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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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greifen.«
    »Du hast dir ein sehr kostspieliges und schwieriges Metier für deine Arbeit ausgesucht, David.«
    »Ja, ich bin einer der wenigen und vielleicht bald der letzte Hersteller historischer Filme. Aber ich seh' es als meine Aufgabe an, so lange und so viel wie möglich über die Geschichte zu informieren. Und es macht mir außerdem Spaß.«
    Die drei gingen zu Fuß durch die Stadt, enge Bürgersteige führten an stinkenden Kanälen entlang, denen die Hitze zu schaffen machte, sie überquerten Wasserwege auf unbekannten Brücken und suchten Zuflucht in kühlen Kirchen, wenn der Fotograf draußen zu lange für seine Einstellungen brauchte. Mary hielt sich nicht mit Ratschlägen für besondere Aufnahmen zurück, und David merkte, dass sie mit großem Interesse bei der Arbeit war. Mittags nahmen sie in einem schattigen Restaurantgarten einen Salat und viel Mineralwasser zu sich, am Nachmittag suchten sie Antiquitätengeschäfte auf, mit denen Clark Brown einen Besuchstermin vereinbart hatte, und als die Sonne sich hinter das Häusermeer zurückzog, verabschiedeten sie sich von dem Fotografen.
    »Ich schicke die Fotos, die Vergrößerungen und die Negative durch die Kurierpost direkt an Ihr Büro in Glasgow, Lord McClay. In vier Tagen haben Sie alle Unterlagen in den Händen.«
    »Danke, das reicht. Vorher werden wir Venedig bestimmt nicht verlassen. Wir werden noch einen kleinen Urlaub hier verbringen, bevor es an die neue Produktion geht. Aber Ihre Aufnahmen werden in Glasgow dringend erwartet.« Sie verabschiedeten sich und fuhren mit einem Wassertaxi zurück zum Lido.
    Aber aus dem kleinen Urlaub wurde nichts. Als sie die Hotelhalle betraten, übergab ihnen der Chefportier einen geschlossenen Umschlag.
    »Lord McClay, diese Nachricht ist vor vier Stunden hier eingetroffen, leider konnten wir Sie nirgends erreichen.«
    »Danke.« David nahm den Umschlag und führte Mary zum Lift. »Ich werde oben nachsehen, was oder wer mich so dringend zu erreichen versucht.«

XXIX
    Walter Perband und der schottische Engel hatten nicht viel Glück auf der Rückreise.
    Die Probleme begannen im Frühstücksrestaurant des ›Atlantic‹-Hotels, als Walter mit Genuss das Frühstücksbüfett betrachtete und sich freute, solche Köstlichkeiten von seinem zukünftigen Auftraggeber spendiert zu bekommen. Er hatte eine ruhige Nacht verbracht, den Engel im Koffer direkt neben seinem Bett, und freute sich nun auf das Essen und eine bequeme Rückreise, die er auf das Gründlichste vorbereitet hatte. Er würde mit einem Lieferwagen des Hotels zum Airport gebracht werden, das hatte die Hotelrezeption ihm zugesagt, dort würde ihm ein Kofferträger bei dem Gepäck helfen und ihn zum Zoll bringen, und wenn dort alle Papiere gesichtet waren, würde sein kostbares Gepäckstück verladen und nach Edinburgh transportiert.
    Walter wandte sich dem Stapel der gewärmten Teller zu und begann, Rührei und die köstlichen Nürnberger Bratwürstchen auf den Teller zu häufen, dazu ein paar Scheiben von dem krossen Speck, den er besonders gern mochte, und ein paar gegrillte Lachsstückchen. Auf einen gekühlten Teller legte er dann Toastbrotscheiben, Brötchen, Butter, Konfitürenschälchen und zum Abschluss eine Auswahl kleiner Käsestückchen. ›Ein herrliches Frühstück‹, dachte er gerade, als sich von hinten eine Hand auf seine Schulter legte.
    »Mein lieber Freund, welch ein Glück, Sie hier zu treffen. Es gibt nicht Schlimmeres, als in einer fremden Stadt, in einem fremden Hotel allein speisen zu müssen. Noch benommen von der Nacht, verängstigt durch den unbekannten Tag und dann ganz allein, das ist fürchterlich.«
    Walter Perband erstarrte, als er diese Stimme an seinem Ohr hörte. Vorsichtig die vollen Teller balancierend, drehte er sich um. »Mein Gott, Madam, Sie haben mich erschreckt. Ich dachte, Sie seien längst abgereist.«
    »Nein, nein«, grinste Joan Barkley, »so eilig habe ich es dann doch nicht, in meine schottische Einsamkeit zurückzukehren.«
    Verblüfft schaute Walter die elegante Frau an seiner Seite an. »Aber Madam, Sie haben doch ein Kind und ein Geschäft und bestimmt viele Freunde, wie können Sie von schottischer Einsamkeit reden?«
    »Es kommt nicht auf das Umfeld an, sondern auf das Herz, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich lebe auch allein, und mein Herz ist sehr zufrieden damit.«
    »Dann wissen Sie vielleicht gar nicht, wie schön es ist, zu zweit zu sein. Sehen Sie, hier wollten Sie allein frühstücken,

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