Schottisches Feuer
fernzuhalten. Wenn er nur wüsste, wie er den Schmerz von seiner Brust fernhalten könnte.
Die beiden Männer starrten sich über den Tisch hinweg an, allein nach einem scheinbar unendlich langen Mahl.
Im hellen Kerzenschein des Arbeitszimmers konnte Duncan besser erkennen, warum Caitrina Lamont so reagiert hatte. Bis auf die Haarfarbe und den Altersunterschied von einer Handvoll Jahren hätten er und Jamie Zwillinge sein können. Wenn seine Identität bisher noch ein Geheimnis gewesen war, dann würde es für jeden, der sie zusammen sah, nicht länger eines bleiben. Er hatte sich größte Mühe gegeben, während des Abendessens so weit wie möglich von Jamie entfernt zu bleiben und den Kopf gesenkt zu halten, doch einige der Clansleute hatten zweifellos erkannt, wer er war. Ihm blieb nur noch wenig Zeit, seinen Bruder zu überzeugen.
Duncan brachte seine Argumente sachlich hervor, ohne etwas auszulassen, bis auf das, was zwischen ihm und Jeannie in dem Wirtshaus vorgefallen war, obwohl er vermutete, dass Jamie sich den Rest zusammenreimen konnte. Als er fertig war, reichte er ihm die Karte und den Brief von Grant an Francis Gordon. Jamie runzelte die Stirn, als er Letzteres las.
Er sagte nicht sofort etwas darauf, sondern nahm sich Zeit, über all das nachzudenken, was Duncan ihm erzählt hatte. Schließlich bedachte er Duncan mit einem langen Blick. »Also glaubst du, dass jemand die Karte nahm, sie Grant gab und dann später das Gold bei dir versteckte.«
» Aye . Grant war begierig darauf, mich loszuwerden, und als sich der Verdacht gegen mich richtete, fand er einen Weg, wie er mich beseitigen konnte. Und es hat funktioniert. Aber er hatte jemanden, der ihm half. Jemanden, der Zugang zu meinen Sachen hatte.«
»Und welche Rolle spielt Lady Gordon bei der ganzen Sache? Darf ich durch ihre Anwesenheit hier annehmen, dass du nicht länger glaubst, sie habe die Karte genommen?«
Sein Bauchgefühl wollte ihn sagen lassen, dass er ihr vertraute, doch er konnte sich auf seinen Bauch nicht verlassen. Also antwortete er ausweichend. »Ich muss alle Möglichkeiten berücksichtigen, einschließlich anderer, die eine Gelegenheit hatten.«
»Glaubst du, einer unserer Männer könnte dich verraten haben?«
» Aye , obwohl es helfen würde, wenn ich wüsste, warum jemand ein Interesse daran haben könnte.«
»Fällt dir jemand ein, der einen Groll gegen dich hegen könnte?«
Sein Mund verzog sich zu einem trockenen Lächeln. »Vielleicht der eine oder andere.«
Verstehend nickte Jamie. Ihr Vater hatte ihm Rang und Autorität gegeben. Es lag auf der Hand, dass andere sich vielleicht darüber ärgerten, dass ein Bastard so viel bekam. Er hatte sich seinen Weg hart erarbeitet, doch die Leute sahen nur, was sie sehen wollten.
Nachdenklich rieb Jamie sich das Kinn. »Wer hätte davon profitieren können?«
Duncan hatte sich selbst schon dieselbe Frage gestellt, mit wenig Erfolg. Nachdem er in Betracht gezogen hatte, dass Jeannie nicht darin verwickelt war, hatten sich Möglichkeiten eröffnet, die Duncan zuvor nicht ausreichend berücksichtigt hatte.
Sie gingen die Liste von Männern durch, die, soweit Duncan sich noch erinnerte, in jener Nacht im Zelt geschlafen hatten. Von der Handvoll Männer, abgesehen von seinem Vater und Colin, war einer vor ein paar Jahren in einer Schlacht gestorben, doch es gab noch ein paar andere, die Jamie sich genauer ansehen wollte, darunter einen Mann, den Duncan hatte bestrafen lassen, weil er während seiner Wachschicht mit einem Mädchen getändelt hatte, und Padraig – einen der treuesten Wachmänner seines Vaters –, der geglaubt hatte, dass er statt Duncan Captain hätte werden müssen.
Der eine Name, den keiner von ihnen in den Raum stellen wollte, war Colin, doch er lag zwischen ihnen wie ein gestrandeter Wal, der in der Sonne verrottete.
Duncan spürte, dass Jamie ihm etwas verheimlichte. »Erzähl mir von Colin. Wo ist er?«
Jamies Mund wurde zu einem grimmigen Strich. »Wenn er klug ist, irgendwo, wo er mir nicht unter die Augen kommt.« Als Duncan fragend die Augenbrauen hob, erklärte Jamie es ihm. Er erzählte ihm von den jüngsten Schwierigkeiten mit den MacGregors und von den Umständen seiner eigenen Hochzeit – wie Colin einen Schlag gegen Caitrinas Vater geführt hatte, weil dieser den MacGregors Unterschlupf gewährt hatte, bei dem ihr Vater und ihr Bruder getötet und ihr Heim zerstört worden waren. Wie Jamie sie dazu gebracht hatte, ihn zu heiraten, konnte
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