Schottisches Feuer
übrig.«
Enttäuscht krampfte sich sein Magen zusammen. »Feuer?«
Sie nickte. »Nach Glenlivet, als der König nach Norden marschierte und Rache an denen nahm, die gegen ihn gekämpft hatten, ließ er viele Burgen niederbrennen, darunter auch Freuchie. Der Burgsaal und das Arbeitszimmer meines Vaters wurden zerstört. Nachdem er gestorben war, ging ich die Papiere durch, die übrig geblieben waren. Darunter war nichts aus der Zeit der Schlacht.«
Duncan stieß einen Fluch aus. Die Chance, irgendein Dokument als Beweis zu finden, war ohnehin schon gering gewesen, doch nun war sie anscheinend ganz dahin. Seine einzige Möglichkeit war es, die Männer ausfindig zu machen, die in die Angelegenheit verwickelt gewesen sein konnten. Doch die Vorstellung, seinen Bruder zu befragen, behagte ihm nicht.
»Denkst du an Colin?«, fragte Jeannie.
Aus den Augenwinkeln warf er ihr einen Blick zu. »Erinnere mich daran, in deiner Gegenwart vorsichtig zu sein mit dem, was ich denke.« Sie lächelte verschmitzt und er fügte hinzu: » Aye , es ist schwer sich vorzustellen, dass Colin etwas damit zu tun haben könnte.«
»Es ist schwer, immer in die Sonne starren zu müssen.«
Er bedachte sie mit einem schiefen Blick. »Ich bin nicht perfekt, Jeannie.«
»Auf einen jüngeren Bruder könntest du aber so gewirkt haben.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe »Colin sagte einmal etwas in der Art. Ich habe mir damals nicht viel dabei gedacht, aber Eifersucht kann einen Menschen zu schrecklichen Dingen treiben. Allerdings frage ich mich, ob da vielleicht mehr dahinterstecken könnte.« Sie legte ihm die Hand auf die Brust und stützte das Kinn auf den Handrücken. »Was weißt du eigentlich über deine Mutter? Du sprichst nie von ihr.«
Duncan versteifte sich. »Da gibt es nichts zu sagen«, meinte er knapp. Er versuchte, den verletzten Ausdruck in ihren Augen zu ignorieren, aber es fühlte sich an, als hätte er gerade eine Art Test nicht bestanden. Sie wollte, dass er sich ihr anvertraute – dass er Gefühle mit ihr teilte, die nicht existierten, für eine Frau, die er nie gekannt hatte. Zum Teufel, lieber würde er sich alle Zähne ziehen lassen.
Doch er wusste, dass er gefährliches Terrain betreten hatte. Diese Verbindung zwischen ihnen war noch sehr zerbrechlich. Also holte er tief Luft, zwang sich, etwas von seiner Anspannung zu lösen, und öffnete sich ihrer bohrenden Nachforschung. »Sie war eine MacDonald. Das Kindermädchen der Kinder des Chiefs. Sie ließ mich bei meinem Vater zurück, als ich erst wenige Monate alt war. Ich vermute, meine Geburt hat ihr große Schande bereitet und sie brannte darauf, mich loszuwerden. Und ich fürchte, meinem Vater ging es nicht viel besser. Die Campbells und MacDonalds lagen zu jener Zeit miteinander in Blutfehde. Schon allein mein Anblick war meinem Großvater verhasst.«
Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Brust. Eigenartigerweise half ihm das. Vielleicht, weil er wusste, dass sie es verstehen konnte. »Dein Vater muss sehr viel für sie empfunden haben, wenn er den Zorn seines Clans riskiert hat.«
Er zuckte mit den Schultern. »Darüber habe ich nie nachgedacht, aber ich vermute, du hast recht.«
»Hast du je versucht, sie zu finden?«
Er hielt seine Wut straff im Zaum und brachte ein ruhiges »Nein« heraus. Mit den Umständen seiner Geburt mochte er sich zwar ausgesöhnt haben, doch das bedeutete nicht, dass er etwas mit der Frau zu tun haben wollte, die ihn zurückgelassen hatte. Er bedachte sie mit einem abschätzenden Blick. Bedeutete seine Abstammung ihr doch mehr, als sie vorgab? »Warum fragst du mich das?«
Sie zuckte die nackten Schultern. »Aus reiner Neugier.« Sie zog die Nase kraus. »Ich fragte mich nur, ob hinter der Geschichte mehr steckt, das ist alles. Hat dein Vater nie mehr von ihr erzählt?«
» Nay … « Mit einem Stirnrunzeln verstummte er.
»Was ist?«
»Nichts.« Sie bekam wieder diesen Gesichtsausdruck, also seufzte er resignierend. »Etwas, was mein Vater sagte, unmittelbar bevor er starb.« Er erinnerte sich an die Worte: Mutter … Finde … MacDonald. » Er schien zu wollen, dass ich meine Mutter finde, doch er sprach im Fieberwahn.«
Aufregung blitzte in ihren Augen auf. »Was ist, wenn er doch wusste, was er sagte? Was, wenn er wollte, dass du …«
» Nay «, schnitt er ihr das Wort ab, bevor sie sich weiter hineinsteigern konnte. Einen Moment lang glaubte er, einen Blick auf das spontane, überschäumende Mädchen erhascht zu haben, das
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