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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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›aber das werde ich ihm ausreden. Was soll denn so ein überlasteter Mann mit einem kleinen Kind?‹
    Aber der Lord wollte tatsächlich das Kind in seiner Nähe haben.
    »Hanna, ich habe so lange auf mein Kind verzichten müssen, jetzt will ich das Mädchen genießen.«
    »Aber Mylord, Sie brauchen Ihre Ruhe, Sie müssen sich erholen, wenn Sie wirklich einmal nach ›Lone House‹ kommen. Sie haben doch selbst immer um Ruhe gebeten.«
    »Das ist jetzt etwas anderes. Ich werde selten hier sein, aber wenn, dann soll die Kleine bei mir leben, so eng und familiär wie möglich.«
    »Sir, ich verstehe Sie natürlich, aber im Augenblick hängt das Kind an seiner Nanny, lassen Sie die beiden erst einmal zur Ruhe kommen. Wenn die Kleine sich an Sie gewöhnt hat, sieht alles anders aus. Dann kann sie immer bei Ihnen sein, sooft Sie das wollen. Und verzeihen Sie, wenn ich das sage, Sie sind oft und für lange Zeit auf Reisen, Sir, was soll das Kind dann in Ihren leeren Räumen? Sie braucht auch in diesem fremden Haus ein Zuhause, an das sie sich gewöhnen kann. Wie lange wird sie überhaupt bei uns wohnen?«
    »Ich hoffe für immer. Die Mutter ist schwer verunglückt, und wenn sie sich nicht erholt, werde ich das Sorgerecht beantragen. Und dann ist ja auch Miss Ashton hier und wird sich um sie kümmern.«
    »Miss Ashton, Sir?«
    »Wir werden heiraten, und dann sind wir eine richtige Familie.«
    »Ach, das freut mich aber. Und wann kommt Miss Ashton? Ich habe das schönste Zimmer für sie vorbereitet.«
    »Sie muss jeden Augenblick hier eintreffen. Sie bringt dann auch die Koffer für die Nanny und Tatjana und unser ganzes Reisegepäck mit.«
    »Wie mich das freut, Sir, ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen.«
    »Danke, Hanna. Wann können wir speisen, ich muss heute noch nach Edinburgh?«
    »Ich glaube, die Köchin hat alles fertig, sie wartet nur auf meinen Anruf.«
    »Dann sagen Sie ihr bitte, dass wir essen, sobald Miss Ashton eintrifft.«
    »Wo speisen die Nanny und Tatjana?«
    »Heute erst einmal allein, die Kleine wird noch schlafen, und ich muss mich beeilen, sonst erreiche ich die entsprechenden Ärzte in Edinburgh nicht mehr.«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Aber Mary Ashton kam nicht. Sie hatte Clark Brown gebeten, in Abington zu halten, und war kurz entschlossen ausgestiegen, um mit dem Zug nach Edinburgh zu fahren.
    Als sie endlich in einem Zugabteil saß und sich fragte, wie es weitergehen sollte, war sie sich sehr sicher, das Richtige getan zu haben. ›Der Gedanke, mich von David zu trennen, zerreißt mir fast das Herz, aber er muss von Anfang an wissen, dass er mit mir nicht machen kann, was er will‹, überlegte sie. ›Er ist es gewohnt, Befehle zu geben und alle gehorchen, aber ich bin nicht sein Kommandoempfänger, ich gehorche nicht. Wenn ich mich für ihn entscheide, dann ist es mein eigener Entschluss, und wenn ich mich ihm hingebe, dann, weil ich es mir wünsche – und nicht, weil er es will. Wenn ich jetzt nicht Grenzen ziehe, habe ich bei diesem machtgewohnten Mann verloren. Himmel‹, stöhnte sie leise, ›ich ziehe Grenzen in einer Zweisamkeit, die es noch gar nicht gibt.‹
    Sie erreichte gegen siebzehn Uhr Edinburgh und fuhr sofort mit dem Taxi ins ›Museum of Art History‹. Am Eingang fragte sie nach Professor Connor, und als sie erfuhr, dass er noch im Haus war, bat sie den Pförtner, sie bei ihm anzumelden. Dann fuhr sie im Lift in die Direktionsetage und meldete sich im Vorzimmer des Professors. An dem freundlichen Empfang bei der Sekretärin spürte sie bereits, dass der Engel angekommen und sie persönlich willkommen war.
    »Ich gratuliere Ihnen«, flüsterte die junge Frau und öffnete ihr die Tür zum Direktor.
    »Herr Professor, ich melde mich zurück«, lachte Mary und trat ein.
    »Miss Ashton, wie schön, Sie zu sehen.« Der Professor kam ihr mit ausgestreckten Händen entgegen, und Mary dachte: ›Ja, hier gehöre ich hin.‹
    In der Ecke, an die Wand gelehnt, damit sie nicht umfielen, standen die beiden Hälften ihres Engels, von Schrankkoffer und Wolldecken befreit.
    »Er ist wunderschön, trotz seiner Gespaltenheit«, begeisterte sich der Professor und bat sie, Platz zu nehmen. »Nun erzählen Sie mir aber genau, wie und wo Sie ihn gefunden haben, es hörte sich ja fast wie ein Krimi an, was Mister Perband mir da erzählt hat.«
    Und Mary berichtete von ihrer Urlaubsreise und ihrer Bekanntschaft mit dem Filmproduzenten, von dem Treffen bei dem Antiquitätenhändler und von

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