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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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ursprüngliche Struktur aus von vier Pfeilern gestützten Mauern war im Lauf der Zeit erweitert worden, unter anderem durch einen quadratischen Turm mit Burgsaal im Osten und einem runden Turm im Westen, an den die Unterkünfte der Wachmänner angrenzten. Die Burg war den Campbells von Robert the Bruce für ihre treuen Dienste übergeben worden, nachdem man sie den MacSweens während der schottischen Unabhängigkeitskriege abgenommen hatte.
    Duncan ritt neben Leif und Conall, doch er behielt Jeannie im Auge, denn halb fürchtete er, sie könnte aus dem Sattel geweht werden. Er wusste, wie erschöpft sie nach der langen Reise sein musste, doch sie hielt den Kopf gegen den beißenden Wind gesenkt und verlangsamte ihre Geschwindigkeit nicht, bis sie durchs Tor in den Burghof ritten.
    Seit der Nacht, in der er seiner Festnahme so nahe gekommen war, hatten sie kaum miteinander gesprochen. Ihm war bewusst, dass er ihr danken sollte – sie hatte sich schließlich für ihn eingesetzt und unter großem Risiko für sich selbst gelogen, was seine Identität betraf – doch jedes Mal, wenn er daran dachte, wie sie mit dem Captain geflirtet hatte … Er war noch nicht bereit, vernünftig zu handeln.
    Sie hatte einen Reiter vorausgeschickt, um Jamie von ihrer Ankunft zu unterrichten, und es hatte sich bereits eine Menge von Leuten zu ihrer Begrüßung am Fuß der Außentreppe versammelt. Inzwischen war die Sonne nur noch eine entfernte Erinnerung, und nur das orangegelbe Flackern von Fackeln durchbrach den schwarzen Vorhang der Nacht. Nebel wehte über das Wasser wie der Atem eines Drachen und erfüllte die Nachtluft mit schwarzem Dunst.
    Der Mann, der mit einer unverkennbaren Ausstrahlung von Autorität nach vorne trat, war mindestens so groß und muskulös wie Duncan. Seine Züge waren kräftig und schonungslos, das Kinn kantig. Selbst in der Dunkelheit konnte Duncan das harte, unerbittliche Glitzern in seinen Augen erkennen. Es war ein Blick absoluter Befehlsgewalt, der keinen Widerspruch duldete.
    Er drehte den Kopf und bot Duncan einen anderen Blickwinkel auf sein Profil, und der Schatten einer Erinnerung traf ihn. Erst jetzt erkannte er, dass dieses beeindruckende Bollwerk von einem Mann vor ihm sein »kleiner« Bruder Jamie war.
    »Lady Gordon«, begrüßte Jamie sie und half ihr vom Pferd. »Eure Nachricht kam überraschend.«
    »Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen«, antwortete Jeannie.
    Jamie schüttelte den Kopf. »Ihr seid immer willkommen. Euer Sohn brennt darauf, Euch zu sehen, und meine Frau freut sich sehr, Euch kennenzulernen.« Ein trockenes Lächeln verzog seinen Mund, das erste Anzeichen von Gefühl in der ansonsten steinernen Fassade. »Der Zeitpunkt ist es, der mich überraschte. Wir sind selbst gerade erst von Dunoon hierhergekommen – meine Schwester hat vor Kurzem geheiratet –, und durch die Winterstürme sind die Straßen tückisch.«
    Lizzie verheiratet ? Die bittersüße Erkenntnis versetzte ihm einen heftigen Stich in die Brust. Er freute sich für seine Schwester, doch wie gern wäre er bei ihrer Hochzeit dabei gewesen. Aber das erklärte, warum sie nicht auf seine Nachricht geantwortet hatte.
    »Ich fürchte, dieser Besuch konnte nicht warten«, meinte Jeannie.
    Neugierig zog Jamie eine Augenbraue hoch. »Ach ja?«
    Obwohl er gebannt der Unterhaltung lauschte, die sich vor ihm abspielte, hielt Duncan sich im Hintergrund zwischen den Wachmännern, die hinter ihrer Lady abgesessen waren, als sie den Mann begrüßte, der in den ganzen Highlands als Argylls Vollstrecker bekannt war – eine Position, die Duncan gebührt hätte, wäre er nicht durch Verrat aus seiner Heimat vertrieben worden. Überraschenderweise war es nicht Verbitterung, die Duncan spürte, sondern Stolz.
    Der Augenblick war gekommen. Er trat aus dem Schatten hervor in den runden Lichtschein.
    Hinter sich spürte er, wie seine Männer sich anspannten, denn sie wussten, dass der Moment der Wahrheit bevorstand. Er hatte Conall und Leif das Versprechen abgenommen, dass sie mit dem Rest seiner Männer nach Spanien zurückkehren würden, falls er gefasst wurde, und als Leif nach seinem Dolch griff, warf Duncan ihm einen mahnenden Blick zu.
    Jamie hatte die Bewegung bemerkt, sah Jeannie über die Schulter und erstarrte. Er brauchte keine förmliche Vorstellung, denn das Erkennen flackerte in seinen Augen auf. Der sich leicht verhärtende Zug um seinen Mund war die einzige sichtbare Reaktion in seinem ansonsten unerbittlichen Gesicht.

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