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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Frühlingswiesen mit den gelben Primeln war nichts mehr zu erkennen. ›Es ist wirklich eine sehr einsame Gegend, in die wir fahren. Was will ich hier, was soll ich hier?‹ Sie sah sich ihren Verlobungsring an und drehte ihn am Finger hin und her. So fröhlich war der Abend gewesen, an dem sie ihn geschenkt bekommen hatte, so voller Pläne und Hoffnungen. Und nun? Sollte sie sich wirklich binden? An den Mann, den sie liebte, an seine Heimat, die so einsam war, an ein Kind, das sie als Mutter nicht mochte und Schreikrämpfe bekam, wenn sie es berührte?
    Überwog das Glück, in seinen Armen zu liegen, die Bedenken, die sie hatte, die sie haben musste? Denn nach den Glücksmomenten würde David in die weite Welt ziehen, um seine Arbeit zu tun, und sie würde zurückbleiben. Lohnte sich das Opfer wirklich? Würde ihre Liebe stark genug sein?

XXXI
    David war ungeduldig, gestresst und nervös. Tatjana klammerte sich während der ganzen Autofahrt an Melanie, und sobald er versuchte, sie zu berühren, verbarg sie ihren Kopf im Schoß der Nanny und weinte. Kurz nach der Abfahrt hatte er Hanna angerufen und sie gebeten, im Haus alles für das Kind und die Nanny vorzubereiten, die Köchin um entsprechendes Essen für die Kleine zu bitten und den Butler zu beauftragen, ihre Zimmer zu richten. »Und, Hanna«, hatte er gesagt, »machen Sie das schönste Zimmer auf meiner Etage für Miss Mary fertig.«
    »Miss Mary kommt wieder?«, hatte sie freudig überrascht gefragt.
    »Ja, ich weiß aber nicht, wie lange sie bleibt. Ich möchte nur, dass sie es so schön wie nirgendwo sonst hat. Sie soll sich wohlfühlen, nein, besser noch, sie soll sich wie zu Hause fühlen.«
    »Aber ja, Sir, in einer Stunde ist alles fertig. Sie werden zufrieden sein, Sir.«
    ›Wenigstens auf sie ist Verlass‹, dachte David und steckte das Handy wieder ein. Dann beobachtete er heimlich die Nanny neben Tatjana. ›Ein schüchternes, unsicheres Mädchen‹, dachte er, ›viel zu weich und nachgiebig für so ein Energiebündel, wie Tatjana eines ist. Aber sie ist die einzige Bezugsperson, die das Kind im Augenblick hat, also werden wir mit ihr auskommen müssen. Hoffentlich findet Mary bald einen besseren Kontakt zu der Kleinen‹, überlegte er. ›Was mache ich bloß, wenn sie auf ihre Rückkehr nach Edinburgh besteht und möglicherweise für längere Zeit dort bleiben will? Noch ist sie im Museum angestellt, noch liebt sie die Arbeit dort und ihre seltsamen Aufgaben. Begreift sie denn nicht, dass ich sie brauche, dass ich sie liebe? Das kann sie doch nicht einfach übersehen oder ignorieren. Ich werde nachher in ›Lone House‹ mit ihr sprechen, in aller Ruhe, so viel Zeit muss sein. Sie muss doch spüren, wie froh ich bin, mein Kind bei mir zu haben. Vielleicht sogar für immer? Für mich geht ein Traum in Erfüllung, die beiden liebsten Menschen, die ich habe, um mich zu wissen, aber für sie?‹
    Sie hatten ›Lone House‹ erreicht. Tatjana war eingeschlafen, als der Chauffeur das Rondell umrundete und vor dem großen Portal hielt. Die Tür wurde geöffnet, und wie immer standen sie da, um ihn zu begrüßen: die Hausmädchen und die Diener, die Köchin und der Verwalter, der Butler und die Haushälterin. Die Mädchen begrüßten ihn mit Knicksen, die Diener mit einer Verbeugung, der Verwalter mit Handschlag und die Haushälterin samt dem Butler mit angemessener Zurückhaltung.
    Hanna half dem Kindermädchen, die schlafende Tatjana ins Haus zu bringen, die Diener zuckten hilflos mit den Schultern, weil kein Gepäck zu tragen war, und die Mädchen zogen sich zurück, glücklich, keine zusätzlichen Aufgaben verrichten zu müssen, denn oft genug war die Ankunft des Lords mit viel Arbeit verbunden, wenn er geschäftlich Gäste oder sein halbes Filmteam mitbrachte.
    Hanna führte die Nanny mit dem Kind auf dem Arm in die vorbereiteten, nebeneinanderliegenden Zimmer im etwas abseits gelegenen Westflügel des Schlosses. Ein weinendes oder tobendes Kind wollte sie ihrem Lord nicht zumuten. Wenn er die Kleine sehen wollte, musste er nur ein paar Schritte gehen und zwei Türen öffnen, aber auf keinen Fall sollte er ständig mit einem Kind behelligt werden. Hier hatten die beiden direkten Zugang zum Park, sie hatten ein eigenes Bad und ein Ankleidezimmer und konnten sich frei bewegen, ohne den Hausherrn oder andere Gäste zu stören.
    ›Hoffentlich ist der Lord damit einverstanden und will das Kind nicht im eigenen Schlafzimmer haben‹, überlegte sie,

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