Schottisches Feuer
Ehemanns. Und die einzige Person, die sich freute, ihn wiederzusehen – die ihn willkommen hieß –, war seine Schwester. Im Gegensatz dazu hatte Jeannie versucht, ihn auf jede nur erdenkliche Weise aufzuhalten.
Zuerst war das auch gerechtfertigt gewesen. Doch was war nun? Konnte sie ihm vertrauen?
»Du bist wieder zurück«, sagte Elizabeth gerade laut genug, dass Jeannie ihre Worte verstehen konnte. »Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. O Duncan, es ist so lange her, ich dachte schon, ich würde dich niemals wiedersehen!«
Sie vergrub den Kopf an seiner Schulter und begann, noch heftiger zu schluchzen. Duncan streichelte ihr übers Haar und beruhigte sie mit Worten, die Jeannie nicht verstehen konnte.
Eine beträchtliche Menschenmenge hatte sich eingefunden, angelockt von der durch die Neuankömmlinge entstandenen Aufregung. Jamie und Caitrina waren oben auf der Außentreppe erschienen, und ein großer, kräftig gebauter Mann mit finsterem Ausdruck auf dem Gesicht war schnell vom Pferd gesprungen und Elizabeth gefolgt. Beschützend war er ein paar Stufen unterhalb von ihr stehen geblieben.
Mit seinem dunklen Haar, den strahlend grünen Augen und fein gemeißelten Zügen war er ein auffallend gut aussehender Mann, doch das bemerkte Jeannie erst auf den zweiten Blick, vermutlich wegen seiner Furcht einflößenden Miene.
»Lizzie, du bist erschöpft«, sagte der Mann. »Das ist nicht gut für das …«
»Es geht mir gut!«, fiel Lizzie ihm ins Wort und warf ihm einen entnervten Blick über die Schulter zu. »Wie ich dir in der letzten Stunde bereits hundertmal gesagt habe, es geht mir gut. Ich bin schwanger, nicht aus Glas.«
Die Augen des Mannes verengten sich gefährlich. »Lizzie …«
»Du bekommst ein Baby?«, fragte Duncan und hielt sie ein Stück von sich weg, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte.
Mit einem schüchternen Lächeln um die Lippen nickte Elizabeth.
»Das freut mich für dich, Mädchen«, sagte Duncan. »Meine besten Glückwünsche.«
Der andere Mann trat hinter Lizzie und legte ihr die Hand um die Taille. »Sie bestand darauf herzukommen, als sie vom Vollstr…«, beim scharfen Blick seiner Frau unterbrach er sich räuspernd, »von Campbell die Nachricht erhielt, dass Ihr angekommen seid.« Aus seinem missbilligenden Tonfall ging deutlich hervor, dass er versucht hatte, es ihr auszureden. »Trotz der ungünstigen Reisebedingungen.«
Elizabeth rollte mit den Augen und wandte sich wieder zu ihrem Bruder um. »Dieser überhebliche, mich zur Verzweiflung treibende Mann ist mein Ehemann, Patrick MacGreg…«
»Murray«, fiel er ihr ins Wort und erinnerte sie mit einem kurzen Nicken an ihr Publikum.
Jeannie war näher gekommen und sog erschrocken den Atem ein, als ihr klar wurde, was Elizabeth gerade beinahe gesagt hätte. Elizabeth Campbell hatte einen MacGregor geheiratet?
Aufgeregt sah sie zu Jamie Campbell, Argylls Vollstrecker, hinüber und erwartete, dass er die sofortige Festnahme des Gesetzlosen befehlen würde. Doch obwohl er nicht gerade erfreut wirkte, den Mann zu sehen, schien er ebenso wenig vorzuhaben, ihn in den Kerker werfen zu lassen. Doch Caitrinas besänftigende Hand auf seinem Arm entging ihr nicht.
Elizabeth hatte den Laut gehört, den Jeannie von sich gegeben hatte, und ihr Blick flog zu ihr. Schweigend starrten sie sich an. Obwohl sie sich seit jenem Tag, als Jeannie auf der Suche nach Duncan nach Castleswene gekommen war, ein paarmal bei Hofe über den Weg gelaufen waren, hatten sie bis jetzt jedes Gespräch vermieden.
Bis auf ihre anfängliche Überraschung verriet Elizabeths Miene nichts von ihren Gedanken darüber, Jeannie hier mit ihrem Bruder vorzufinden. Sie nickte kurz angebunden. »Lady Gordon.«
Jeannie erwiderte die knappe Geste. »Lady Murray.«
Elizabeths Mann hatte genug. Er nahm seine Frau beim Arm und hakte sie bestimmt bei sich unter. »Warum setzen wir das nicht drinnen fort, wo du dich erholen kannst?« Der Vorschlag klang eher wie ein geknurrter Befehl.
Als Elizabeth protestieren wollte, beugte ihr Mann sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ihre Augen weiteten sich empört, doch MacGregor wirkte ungerührt. Er bedachte sie mit einem Blick, der zu sagen schien: »Lass es ruhig darauf ankommen.« Die MacGregors waren ein wilder und furchterregender Haufen, und Patrick machte ihrem Ruf alle Ehre.
Doch Jeannie musste sich ein Lächeln verkneifen. Wenn sie sich nicht irrte, dann hatte Patrick MacGregor/Murray gerade damit
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