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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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gegangen?
    Der Gedanke, sie hätte ihn vielleicht verlassen, so wie Colin es angedeutet hatte, oder ihn verraten, wie er behauptet hatte, war ihm einen Sekundenbruchteil lang in den Sinn gekommen, doch er hatte es nie ernsthaft in Betracht gezogen. Welchen Grund sie auch gehabt haben mochte, nach Dunyvaig zurückzukehren, er wusste, dass es nicht gegen ihn gerichtet war. Sie liebte ihn. Sie hätte ihm nie von Dougall erzählt, wenn sie ihm nicht völlig vertrauen würde.
    Und er vertraute ihr. Das wusste er mit einer Sicherheit, die jeder Erklärung trotzte. Er könnte einen Berg an Beweisen gegen sie sehen und würde es immer noch nicht glauben. Er wusste nicht, was sich geändert hatte, was dafür gesorgt hatte, dass sein Vertrauen nicht ins Wanken geriet, doch das tat es nicht. Nicht einmal um die Breite eines Haares.
    Vermutlich durfte er sich bei Colin dafür bedanken, dass er ihm die Klarheit geschenkt hatte, nach der er gesucht hatte. Als er den Schrei der Frau gehört hatte, war alles glasklar geworden. Er war wütend auf Jeannie gewesen, weil sie ihm nichts von Dougall erzählt hatte, doch der wahre Grund seines Zorns hatte sich gegen ihn selbst gerichtet. Er trug die Schuld, weil er sie schwanger und allein zurückgelassen hatte. Sein Mangel an Vertrauen hatte ihn nicht nur die Frau gekostet, die er liebte, sondern auch noch seinen Sohn. Das war ein Fehler, den er niemals wiedergutmachen konnte, doch er schwor sich, dass er alles tun würde, um es zu versuchen.
    Er dachte an die letzte Nacht zurück und bereute mehr denn je, was geschehen war. Er hätte auf die Knie fallen und sie um Verzeihung bitten sollen, stattdessen hatte er sie im Stich gelassen und damit gedroht, alles zu zerstören, was sie für ihren Sohn aufgebaut hatte.
    Vermutlich dürfte er ihr keinen Vorwurf machen, wenn sie ihn verlassen hatte.
    Aber er schwor sich, dass er es wiedergutmachen würde – wenn er die Chance dazu bekäme.
    Klugerweise hatte Colin ihn von seinen Männern getrennt. Doch Duncan war nicht an Flucht interessiert – noch nicht. Nicht, bevor er Colin ausgefragt hatte. Colin allerdings schien auf eine Erneuerung der brüderlichen Bande nicht begierig zu sein und hatte sich im Boot auf einen weit von Duncan entfernten Platz gesetzt. Er würde warten müssen, bis sie in Tarbert an Land gingen. Von dort aus würden sie die birlinns – Colins zweites Boot war zu ihnen gestoßen, sobald sie den Hafen verlassen hatten – über die schmale, eine Meile breite Landzunge, die Kintyre und Knapdale verband, zum Loch Fyne tragen, der sie nach Inveraray im Norden bringen würde.
    Auf dem Boot nutzte Duncan die Gelegenheit, Colin im Umgang mit seinen Männern zu beobachten, und was er sah, beunruhigte ihn. Sein Bruder behandelte sie jähzornig und mit harter Faust. Die Männer sprachen wenig untereinander, und keiner von ihnen sprach mit Colin. Der Mangel an Geselligkeit schien seinen Bruder nicht zu stören. Tatsächlich schien er die Abgrenzung, die sein Rang als Chieftain mit sich brachte, zu genießen.
    Der Wind war gegen sie, als sie nach Norden um die Isle of Gigha segelten, und die Männer setzten sich an die Riemen. Der Himmel hatte sich verfinstert, und mit dem drohenden Sturm wurde der Wind kalt und feucht. Die hohen, kabbeligen Wellen machten das Reisen gefährlich, und Duncan konnte nur hoffen, dass Jeannie sicher auf Dunyvaig war.
    So wie sich das Wetter verschlechterte, tat es auch die Stimmung seines Bruders. Colin war noch nie ein großer Seefahrer gewesen, und die unruhige See machte ihn zu einem noch schlechteren. Seine Haut hatte eine deutliche grüne Färbung angenommen. Als sie den Hafen von Tarbert erreichten, war die Nacht hereingebrochen und Nieselregen fiel durch den trüben, dunklen Nebel.
    Anscheinend wollte Colin nicht im Dunkeln über stürmische See segeln, denn er befahl seinen Männern, Pferde zu organisieren. Sie würden den Rest der Reise nach Inveraray über Land zurücklegen. Wenn das Wetter nicht noch schlechter wurde, sollten sie die Burg vor Mitternacht erreichen.
    Während seine Männer aus dem Boot geholt wurden, konnte Duncan einen schnellen Blick mit Conall austauschen. Wortlos teilte er ihm mit, dass er nichts unternehmen sollte – außer wenn es unumgänglich war.
    Bald wurde allerdings deutlich, dass Flucht genau das war, was sein Bruder von ihm wollte. Colin schien ihm jede erdenkliche Möglichkeit dazu zu geben. In dem Durcheinander, als die Boote entladen wurden oder die Männer

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