Schottisches Feuer
verwandelt. Anmutig und charmant erwiderte sie seine Aufmerksamkeiten, obwohl Duncan sehen konnte, dass ihr Lächeln nicht bis zu den Augen reichte. Nur das leichte Zittern der Hände verriet ihre Nervosität. Sie wusste sehr genau, was auf dem Spiel stand.
Jeannie dankte dem Captain für sein Verständnis und bot an, eine Runde Ale für ihn und seine Männer zu spendieren, »als Wiedergutmachung für die Nacht in den Stallungen«. Der Captain bestand darauf, dass sie ihnen Gesellschaft leistete. Ihr Blick huschte zu Duncan, bevor sie einwilligte, doch dadurch fühlte er sich kein bisschen besser.
Stumm schäumte er vor sich hin, während Jeannie mit dem Captain flirtete. Ihr sanftes, perlendes Lachen kratzte wie die Stacheln eines eisernen Morgensterns über seinen Rücken. Zu wissen, dass sie das nur für ihn tat, machte es nicht leichter. Er umklammerte seinen Krug, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten. Der verdammte Lüstling schien die Augen nicht von ihrem tief ausgeschnittenen Mieder und den üppigen Rundungen lassen zu können, die daraus hervorquollen.
Als der Arm des Captains allerdings seitlich ihre Brust streifte, waren es nicht nur Duncans Knöchel, die seinen Zorn verrieten. Instinktiv wollte er von seinem Platz aufspringen, doch im letzten Moment hielt er sich zurück.
Die Bewegung blieb nicht unbemerkt. Das Ale, das Jeannie ihn zu trinken nötigte, hatte die Sinne des Captains noch nicht vollständig betäubt, und er spürte die Bedrohung.
Der durchdringend musternde Blick des anderen Mannes richtete sich auf ihn. »Du da«, sagte er. »Komm her, damit ich dich sehen kann.«
Duncans entspannte Haltung auf der Bank ließ nichts von seiner plötzlichen Wachsamkeit ahnen. Nur eine einzige schnelle Bewegung wäre nötig und sein Dolch würde tief in der Gurgel des Captains stecken. Dafür, dass er es gewagt hatte, Jeannie zu berühren, und für die unzüchtigen Gedanken, die ihm zweifellos durch den Kopf gingen, hätte es der lüsterne Narr nicht besser verdient.
Doch trotz der Versuchung würde Duncan nicht überstürzt handeln. Er war zwar zuversichtlich, dass ihm und seinen Männern die Flucht gelingen würde, doch er musste auch an Jeannie denken. Sie könnte in dem Handgemenge, das entstehen würde, verletzt werden.
Langsam setzte Duncan den Krug an die Lippen und nahm einen langen Schluck. Dann stellte er ihn träge wieder auf den Tisch, machte aber keine Anstalten, dem Befehl des anderen Mannes Folge zu leisten. Der Captain der Campbells hatte keine Befehlsgewalt über ihn.
Das Gesicht des Mannes lief puterrot an vor Wut, während das stumme Kräftemessen anhielt. Schließlich stand er vom Tisch auf, durchquerte den Raum und baute sich vor ihm auf. Erst jetzt erhob Duncan sich. Man musste dem Captain der Campbells zugutehalten, dass er nicht zusammenzuckte, als Duncan sich zu voller Größe aufrichtete und ihn um mindestens einen halben Kopf überragte.
»Nenn mir deinen Namen.«
Duncan war stark versucht, ihn ihm zu sagen. Er spürte, dass Leif und Conall an seiner Seite sich bereit machten, doch er wusste ebenfalls, dass es gefährlich war, auf so kleinem Raum wie diesem die Waffen zu ziehen. Zwar lag es nicht in seiner Natur, klein beizugeben, doch er würde Jeannies Sicherheit nicht gefährden.
Selbst wenn das seine Gefangennahme bedeutete.
Diese Erkenntnis jagte ihm einen Heidenschrecken ein. Trotz allem, was geschehen war, trotz ihrer Weigerung, ihm zu helfen, würde er ohne zu zögern sein Leben für sie geben. Er hatte immer noch mit der Bedeutung dieser Erkenntnis zu kämpfen, als Jeannie plötzlich an der Seite des Hauptmanns auftauchte.
»Ihr müsst meinem Wachmann vergeben, Captain. Sie sind ein erbittert treuer und beschützender Haufen und befolgen keine Befehle außer den meinen. Ich bin sicher, dieser Mann wollte Eure Autorität nicht missachten.«
Der Captain wirkte beschwichtigt, doch nicht so sehr von ihren Worten wie von dem betörenden Lächeln, das sie ihm schenkte. Er plusterte sich auf wie ein verdammter Pfau. »Wir sind im Auftrag des Königs unterwegs auf der Suche nach dem Verräter Duncan Dubh. Euer Mann sieht wie der Gesuchte aus.«
Duncan spannte sich an, denn ihm war klar, dass im Augenblick Jeannie alles war, was zwischen ihm und dem Tod stand.
Wie weit würde sie gehen, um ihm zu helfen? Würde sie ihm überhaupt helfen? Wenn sie ihn loswerden wollte, dann war das ihre Gelegenheit.
»Ihr könnt doch nicht wirklich glauben, dass mein Wachmann
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