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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Belästigung durch die Medien hat mich sehr gestresst. Ich brauche unbedingt ein paar Tage Ruhe.«
    »Ja, ich denke mal, die haben Sie auch verdient. Fahren Sie zu Ihrem Bruder und genießen Sie die Hills. Sind Sie dort erreichbar, wenn hier noch irgendwelche Fragen auftauchen?«
    »Ich melde mich von dort und gebe Ihnen eine Telefonnummer durch. Mein Handy lass ich abgeschaltet, irgendjemand hat meine Nummer weitergegeben, und ich möchte wirklich ein paar Tage lang nicht von den Medien oder von Herrn Södergren gestört werden, das müssen Sie verstehen, Herr Professor.«
    »Ja, natürlich, Mary. Mir geht es ja genauso, nur ich kann nicht ausreißen, ich beneide Sie. Erholen Sie sich und lassen Sie von sich hören. Und sobald Sie zurück sind, erwarte ich Sie. Gute Reise, Mary.«
    Das Gespräch war beendet, und Mary atmete tief durch. Er musste nicht wissen, dass sie nach Deutschland fuhr, dass sie an anderen, an fremden Aufgaben schnupperte und dass sich vielleicht eine ganz neue Zukunftsperspektive für sie entwickelte. Requisiteurin, das hörte sich wirklich gut und vielversprechend an. Und dann noch an der Seite eines Mannes, der sie mochte ...
    Sie lachte leise vor sich hin. ›Lassen wir es darauf ankommen, ich bin noch jung genug, um auf Wanderschaft zu gehen, beruflich und privat.‹
    Sie ging in die Küche und reinigte die Kaffeemaschine und die Tasse. Dann zog sie sich an: lange Hose, Bluse mit Pulli, den sie um die Schultern schlagen konnte, wenn es wärmer würde, und bequeme Sportschuhe, die man im Auto auch mal heimlich abstreifen konnte. Ein Cape und eine passende Mütze legte sie im Flur zurecht. Anschließend räumte sie den Kühlschrank aus, viel war da sowieso nicht drin, nachdem sie seit drei Tagen nicht zum Einkaufen hatte gehen können. Sie kontrollierte auch den Schrank nach verderblichen Lebensmitteln, stellte alle Sachen in einen Korb und ging nach nebenan zu Thea, einer lieben, älteren Frau, der sie ihre Reste überließ. Manchmal machte Mary für sie auch Besorgungen, oder sie fuhr sie hin und wieder zu ihrem Arzt. Mary mochte sie und klingelte nun bei der Nachbarin.
    »Thea, ich verreise für ein Weilchen, darf ich dir meine Reste bringen?«
    »Ja, freilich, komm rein, Kindchen, bist du den Trubel jetzt leid? Kann ich verstehen, sie lauern schon wieder unten vorm Haus.«
    »Ich muss einfach mal weg. Ich fahre zu meinem Bruder, und da wird mich wohl keiner finden.«
    »Das ist vernünftig. Soll ich deine Blumen auf dem Balkon gießen?«
    »Das ist nicht nötig, Thea. Sie haben Wasser genug, und ich habe sie unten auf den Boden gestellt, damit sie bei Sturm nicht runterfallen, Und wenn's regnet, werden sie nass genug.«
    »Wann kommst du denn wieder?«
    »Ich weiß noch nicht. Ich habe Urlaub genommen und will mich richtig erholen, Aber wenn ich zurück bin, melde ich mich gleich bei dir.«
    »Das ist gut, Kindchen, erhol dich mal schön, kannst mir ja eine Karte schicken, damit ich sehe, wo du gelandet bist.«
    »Mach' ich, Thea.«
    Mary kehrte in ihre Wohnung zurück und strich auf ihrem Zettel durch, was sie erledigt hatte. Dann holte sie ihren Koffer vom Schrank und begann zu packen. ›Mein Gott‹, überlegte sie, ›was nehme ich mit? Wie ist das Wetter in Hamburg, was hat David mit mir vor? Wohnen wir in einem Hotel, sind wir viel unterwegs, treffen wir auf wichtige Leute? Himmel, er hätte mir wirklich ein bisschen mehr erzählen müssen.‹ Sie musste unwillkürlich lachen. Unmöglich, diese Männer!
    Mary war ein einfaches Mädchen, und viel Geld für Garderobe hatte sie noch nie übrig gehabt. So packte sie ein paar Blusen, ein paar Röcke, ein paar Hosen, zwei Pullover und das kleine Schwarze ein. Dazu Schuhe, Wäsche, einen Seidenkaftan, den ihr Thomas von einer Afrikareise mitgebracht hatte, zwei Schals, zwei Mützen und – sie sah verblüfft in ihren leeren Schrank – mehr war sowieso nicht einzupacken.
    Um den Kofferdeckel zu schließen, musste sie sich daraufsetzen, und als die Schlösser zugeschnappt waren, blieb sie sitzen, wo sie war. ›Was mache ich hier eigentlich?‹, dachte sie, nun doch ein wenig erschrocken. ›Ich fahre mit einem beinahe fremden Mann in ein fremdes Land zu einer fremden Arbeit. Ich verlasse meinen inzwischen sicheren Job und riskiere meine Zukunft für eine unbekannte Aufgabe, der ich vielleicht gar nicht gewachsen bin. Und dann David. Was weiß ich von ihm, was ist er für ein Mensch? Wie entwickelt sich unsere Beziehung, wenn ich einfach

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