Schottisches Feuer
erklären würde. An Patrick gewandt sagte er: »Ich weiß, Ihr habt Grund, meinem Bruder zu misstrauen, doch es gibt noch andere mit besseren Motiven.«
»Auchinbreck braucht kein Motiv, nur eine Gelegenheit«, knurrte Patrick zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Duncan sah zu Jamie und Elizabeth, die sich beide augenscheinlich ebenso unbehaglich fühlten wie er. Keiner von ihnen wollte glauben, dass Colin dafür verantwortlich sein konnte.
»Ich war keine Bedrohung für ihn«, meinte Duncan. »Colin hatte alles, was er sich nur wünschen konnte. Wenn jemand neidisch hätte sein sollen, dann ich. Ich war der Erstgeborene, aber er war der Erbe.« Duncan warf einen Seitenblick auf Jeannie, und seine Kehle wurde plötzlich rau, als die Erinnerungen auf ihn einstürmten. »Er war derjenige, dem die Frau versprochen war, die ich heiraten wollte.« Mit einem schiefen Lächeln wandte er sich wieder den anderen zu. »Nicht, dass ich ihm das zum Vorwurf machen könnte. Schließlich wusste niemand davon.« Als er Lizzies gerunzelte Stirn bemerkte, verbesserte er sich. »Mit Ausnahme von Lizzie und meinem Vater.«
Lizzies Stirnrunzeln wurde zu einer Grimasse. »Colin wusste es doch.«
»Erst nachdem ich fort war«, entgegnete Duncan.
Lizzie schüttelte den Kopf. »Nein, er muss es schon vorher gewusst haben. Als Jean – Lady Gordon – auf der Suche nach dir nach Castleswene gekommen war, war Colin außer sich vor Wut. Er sagte, du hättest deine Zuneigung für sie überwinden sollen, nachdem sie Colin versprochen worden war. Dass du ein Narr warst zu glauben, du könntest sie jemals heiraten.«
Duncan wusste nicht, was er von Lizzies Aussage halten sollte. Hatte sein Bruder absichtlich eine Verlobung mit Jeannie angestrebt, um ihn zu verletzen? Oder hatte er sich einfach nur in dieselbe Frau verliebt? Colins jüngste Bemühungen um eine erneute Verlobung mit Jeannie schienen Letzteres nahezulegen.
Jamie schien zu einem ähnlichen Schluss gekommen zu sein. »Colins Taten waren verwerflich, aber dem Clan und unserem Cousin gegenüber ist er stets loyal gewesen. Schwer zu glauben, dass er aus Eifersucht zum Verräter werden würde. Unser Vater starb in jener Schlacht.«
»Aber was ist, wenn er nicht wusste, was mein Vater vorhatte?«, gab Jeannie zu bedenken.
»Sie hat recht«, pflichtete Lizzie ihr bei. »Wir sind alle davon ausgegangen, dass derjenige, der die Karte nahm, bei dem Verrat an den Campbells mit Grant unter einer Decke steckte. Aber was ist, wenn es nur dazu dienen sollte, dich in Misskredit zu bringen? Was, wenn Grants Abtrünnigkeit im Gegenteil eine ebenso große Überraschung für ihn war wie für jeden anderen auch?«
Jeannie versuchte, Duncan ihre Hand zu entziehen, doch er hielt sie fest. Das Handeln ihres Vaters war nicht für jeden eine Überraschung gewesen – zumindest nicht für sie –, doch Duncan stellte fest, dass er Jeannie ihr Schweigen nicht mehr länger zum Vorwurf machte. Er war zu wütend gewesen, um zu erkennen, in welch schwieriger Situation sie sich befunden hatte – nämlich zwischen ihm und ihrem Vater wählen zu müssen. Das war eine Wahl, die zu treffen niemand gezwungen sein sollte. Sie hatte getan, was sie konnte, erkannte er. Unter großem Risiko für sich selbst.
Etwas an Lizzies Worten klang plausibel. »Und dann wurde das Gold im Nachhinein versteckt, um die Sache zu vertuschen.« Aye , das war möglich. Und unüberlegt genug für etwas, das Colin tun könnte.
Doch er war noch immer nicht überzeugt.
Etwas fehlte noch – ein letzter Teil des Rätsels, der das Bild zusammenfügte.
Wie dem auch sei, im Augenblick waren Mutmaßungen alles, was sie hatten. Und das war nicht genug, um seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.
»Wo ist Colin?«, fragte Duncan an Lizzie gewandt.
Ihr Mann war es, der antwortete. »Wenn er klug ist, mindestens hundert Meilen von Niall Lamont entfernt.«
Lizzie schleuderte ihm einen Seitenblick zu, dann sah sie erneut Duncan an. »Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass er nach Dunoon zurückgekehrt ist.«
Verdammt.
» Was ist?«, fragte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
»Dorthin habe ich den Brief an dich geschickt – den Brief, der von der Person abgefangen wurde, die die Soldaten nach Inverness sandte, um meinem Boten aufzulauern.«
Jeannie lag in ihrem Bett auf der Seite und sah zu, wie die flackernde Kerze zu einem weichen, zähflüssigen Klumpen Wachs zerschmolz. Angestrengt lauschte sie auf das kleinste Geräusch
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