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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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das Kind konnte sie verstehen und zum Teil auch die Bemühungen um die ehemalige Geliebte, doch wie sollte das weitergehen? Wurde jetzt schon wahr, was sie befürchtete? Rechnete David nun bereits mit ihrem Einsatz als Ersatzmutter? ›Was soll ich sagen, wenn er mich morgen Früh bittet, mich um sein Kind zu kümmern?‹, dachte sie bestürzt. ›Er weiß doch, dass ich mich auf die Arbeit an seiner Seite freue. Und er braucht mich auch für diese Arbeit, das haben wir in den letzten Tagen immer wieder erlebt. Wird die Sorge um das Kind alle Pläne einfach wegwischen?‹ Sie seufzte. ›Natürlich geht das Kind jetzt vor, das ist ganz selbstverständlich, aber wir hatten doch noch gar keine Chance, eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Unsere Beziehung muss doch erst noch wachsen, bevor man sie dann vor eine so harte Prüfung stellt. Wir müssen uns doch erst einmal selbst kennenlernen, bevor wir riskieren, eine Familie zu gründen.‹
    Sie starrte in die Dunkelheit. Der Wagen hatte sie in wenigen Minuten zum Airport gebracht, wo eine kleine Maschine bereits auf sie wartete. Der Pilot, der Copilot und ein Ingenieur standen neben dem Flugzeug und besprachen letzte Einzelheiten. Als die beiden Passagiere eintrafen, bestiegen alle nach einer kurzen Begrüßung die Maschine, und wenige Minuten später waren sie in der Luft. Der gleichmäßige Takt der Motoren wirkte einschläfernd. Mary lehnte den Kopf gegen die Polster und schloss die Augen. Sie spürte noch, dass David ihre Hand in die seine nahm, dann schlief sie ein.
    Als sie in Glasgow landeten, regnete es in Strömen. Aber Drumworld war mit dem Wagen auf das Gelände für Privatmaschinen gefahren und rollte jetzt direkt zu der Maschine, sodass Mary und David bequem und ohne nass zu werden umsteigen konnten. Clark Brown, der vorn neben dem Chauffeur saß, übergab David den Polizeibericht aus Edinburgh. »War gar nicht leicht, ihn zu bekommen, Chef, aber nach einigem Hin und Her habe ich ihn dann doch gekriegt.«
    David las die wenigen Zeilen und gab ihn dann Mary. Sie erfuhr, dass eine gewisse Miss Joan Barkley in großer Eile war, als Erste an der Rolltreppe ankam und dort von einer drängelnden Masse junger Fußballfans gestoßen wurde. Dabei habe sich der Pfennigabsatz ihres rechten Schuhs in der Stufenspalte der Rolltreppe verhakt, und sie sei zunächst mit dem Kopf voran die Treppe hinuntergestürzt, wobei sie sich dann mehrmals überschlagen habe.
    Mary fröstelte, als sie diesen kalten, sachlichen Bericht las. ›So schnell kann es gehen‹, dachte sie, ›und irgendwie ist es ihre eigene Schuld gewesen. Warum hatte sie es so eilig gehabt, und warum ist sie überhaupt nach Edinburgh geflogen anstatt nach Glasgow, wo ihre Tochter wartete?‹
    Bert Drumworld chauffierte sie sicher über die regennassen Straßen. Die Rushhour hatte noch nicht eingesetzt, und er kam zügig voran. Er kannte den Weg, denn oft genug hatte er seinen Chef in die Cumberland Street gefahren, damals, als er seine Tochter noch regelmäßig zu Hause besuchen durfte. Später durfte er das Kind dann nur noch in der Boutique sehen, und die Wartezeiten für ihn, den Chauffeur, wurden immer kürzer, weil die Besuchszeit immer eingeschränkter wurde.
    Endlich tauchte das Haus auf. Die Fenster waren geschlossen, die Rollladen herabgelassen. Vor der Haustür standen zwei Milchflaschen, im Zeitungsrohr lag eine Zeitung. Drumworld hielt, und bevor er aussteigen und seinem Chef die Wagentür aufhalten konnte, war McClay bereits ausgestiegen und zur Haustür gelaufen. Dann stieg Mary aus. Drumworld half ihr und spannte einen Schirm für sie auf. Langsam ging sie auf das Haus zu. Sie wollte David in den ersten Momenten mit seiner Tochter allein lassen. Er hatte bereits geklingelt. Die Tür wurde zaghaft geöffnet, dann aber in ihrer ganzen Weite aufgerissen, und ein weinendes Kindermädchen mit Schürze und Häubchen knickste vor David. Er drückte ihr kurz die Hand. »Alles wird gut, Melanie. Wo ist Tatjana, wie geht es ihr?«
    »Jetzt schläft sie, gnädiger Herr, aber sie hat die halbe Nacht geweint.«
    »Warum denn, du hast ihr doch hoffentlich nicht erzählt, dass ihre Mum verunglückt ist.«
    »Nein, gnädiger Herr, aber dauernd hat jemand geklingelt, und das Telefon hat auch ständig geläutet.«
    »Um Himmels willen, wer war denn das?«
    »Na ja, zuerst kam die Polizei, um uns als Familie die Nachricht zu überbringen. Tatjana war ja noch auf, und vor Uniformen hatte sie schon immer Angst. Dann

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