Schottische Engel: Roman (German Edition)
sie von hinten angestoßen und fiel, mit dem Kopf zuerst, die stählerne Treppe hinunter. Bevor jemand die Notbremse drücken konnte, lag sie blutüberströmt am Fuß der Treppe. Im Krankenhaus wurden Rippenbrüche, ein Wirbelbruch und schwerste Kopfverletzungen diagnostiziert. Die Nanny wurde von der Polizei informiert und gab die Nachricht an David McClay weiter. Walter Perband erfuhr nichts von dem Unfall. Er hatte auf dem Flughafen einen anderen Weg eingeschlagen, denn sein Schrankkoffer wartete beim Zoll auf ihn. Die Gepäckausgabe musste er gar nicht aufsuchen.
XXX
David öffnete die Tür seiner Suite und ließ Mary den Vortritt. »Komm herein, ich schaue nach, wer so dringend etwas von mir will, dann machen wir uns einen schönen Abend und lassen uns Champagner auf der Terrasse servieren.«
Er ging ans Fenster und öffnete den Umschlag mit der ausgedruckten Meldung. Und dann setzte er sich plötzlich in den nächststehenden Sessel und reichte, blass geworden, Mary das Papier.
Als Mary sah, dass seine Hand zitterte, fragte sie erschrocken: »Was ist passiert?«
»Lies«, war alles, was er sagte, und Mary las:
›Sehr geehrter Herr, die Polizei hat mir gesagt, dass Miss Barkley in Edinburgh verunglückt ist und mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik liegt. Ihre Hoteladresse habe ich von Ihrem Büro. Ich bin hier mit Tatjana ganz allein. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Und ich habe kein Geld.
Hochachtungsvoll: Melanie, Nanny von Tatjana.‹
Auch Mary musste sich setzen. »Mein Gott, das ist ja furchtbar«, flüsterte sie. »Wir müssen sofort nach Schottland fliegen.«
»Danke, dass du ›wir‹ gesagt hast.« David räusperte sich, seine Stimme war auf einmal heiser. »Sie ist zwar eine unangenehme Frau, aber so etwas wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht.«
Er stand auf, ging zum Telefon und wählte die Rezeption. »Ich brauche eine Verbindung zum Charterflughafen und eine Privatmaschine nach Glasgow. Ich muss heute Abend noch starten. Wir sind zwei Passagiere.« Er hörte sich die Antwort an und legte auf. »Wir müssen packen, Mary, ich schätze, dass wir in einer Stunde in der Luft sind.«
»Selbstverständlich. Soll ich dieser Melanie eine E-Mail schicken und ihr mitteilen, dass wir kommen?«
»Ja, bitte, dann kann ich mich nach Joan erkundigen. Ich muss herausfinden, in welchem Krankenhaus sie liegt und wie es ihr geht.«
Und Mary schrieb:
›Liebe Miss Melanie, Mister McClay trifft morgen Früh in Glasgow ein. Er wird sich um alles kümmern.
Mit freundlichem Gruß, Mary Ashton, Requisiteurin.‹
Mary packte die Koffer für beide, zog ihre warme schottische Kleidung wieder an, ließ die Rechnung fertig machen und einen Pagen kommen, der das Gepäck holte.
Nach langen und mühsamen Telefongesprächen erfuhr David endlich, in welcher Klinik Joan untergebracht war, und nur, weil er ein wirklich bekannter Mann in Edinburgh war, erreichte er schließlich ein Gespräch mit Dr. Wallance, dem behandelnden Arzt. Aber der verweigerte die Auskunft. »Sie müssen mich verstehen, Lord McClay, ich bin an die Schweigepflicht gebunden. Hier kann jeder anrufen, sich für einen Lord ausgeben und enge Beziehungen zu einem Patienten angeben. Sie müssten schon persönlich herkommen und Ihre Beziehungen zu Miss Barkley beweisen, bevor ich Ihnen etwas mitteilen kann.«
»Ich verstehe Ihre Bedenken, Doktor, aber sagen Sie mir wenigstens, wie es ihr geht. Hat sie Überlebenschancen, kann ich etwas für sie tun?«
»Sie lebt, mehr darf ich Ihnen nicht sagen.«
»Danke. Ich wünsche eine erstklassige Unterbringung und die beste Behandlung. Morgen Abend bin ich bei Ihnen.«
»Ich werde Professor Lloyd über Ihren Anruf unterrichten.«
Dann rief David sein Glasgower Büro an und bestellte den Chauffeur mit dem Wagen für den nächsten Morgen zum Airport. Anschließend teilte er Clark Brown mit, dass er ihn in Glasgow brauchte. »Und ich erwarte einen genauen Bericht über den Unfallhergang. Setzen Sie sich mit der Flughafenpolizei in Edinburgh in Verbindung.«
David hatte sein letztes Gespräch kaum beendet, als die Rezeption meldete, dass eine Maschine und ein Wagen für die Fahrt zum Lido-Flugplatz bereitstünden.
Er umarmte Mary kurz. »Komm, wir müssen fahren. Schade, dass aus unserem kleinen Urlaub nun nichts wird, aber du wirst verstehen, dass ich mich jetzt um mein Kind und seine Mutter kümmern muss.«
»Selbstverständlich.«
Aber Mary war sehr nachdenklich geworden. Die Sorge um
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