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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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diesen Schrank habe ich genaue Expertisen. Wenn Sie wollen, hole ich sie Ihnen.«
    »Nein, danke. Ich möchte den Schrank unbeeinflusst untersuchen, später können wir die Ergebnisse vergleichen.«
    Mary machte sich an die Arbeit, Södergren sah ihr aus einiger Entfernung zu, störte aber nicht. Einmal ging die Schwester wortlos durch den Saal. Mary untersuchte die mit Wappen und Intarsien reich geschmückten vier Türen, das Innere des Schranks, die Beschläge und die Nägel und fragte zum Schluss, ob sie eine Holzprobe entnehmen könne. Södergren nickte zögernd, erklärte sich dann aber einverstanden. »Es interessiert mich doch auch, was das Holz zu erzählen hat«, versicherte er.
    Als Mary mit der Untersuchung fertig war, bat sie den Hausherrn, bevor er sie in andere Räume führen wollte: »Bitte stellen Sie mir eine Liste mit allen Objekten, die ich untersuchen soll, zusammen. Ich möchte mir meine Arbeit etwas einteilen, und ich muss auch wissen, wie lange ich hier zu tun habe.«
    »Könnten Sie mir denn sagen, wann ich die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen erwarten kann?«
    »Wenn ich mit den Proben im Labor fertig bin. Vorher kann ich nichts Endgültiges sagen. Und danach können wir Ihre Expertisen mit meinen Unterlagen vergleichen.«
    Am späten Nachmittag bekam sie die Liste der Objekte, die sie untersuchen sollte. Der Engel war nicht darunter. Enttäuscht steckte sie die Unterlagen ein. Sie musste mit dem Kurator darüber sprechen. Eine Stunde später holte Professor Connor sie in der Villa ab. Vorzustellen brauchte sie die Herren nicht, sie kannten sich durch die häufigen Besuche Södergrens im Museum und durch Ausstellungen in der Stadt. Robert Connor fragte nach dem Verlauf ihrer Arbeit, man redete über Ergebnisse und Entwicklungen und verabschiedete sich mit ein paar höflichen Worten. Als Mary jetzt an der Seite Connors nach draußen kam, war das Eingangstor wieder weit geöffnet.
    Der Kurator drehte sich zu ihr um. »Sie fahren zuerst, Mary, ich komme mit meinem Wagen nach und fahre hinter Ihnen her, bis wir die Innenstadt erreicht haben. Gab es noch etwas Besonderes, was ich wissen müsste?«
    »Ich habe mir eine Liste der zu untersuchenden Objekte geben lassen, um die Dauer meiner Arbeit errechnen zu können. Unser Engel ist nicht darauf vermerkt.«
    »Verdammt. Hat aber vielleicht nichts zu bedeuten. Er tut noch sehr geheimnisvoll mit dieser letzten Errungenschaft. Ich denke, ganz zum Schluss bittet er dann doch noch um eine Prüfung.«
    »Wahrscheinlich will er mich so lange wie möglich in seinem Haus beschäftigen.«
    »Das kann sein. Sie werden auf jeden Fall abends von mir oder einem anderen Mitarbeiter abgeholt. Sie haben also nichts zu befürchten.«
    »Danke, Sir.«
    Sie stiegen beide in ihre Wagen, und Mary fuhr davon. Robert Connor blieb dicht hinter ihr, bis er ihr durch ein Lichtzeichen zu verstehen gab, dass er in eine andere Richtung abbog.
    Kaum zu Hause angekommen, klingelte es an ihrer Tür. Vorsichtig geworden, schaute sie durch den Spion und sah zu ihrer Verblüffung mitten hinein in einen großen Rosenstrauß. ›Kommt jetzt die Entschuldigung?‹, dachte sie und überlegte, ob sie überhaupt öffnen sollte. Aber dann hörte sie: »Mary, ich bin es, darf ich hereinkommen?«
    Sie öffnete und vor ihr stand David McClay mit erwartungsfrohen Augen. »Die Überraschung ist geglückt«, lachte er und übergab ihr den Strauß. Dann nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich. »Wunderbar«, flüsterte er, »du bist meine Belohnung für einen scheußlichen Tag.«
    Mary schmiegte sich dankbar in seine Arme. »Mir geht es genauso, ich hatte auch einen scheußlichen Tag. Komm herein, wie bist du denn ins Haus gekommen?«
    »Eine alte Dame sah mich, meinen Rosenstrauß, meine Suche nach dem richtigen Klingelknopf und erklärte: ›Kommen Sie mal rein, und wenn sie das Fräulein Mary suchen, die wohnt ganz oben.«‹
    »Ach, das war Miss Brown, die kennt jeden hier im Haus. Da hat sie bestimmt gedacht, Rosen gehören zu mir. Sie ist sehr nett. Aber nun komm, zieh deinen Mantel aus, mach es dir gemütlich. Darf ich dir ein Glas von dem wunderbaren Champagner anbieten, den ich in meinem Auto gefunden habe?« Sie war plötzlich sehr aufgeregt und redete ohne Unterlass.
    »Du darfst. Und hier sind noch ein paar Zutaten, die ich unterwegs besorgt habe.« Er zog aus beiden Manteltaschen kleine Päckchen, in denen Mary Döschen mit Leberpastete und Kaviar, ausgelöste Hummerschwänze

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