Schottisches Feuer
der berüchtigte Schwarze Highlander sein könnte?«, fragte Jeannie ungläubig.
Beschämt wurde das Gesicht des Captains noch röter. »Man sagt, er sei ein Mann von ungewöhnlich großer und kräftiger Statur mit schwarzen Haaren und blauen Augen.«
Nun waren es nicht mehr nur die Blicke der Campbells, die sich auf ihn hefteten.
Er konnte spüren, wie auch die Wachmänner der Gordons ihn musterten. Duncan war ein recht gebräuchlicher Name in den Highlands, doch durch den Captain hatte möglicherweise mehr als einer von ihnen in Gedanken eine Verbindung hergestellt. Allerdings wusste Duncan, dass sie sich ihrer Lady nicht widersetzen würden, selbst wenn sie einen Verdacht hegten.
Jeannie legte dem Campbell die Hand auf den Arm, warf den Kopf leicht in den Nacken, was ihren schlanken, elfenbeinfarbenen Hals enthüllte, und lachte. Duncans Eingeweide zogen sich zusammen. Der betörende, melodische Klang umgarnte wie das Lied einer Sirene. Und mit seinen weit aufgerissenen, wie betäubten Augen sah der Captain aus, als hätte man ihm in völliger Dunkelheit urplötzlich eine lodernde Fackel vors Gesicht gehalten.
»Oh, Captain! Wenn Ihr jeden großen, schwarzhaarigen und blauäugigen Mann in den Highlands verhaften wollt, dann werdet Ihr einen recht großen Kerker brauchen.« Sie lächelte, und in ihren grünen Augen funkelte es. »Schließlich seid Ihr ja selbst ein großer, gut gebauter Mann.« Sie errötete verschämt, als wäre ihr gerade erst bewusst geworden, was sie gesagt hatte. »Wären Eure Augen blau statt strahlend grün, dann würde die Beschreibung auch auf Euch zutreffen.«
Duncan kochte innerlich, als sie den Captain beim Arm nahm und ihn sanft zurück an den Tisch bugsierte. Zu allem Überfluss beugte sie sich dabei ein wenig vor und gewährte dem Mann einen guten Ausblick in ihr tiefes Dekolleté.
Strahlend grün? Das lächerliche Kompliment funktionierte. Obwohl Duncan noch mehrmals im Laufe des langen Abends den Blick des Campbells auf sich spürte, machte der Mann ihm keinen weiteren Ärger. Wie sollte er auch, wo Jeannie ihn doch völlig in ihrem Bann hielt. Noch nie hatte Duncan gesehen, dass sie die Kokette spielte, und sie nun dabei zu beobachten, ließ ihn grimmig die Zähne zusammenbeißen. Dass sie das nur zu seinem Wohl tat, konnte den Sturm gefährlicher Gefühle, der in ihm tobte, nicht besänftigen.
Die Dankbarkeit, die er verspürte, war nichts im Vergleich zu der Eifersucht und dem Verlangen, die in seinem Innern wie ein wütender Löwe die Zähne fletschten. Er musste sich zurückhalten, nicht hinüberzustürmen, sie über die Schulter zu werfen und nach oben zu tragen, wo sie diese Sache zwischen ihnen ein für alle Mal regeln würden. Barbarisch und wild zwar, aber verdammt wirkungsvoll.
Duncan fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und saß brütend vor seinem Krug. Wie zum Teufel schaffte sie es nur, das mit ihm anzustellen? Wenn es um sie ging, kamen seine niedersten Instinkte zum Vorschein.
Es gab noch einen heiklen Moment, als Jeannie sich entschuldigte, um zu Bett zu gehen, doch der Captain trollte sich bereitwillig zu den Ställen, nachdem sie ihm vorgeschlagen hatte, ihr am Morgen beim Frühstück Gesellschaft zu leisten. Allerdings blieb Duncan diese weitere lange Mahlzeit erspart, denn die Campbells wurden am frühen Morgen durch die Gerüchte fortgerufen, der Schwarze Highlander sei erst in der Nacht zuvor in der Nähe von Inverness gesichtet worden.
Trotz der falschen Gerüchte war Duncan klar, dass die Schlinge sich enger zog.
Deshalb war er ziemlich erleichtert, als am Nachmittag zwei Tage später die beeindruckenden Türme von Castleswene in der Ferne auftauchten. Die dicken, grauen Kalksteinmauern wirkten wie eine Oase aus Stein vor dem leuchtend saphirblauen Meer, das sich glitzernd dahinter erstreckte. Dennoch ließ ihn die Anspannung nicht völlig los, denn ihm war bewusst, dass er möglicherweise in den Tod ritt. Jamies Empfang konnte alles andere als herzlich ausfallen, und sein Bruder würde sich – anders als der Captain der Campbells – in Bezug auf seine Identität nicht täuschen lassen.
Der Wind wurde stärker, und die Dunkelheit brach herein, als sie sich der Küste näherten. Vor über vierhundert Jahren zum Schutz der Mündung von Loch Sween erbaut war Castleswene eine der ältesten steinernen Burgen Schottlands. Was ihr an modernen Annehmlichkeiten fehlte, machte sie durch Beständigkeit und Stärke der zehn Fuß dicken Mauern wett. Die
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