Gespräche, heute Abend lassen wir die Gefühle reden, einverstanden?«
»Einverstanden.«
Nur mit Joan Barkley hatten sie nicht gerechnet.
XXVI
David McClay, Lord of the Border Hills, war ein introvertierter Mann. Trotz seiner körperlichen Dominanz und seiner wirtschaftlichen Erfolge war er sensibel und distanziert. Er hatte ein paar Freunde, aber die waren über den ganzen Globus verteilt, und wenn er wirklich einmal freundschaftliche Hilfe gebraucht hätte, waren sie meist unerreichbar, und er musste ohne sie und ihre Ratschläge auskommen So hatte er gelernt, allein mit seinen Problemen umzugehen, und das war ihm, so meinte er, bisher auch ganz gut gelungen, denn er wollte Frieden in seinem Leben und Harmonie in seinen Beziehungen.
Das Spiegelbild seiner innersten Einstellung war ›Lone House‹, sein Heim, sein Zuhause. Leider vereitelte sein Beruf ständig die Rückkehr in dieses Refugium, in die Kraft schenkenden Berge, zu den Ruhepausen, die er so nötig brauchte. So hatte er sich notgedrungen angewöhnt, keine persönliche Schwäche zu dulden und Probleme anzupacken, selbst wenn sie ihn zu erdrücken drohten. Dass er von seinen Mitarbeitern die gleiche Einstellung erwartete, war ungerecht, aber verständlich.
Auch in Hamburg war der Tagesablauf von seinen Forderungen bestimmt. So war es schon eine Ausnahme, dass er sich diesen kommenden Abend ganz frei gehalten hatte. Er wollte mit Mary zusammensein, er wollte Zeit für Gefühle haben und den wenigen Glücksmomenten in seinem Leben die Tür weit öffnen. Dummerweise stand in dieser Tür an diesem Abend Joan Barkley, die Ex-Geliebte und Mutter seiner Tochter.
Kaum hatten David und Mary das Hotel betreten, sprang sie aus ihrem Sessel auf und kam mit weit ausgebreiteten Armen auf David zu. Ihr Jubelruf: »David, mein Liebster«, blieb keinem Besucher der Halle verborgen, und bevor David reagieren konnte, hatte sie ihn umarmt, küsste ihn und kraulte ungeniert seinen Nacken mit beiden Händen. David, überrumpelt und schockiert, befreite sich aus ihren Armen und schob sie ein Stück weit von sich. »Was fällt dir ein? Was machst du hier?«
Sie lachte laut und unüberhörbar. »Aber Liebling, ich will natürlich in deiner Nähe sein. Unsere kleine Tochter ist überglücklich, dass wir uns hier getroffen haben. Ich habe heute mit ihr telefoniert. Sie
Weitere Kostenlose Bücher