Schottisches Feuer
können.«
»Glaubst du, er würde dich wiedererkennen?«
Duncan nickte grimmig. » Aye . Der MacDonald kennt meinen Bruder Jamie gut – außerdem kannte er auch meinen Vater.« Obwohl die Campbells und MacDonalds zurzeit nicht miteinander verfehdet waren, war die Beziehung zwischen ihnen stets angespannt.
Ihre Augen weiteten sich. »Mir war nicht bewusst …«
»Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Selbst wenn wir ihm über den Weg laufen sollten, wird er den Brauch der Gastfreundschaft nicht verletzen und mich gefangen nehmen. Und wenn er eine Nachricht ausschickt, dann sind wir schon wieder fort, noch bevor jemand hier ist.« Er grinste. »Ich fürchte, das bedeutet, du wirst die Nacht in einem rustikalen Alehouse oder einem Inn verbringen und nicht im Luxus von Dunyvaig.«
Jeannie erwiderte sein Lächeln. »Das hab ich schon mal gemacht.«
»Ich erinnere mich.«
Einen Augenblick lang verschmolzen ihre Blicke miteinander. Überraschenderweise war die Erinnerung nicht mehr schmerzhaft für ihn. Das Auftauchen eines Segels hinter ihnen verhinderte allerdings eine weitere Unterhaltung. Wie sich herausstellte, bedeutete es keine Gefahr, doch bis sie sicher sein konnten, hatte der Wind sich gedreht und Duncan musste seinen Platz an den Riemen einnehmen.
Wie versprochen segelten sie zwei Stunden später in den kleinen Hafen. Sobald sie das Boot festgemacht hatten, schickte Duncan zwei von Jeannies Wachmännern mit einer Nachricht zur Burg, in der Jeannie um ein Treffen mit der alten Amme bat – er kannte nicht einmal den Namen seiner Mutter. Der Rest von ihnen quartierte sich im nächstgelegenen Inn ein. Glücklicherweise war die Wirtin auch eine anständige Köchin, und sie hatten gerade einen herzhaften Rindereintopf mit einem Stück hausgemachtem Käse und Gerstenbrot verzehrt, als die Wachmänner mit der Antwort zurückkamen.
Die Lady würde sie empfangen.
Duncan besorgte ein paar Pferde, und kurz darauf ritten er, Jeannie und die zwei Wachmänner der Gordons den Hügel hinauf und durch das landwärts gelegene Tor von Dunyvaig Castle, oder Dun Naomhaig, wie es in den Highlands genannt wurde.
Die Burg, einst eine Festung der »Lords of the Isles«, lag hoch auf einem felsigen Vorsprung am östlichen Rand der Bucht von Lagavulin. Von der Burg aus konnte man die Meerenge überblicken und an einem klaren Tag bis zur Küste von Kintyre sehen.
Es war ein beeindruckendes Bollwerk mit einer siebenseitigen gemauerten Einfriedung, die den gesamten Hügel umgab. Die Burg hatte zwei Ebenen – das seewärts gelegene Tor und den äußeren Burghof unten, den Wohnturm und den inneren Burghof oben –, die durch eine Treppe verbunden waren. Ein großer Wehrturm ragte über der Burg empor, von dem aus die Wachmänner jeden Ankömmling – ob zu Lande oder zu Wasser – entdecken konnten.
Duncan hatte Leif, Conall und den anderen Wachmännern befohlen, außerhalb der Tore zu bleiben und darauf zu achten, ob irgendwelche Boten die Burg verließen oder betraten. Wenn etwas schiefging, wollte er seine Männer lieber sicher außerhalb der Burg wissen, wo sie helfen konnten.
Während Jeannies Wachmänner draußen warteten, wurden sie in den Burgsaal geführt, der sich im ersten Stock des Wohnturms befand. Jeannie setzte sich in einen Sessel vor dem Kamin. Duncan stellte sich hinter sie.
Er war zu unruhig, um sich zu setzen. Jahrelang hatte er jeden Gedanken an die Frau verweigert, die ihn verlassen hatte, doch nun, da ihr Treffen kurz bevorstand, konnte er nicht leugnen, dass sein Herz schneller schlug und die Nervosität wie ein Kloß in seinem Magen lag.
Jeannie, die seine Anspannung spürte, nahm seine Hand und drückte sie aufmunternd.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Jeannie erhob sich, und Duncan versteifte sich, als die Frau den Raum betrat.
Sie war klein und dünn, beinahe zerbrechlich, mit schneeweißem Haar, das man unter dem schwarzen Samt der französischen Haube, die man vor einer Generation getragen hatte, als Mary Königin von Schottland gewesen war, kaum erkennen konnte. Ihre Haut war so faltig wie ein verschrumpelter Apfel.
Sie musste mindestens siebzig Jahre alt sein – viel zu alt, um seine Mutter sein zu können. Etwas von der Anspannung ließ nach. Doch warum war die Amme – seine Mutter – nicht gekommen?
Die alte Frau hatte sich auf Jeannie konzentriert, doch dann fiel ihr Blick auf ihn. Sie wurde kreidebleich und riss entsetzt die Augen auf, als hätte sie einen Geist
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