Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
Vom Netzwerk:
begleitete ihn zur Tür. »Ich danke dir, David, ich bin sehr glücklich, aber ich danke dir auch für deine Rücksichtnahme. Bis morgen also?«
    »Bis morgen, Mary.« Spürte sie da eine gewisse Enttäuschung, eine leichte Kälte in diesen drei Worten? Sie ging ihm noch ein paar Schritte nach und legte ihm die Hand auf die Schulter. »David, ich liebe dich doch auch.«
    »Ja, ich weiß, Mary, aber du brauchst Zeit, und die gebe ich dir. Gute Nacht.«

XVIII
    Doktor James Grantino und Isabelle Lloyd lebten seit drei Wochen in der Hütte hinter dem ›Rodono Hotel‹. Eine schwierige Zeit für beide. Isabelle wollte sich nicht mit den primitiven Verhältnissen abfinden, und James wollte sie auf ein Leben in Brasilien vorbereiten, ohne dass sie es merkte. Er war fest entschlossen, Isabelle mitzunehmen und irgendwann zu heiraten. Aber Isabelle, verwöhnt durch das Luxusleben an der Seite des Professors, dachte, das Leben bestehe aus Festen und Feiern, aus Luxus und Lachen. Ihre Striemen waren verheilt, und mit den Narben verblassten nun auch die Erinnerungen an die Schläge und an die Schmerzen. Und außerdem war James Grantino nicht der Mann, für den sie ihn gehalten hatte. Sie hatte gehofft, ihn um den Finger wickeln zu können, nachts einen akzeptablen Liebhaber im Bett zu haben und am Tag einen gehorsamen Kumpel, der ihr jeden Wunsch erfüllte.
    Aber nichts war so gekommen, wie sie es sich erhofft hatte. Er schlief nicht mit ihr und er duckte sich nicht. Stattdessen verlangte er, dass sie die Hütte säuberte und Kochen lernte, sie musste dieses fürchterliche Toilettenhaus reinigen und Fische säubern, die er geangelt hatte. Und um das Maß vollzumachen, wollte er auch noch, dass sie sich um die gemeinsame Wäsche kümmerte – ohne Hilfe einer Waschmaschine. Und Wasser musste sie auf dem Ofen selbst erst heiß machen. ›Gut‹, dachte sie, ›er hackt Holz und sorgt fürs Feuer im Herd, er fährt zum Einkaufen, weil ich befürchte, jemand könnte mich sehen und erkennen, er holt die Post, korrespondiert mit seinem Krankenhaus und einem Rechtsanwalt, er hat sogar sein Boot verkauft, damit wir über mehr Bargeld verfügen –, aber er hält mich hier fest und er schläft nicht mit mir. Ich muss mit ihm reden, so geht das nicht weiter.‹ Sie öffnete eine Flasche Whisky und stellte sie zusammen mit Gläsern und einem Keksteller draußen auf den Verandatisch. Sie wusste, dass sie mit etwas Alkohol im Blut einer Diskussion gewachsen war, ohne einen solchen Schluck fehlte ihr meist der Mut.
    Als sie seinen Wagen vorfahren hörte, band sie sich das Tuch ab, zog ihr Kleid zurecht, warf einen Blick in den Spiegel, strich sich durch das Haar – ›ich weiß, dass er in mein blondes Haar verliebt ist‹, dachte sie flüchtig – und zog ganz schnell noch mit dem Stift die Lippen nach. Dann ging sie hinaus und setzte sich auf einen der Balkonstühle.
    »Hallo, Isabelle, schon fertig mit der Arbeit? Ich habe einen Mordshunger.«
    »Hallo, James, ich muss mit dir reden.«
    »Können wir nicht erst einmal essen? Was hast du gekocht, hast du den Fisch gefunden, den ich in das Spülbecken gelegt habe, bevor ich nach Moffat gefahren bin?«
    »Ich bin weder mit der Arbeit fertig, noch habe ich etwas gekocht. Ich muss mit dir reden. Das sagte ich doch schon.« Sie füllte Whisky in die Gläser und nahm einen kräftigen Schluck.
    »Seit wann trinkst du vor dem Essen?«
    »Ich trinke, wenn ich Appetit darauf habe. Hier, nimm auch einen Schluck, er wird dir guttun.« Sie reichte ihm sein Glas, aber James stellte es beiseite und trat auf sie zu.
    »Trinken und reden könne wir später. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Komm endlich, beeile dich, ich habe wirklich Hunger.«
    Aber Isabelle dachte gar nicht daran, ihm zu folgen. Sie blieb auf ihrem Stuhl sitzen, schlug die hübschen Beine übereinander und sah ihn herausfordernd an. »Ich bin nicht dein Dienstmädchen und ich habe es satt, mich herumkommandieren zu lassen. Ich will hier weg und ich gehe hier weg.«
    »Und wohin willst du? Hast du vergessen, dass du gesucht wirst? Dass dein Ehemann dich vielleicht sogar anzeigen kann? Noch giltst du nur als vermisst, und man sucht dich als arme, irregewordene Frau. Wenn er dich aber anzeigt, dann bist du eine Straftäterin, und kein Mensch hat dann noch Mitleid mit dir.«
    »Woher willst du das alles wissen?«
    »Ich habe heute Post von meinem Freund aus Edinburgh bekommen. Du erinnerst dich an Dr. Wallance? Er ist meine Verbindung

Weitere Kostenlose Bücher