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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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gesehen. Sie schwankte ein wenig, und sowohl er als auch Jeannie eilten zu ihr, um sie zu stützen.
    Sie wurde nicht ohnmächtig, doch vorsichtig halfen sie ihr in den Sessel. Jeannie zog einen Fächer aus der Tasche an ihrem Gürtel, denn die Hitze des Kaminfeuers machte den Raum warm und stickig. Die Frau schien von Emotionen überwältigt zu sein und sprach nicht.
    »Ich bitte um Vergebung«, sagte Jeannie. »Wir wollten Euch keinen Kummer verursachen.«
    Die alte Frau schüttelte den Kopf und sammelte anscheinend ihre Sinne. Wie betäubt starrte sie Duncan an. »Ihr seht ihm ähnlich – und ihr. Sie hatte tiefschwarzes Haar, wie die Schwingen eines Raben, sagte man. Und Augen so blau wie die Irische See.«
    Duncans Mut sank. Ihm war nicht entgangen, dass sie in der Vergangenheit gesprochen hatte.
    »Da scheint es ein Missverständnis zu geben, Mylady. Wir sind hier, um die alte Amme des Chiefs zu sehen.«
    »Verzeiht mir, Lady Gordon«, entgegnete die Frau. »Ich bin Mary MacDonald, die Schwester des alten und die Tante des gegenwärtigen Chiefs. Ich war es, die Eure Nachricht erhielt. Ich fürchte, Ihr könnt Kathrine nicht sehen.« Sie warf Duncan einen entschuldigenden Blick zu. »Sie starb vor zehn Jahren.«
    Duncan hatte es bereits erwartet, doch das hinderte ihn nicht daran, sich zu fühlen, als hätte man ihm gerade einen Hieb vor die Brust versetzt. Er hatte seine Mutter nie kennenlernen wollen, doch die Gewissheit, dass er es auch nie würde tun können, war überraschend schwer zu verdauen. Kathrine. Es war das erste Mal, dass er ihren Namen hörte.
    Jeannie legte ihm die Hand auf den Arm. Die alte Frau bemerkte die Geste und sah fragend zwischen den beiden hin und her.
    »Was ist passiert?«, fragte Duncan mit tonloser Stimme.
    »Sie rutschte aus und fiel von einer Klippe auf die darunterliegenden Felsen. Es war eine schreckliche Tragödie.«
    Vor zehn Jahren. »Ungefähr zur selben Zeit, als mein Vater starb«, bemerkte er.
    Die alte Frau nickte. » Aye , wir hatten gerade erst erfahren, dass er in der Schlacht gefallen war. Die Nachricht von Euren Schwierigkeiten hatte uns noch nicht erreicht.« Er hörte das unterschwellige »Gott sei Dank« darin. »Wann seid Ihr zurückgekommen?«, wollte sie wissen.
    »Vor ein paar Monaten.«
    »Wurdet Ihr entlastet?«
    Er und Jeannie tauschten einen Blick aus. »Nicht direkt«, erklärte er. »Deshalb sind wir hier.«
    »Gibt es irgendetwas, was Ihr uns von ihr erzählen könnt?«, fragte Jeannie.
    Leichter Argwohn tauchte in Mary MacDonalds Augen auf. »Warum sagt Ihr mir nicht erst, was Ihr bereits wisst?«
    Duncan antwortete ihr. »Dass sie die Amme der Kinder des Chiefs war, dass sie eine Affäre mit meinem Vater hatte und dass sie mich kurz nach meiner Geburt bei meinem Vater zurückließ.« Er konnte nicht ganz verhindern, dass seine Stimme schärfer klang.
    »Urteilt nicht zu hart über Eure Mutter, mein Junge. Was sie getan hat, war nicht einfach für sie. Mein Bruder hätte Euch getötet, wenn er herausgefunden hätte, was sie getan hatte. Die MacDonalds und die Campbells waren bis aufs Blut verfeindet.«
    Die Heftigkeit in ihrer Stimme verblüffte ihn. Doch aufgrund dessen, was er über den alten Laird gehört hatte, zweifelte er nicht an ihren Worten. Der alte Chief der MacDonalds hatte den wohlverdienten Ruf eines brutalen und gnadenlosen Anführers. »Sie muss als Kindermädchen in sehr hoher Gunst gestanden haben.«
    Ein seltsamer Ausdruck huschte ihr übers Gesicht. » Aye . Eure Mutter war ein besonderes Mädchen. Sie wurde von allen geliebt.«
    Und doch hatte sie ihr Kind weggegeben und nie zurückgesehen.
    Jeannie schien zu spüren, in welche Richtung seine Gedanken wanderten, und lenkte sie wieder auf den Anlass ihres Besuches. »Könnt Ihr Euch irgendeinen Grund vorstellen, warum Duncans Vater ihn hierher zu ihr senden könnte? Es war sein letzter Wunsch auf dem Sterbebett.«
    Die alte Frau sah Duncan einen langen Moment in die Augen, bevor sie sich wieder an Jeannie wandte, einen traurigen Ausdruck auf dem runzligen Gesicht. »Ich kann mir keinen vorstellen.« Sie verstummte kurz. »Es tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte Euch von größerer Hilfe sein.«
    Es war nicht mehr, als Duncan erwartet hatte, doch das schmälerte die Enttäuschung nicht. Ein weiterer Weg, der ihn nirgendwohin gebracht hatte. Früher oder später – und er vermutete Ersteres – würde er sich mit der sehr realen Möglichkeit auseinandersetzen müssen, dass es

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