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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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ihrer Entdeckung in einem Schuppen voller alter, defekter Möbel, die auf den Müll gehörten.
    »Aber wissen Sie, Herr Professor, dieser Händler wusste einfach nicht, was er mit dem Engel machen sollte. Er scheute sich, ihn auf den Müll zu werfen, weil er ihn respektierte, andererseits nahm ihm der Engel Platz weg, den er dringend für andere Sachen brauchte. Da war er ganz froh, als er merkte, dass ich mich für ihn interessierte.«
    »Er hat Ihnen den Engel geschenkt, Mary, der Engel gehört Ihnen.«
    »Aber nein, Professor Connor, der Engel gehört dem Museum, ich habe ihn nur gefunden.«
    »Wissen Sie, was für ein wunderbares Geschenk Sie uns machen, Mary Ashton?«
    »Ich weiß, dass Sie den Engel gesucht haben und brauchen, er gehört hierher.«
    »Dann kann ich mich nur im Namen des Kuratoriums bei Ihnen bedanken und den Wunsch aussprechen, Sie noch lange bei uns zu haben.«
    »Professor Connor, ich habe zwei Bitten. Darf ich die aussprechen?«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Ich möchte, dass der Engel nicht zusammengeleimt wird, sondern dass man ihn so aufstellt, dass er zwar wie eine Einheit wirkt, die Besucher aber trotzdem sehen, dass er eine gespaltene Persönlichkeit ist, dass auch Engel leiden müssen.«
    »Das ist eine großartige Idee. Genauso werden wir es machen. Und Ihre zweite Bitte?«
    »Ich habe ein sehr verlockendes berufliches Angebot bekommen. Ich könnte als Requisiteurin für einen Produzenten historischer Filme arbeiten, sehr guter Filme.«
    »Ach ja?«
    »Es handelt sich nicht um diese Mantel- und Degen-Filme, sondern um die Verfilmung historischer Weltliteratur, und bei einem Besuch in einem solchen Filmstudio habe ich mehrere gravierende Fehler entdeckt. Da hat man mir sofort diesen Posten angeboten.«
    »Sehr interessant. Und wie kam es zu Ihrem Besuch in so einem Filmstudio?«
    »Der Autofahrer, der damals meinen Unfall verursacht und mich in seinem Schloss aufgenommen hatte, ist David McClay, der Produzent dieser Filme, so haben wir uns kennengelernt.«
    »Na, da kann ich ja nur gratulieren. Obwohl wir alle hier es sehr bedauern werden, wenn Sie uns verlassen.«
    »Mein Problem ist nur, ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich will.«
    »Aber so ein Angebot ist doch einmalig, Miss Mary.«
    »Es geht auch um persönliche Gründe, Herr Professor. Ich bin mir da einfach noch nicht sicher.«
    »Wissen Sie was, wir machen einen Kompromiss. Sie prüfen Ihre Probleme, und wenn sie zu groß werden, bleiben Sie bei uns.«
    »Das wäre sehr nett von Ihnen. Und selbst, wenn ich fortgehe, würde ich Ihnen gern bei besonders schwierigen Prüfungen zur Verfügung stehen, wenn Ihnen das recht ist.«
    »Das wäre sehr entgegenkommend. Wissen Sie, wir würden Sie nämlich nicht sehr gern gehen lassen. Wer verzichtet schon auf eine so gute Expertin?«
    »Danke, Herr Professor. Was ist eigentlich aus Herrn Södergren geworden?«
    »Wir haben nichts mehr von ihm gehört. Irgendwann stand in der Zeitung, dass er seine Geschäfte hier abgebrochen und nach Glasgow verlagert habe. Mehr weiß ich nicht.«
    »Gott sei Dank, dann wird ja vor meiner Haustür auch wieder Ruhe eingekehrt sein.«
    »Bestimmt, Miss Mary.«

XXXII
    Als Clark Brown allein in ›Lone House‹ eintraf, wusste David, dass Mary im wahrsten Sinn des Worts ausgestiegen war. Sie zog einen hölzernen Engel einem Mann vor. Aber das würde er nicht zulassen. Er liebte diese Frau, er sehnte sich nach ihr, er wollte und konnte ohne sie nicht mehr leben – er würde um sie kämpfen.
    Der Lord verzichtete auf das Essen, befahl dem Chauffeur, sich sofort für die Fahrt nach Edinburgh fertig zu machen, erkundigte sich kurz nach Tatjana, die noch immer schlief, und fuhr ab. Wenn er die Ärzte im Krankenhaus noch erreichen wollte, wurde es sowieso höchste Zeit, und dann würde er sich um Mary kümmern, und dafür wollte er sich dann alle Zeit der Welt nehmen.
    McClay erreichte die Klinik kurz vor siebzehn Uhr. Er hatte von unterwegs dort angerufen und darum gebeten, dass der behandelnde Arzt auf ihn warten möge.
    Als er das moderne Haus auf dem Hügel erreichte, verließen gerade viele Besucher und Mitarbeiter die Einrichtung. David meldete sich an der Rezeption und bat, den für Miss Barkley zuständigen Arzt zu benachrichtigen, dass er eingetroffen sei. Kurz darauf betrat der Arzt die Halle.
    »Lord McClay?« Er streckte ihm die Hand entgegen, und als David nickte, stellte er sich vor. »Ich bin Doktor Wallance. Kommen Sie bitte mit.«

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