Schottisches Feuer
Helm verstecken und die Augen abwenden, doch seine Körpergröße ließ sich nicht verbergen.
An dem Abend, bevor sie Inveraray erreichten, war er nur um Haaresbreite der Festnahme entkommen.
Sie hatten gerade ihr Abendessen – einen überraschend köstlichen Eintopf aus Rindfleisch und Gerste – beendet und entspannten sich vor dem Feuer mit einem Krug Ale, bevor sie sich für die Nacht zurückzogen, als Leif hereinstürmte. Er hatte Wache gehalten und die Soldaten kommen sehen, doch zu spät, um ein Zusammentreffen mit ihnen zu vermeiden. Ein Aufbruch so spät am Abend hätte den Soldaten nur Anlass zu Argwohn gegeben. Duncan wusste, dass sie es darauf ankommen lassen mussten.
Doch er würde sich nicht kampflos ergeben. Er sah Conall und Leif an und befahl ihnen ohne Worte, sich bereit zu machen. Bei der niedrigen Zimmerdecke würden ihre langen Breitschwerter nur von geringem Nutzen sein, doch sein Dolch war alles an Stahl, was er brauchte.
Duncan suchte sich einen Platz in der Ecke und hielt das Gesicht abgewendet, als etwa ein Dutzend Soldaten der Campbells hereinmarschiert kamen. Er war dankbar für die verräucherte Dunkelheit in dem alten Reetdachhaus, obwohl der abgestandene Geruch nach Schweiß zu wünschen übrig ließ. Die Übernachtungsmöglichkeiten in der kleinen Herberge für Viehtreiber beschränkten sich auf die Kammer im Obergeschoss und den Fußboden des Raumes, in dem sie sich befanden, deshalb würden die Neuankömmlinge in den Ställen schlafen müssen. Eine Aussicht, die dem Captain – einem stämmigen, rotgesichtigen Mann mit schiefer, schon mehr als einmal gebrochener Nase, der etwa in Duncans Alter war und den er nicht kannte – nicht gerade zusagte.
Würde Jeannie nicht in einer der Kammern im Obergeschoss schlafen, hätte Duncan dies mit Freuden als Vorwand genutzt, um in die Stallungen zu entkommen, doch er wollte in ihrer Nähe bleiben.
Der fremde Captain wurde ärgerlich und begann, laut zu protestieren, doch die Beschwichtigungsversuche des Wirtes trafen auf taube Ohren.
»Wer sind diese Männer?«, verlangte der Captain zu wissen. »Wir sind im Auftrag des Earls unterwegs und bereits den ganzen Tag im Sattel. Meine Männer sind erschöpft.«
Der Wirt, ein dünner Mann mit lichter werdendem weißem Haar, das er sich in langen Strähnen über den Schädel gekämmt hatte, sah sich unruhig um. »Lady Gordon kam vor einer Weile mit ihren Wachmännern an.«
»Gordons?« Der Ärger des Hauptmanns nahm eine boshafte Schärfe an. Der Earl of Argyll und der Marquis of Huntly mochten offiziell zwar Frieden geschlossen haben, aber Jeannie hatte recht: Alter Hass hielt sich hartnäckig. Ihre Identität gab dem Captain der Campbells nur noch mehr Grund zur Beschwerde. »Duncan Dubhs Mitverschwörer?« Der pechschwarze Blick des Captains glitt suchend durch den Raum. »Vielleicht beherbergen sie den Verräter.«
Die Wachmänner der Gordons setzten zu Protest gegen diese Verleumdung an, doch noch bevor Duncan oder irgendjemand widersprechen konnte, ging Jeannie – die den Lärm in ihrem Zimmer gehört haben musste – dazwischen.
»Gibt es ein Problem, meine Herren?« Die sanften, süßen Töne brachten die Unterhaltung so wirkungsvoll zum Erliegen wie ein Pistolenschuss.
Sie wirkte wie dem Lied eines Barden entsprungen. Ihr glänzend schimmerndes kastanienbraunes Haar war am Hinterkopf mit einem kleinen Perlenkamm zusammengefasst und fiel ihr in langen Wellen den Rücken hinunter. In ihrem elfenbeinfarbenen Samtgewand wirkte sie unter den rauen Soldaten und in der einfachen Umgebung völlig fehl am Platz, wie Persephone, die in den Hades hinabstieg.
Bereit, alles für den Schutz ihrer Lady zu tun, spannten die Wachmänner der Gordons, einschließlich Duncan, sich an. Seine Hand war die erste, die zum Dolch fuhr, aber nicht die einzige.
Doch sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Der betäubte Ausdruck auf den Gesichtern der Campbells war schon beinahe komisch. Jeannie allerdings schien sich der Wirkung, die ihre ätherische Schönheit auf die Männer hatte, nicht im Geringsten bewusst zu sein. Sie lächelte den Captain an und klimperte mit den langen, dunklen Wimpern. »Haben meine Männer Euch irgendwelche Unannehmlichkeiten bereitet, mein Herr?«
Der Captain der Campbells machte sich vor Eifer, ihr das Gegenteil zu versichern, beinahe in die Hose. Mit Jeannies Ankunft hatte sich der ungehaltene Soldat mit einem Schlag in die Karikatur eines galanten Ritters
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