Schottisches Feuer
zu dürfen, hatte sie nicht mit diesem Kuss gerechnet. Das nächste Mal würde sie gleich um eine Stunde bitten.
Sie sah Duncan an. »Du hast mich nicht gefragt, warum ich noch einmal zur Burg zurückging.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich dachte mir, dass du schon einen guten Grund dafür haben würdest. Um ehrlich zu sein, war ich einfach dankbar, dass du nicht in dem Wirtshaus warst, als Colin und seine Männer ankamen.«
Das war sie ebenfalls. Sie schauderte bei dem Gedanken, wie anders alles hätte laufen können. Vermutlich lag sie mit ihrem Instinkt doch nicht immer falsch. Sie erzählte ihm davon, wie die Wirtstochter das Haar von Kathrine MacDonald erwähnt hatte.
Verwundert runzelte er die Stirn. »War die alte Frau verwirrt?«
»Das dachte ich zuerst auch, doch das ergab keinen Sinn. Ein solcher Irrtum erschien mir ungewöhnlich. Aber wie sich herausstellte, hatte deine Mutter tatsächlich schwarzes Haar.« Sie zog das Stück Pergament aus der Tasche und reichte es ihm. Es war eine Seite aus einem Kirchenregister. »Der Name deiner Mutter war Anna. Anna MacDonald.«
Duncans Augen wurden schmal. Unsicher nahm er die Seite und überflog sie. Was er sah, ließ ihm die Farbe aus dem Gesicht weichen, und verwirrt sah er ihr in die Augen. »Das verstehe ich nicht.«
»Dein Vater und deine Mutter waren verheiratet. Deine Mutter war katholisch, und sie heirateten heimlich in einer Kirche auf der anderen Seite der Insel.«
Sie konnte sehen, wie die Verwirrung, die widerstreitenden Gefühle über sein Gesicht zuckten, und fügte rasch eine Erklärung an. »Deine Mutter war Mary MacDonalds kleine Schwester, obwohl sie bei fast zwanzig Jahren Altersunterschied auch ihre Tochter hätte sein können. Sie war die jüngste Tochter des alten Chiefs. Sie und dein Vater lernten sich bei Hofe kennen, doch die erbitterte Blutfehde zwischen den Clans hinderte sie an einer offiziellen Heirat. Also taten sie es heimlich, mit nur der Kinderfrau und Mary als Zeugen.
Sie hofften, dass sie eines Tages in der Lage sein würden, es ihren Familien zu sagen, doch bis dahin waren sie gezwungen, sich heimlich zu treffen. Dein Vater wollte mit ihr fortgehen, doch Anna weigerte sich. Sie wollte nicht für immer von ihrer Familie getrennt sein. Aber die Belastung durch die Situation holte sie schließlich ein, und sie hatten einen schrecklichen Streit. Als dein Vater später zurückkehrte, um seine Braut zu holen, war es bereits zu spät – deine Mutter war im Kindbett gestorben, und die Familie hatte sich ihres Bastards ›entledigt‹, indem sie dich mit der Amme fortschickten, die dich aufzog. Deine Mutter hatte sich geweigert, den Namen des Vaters preiszugeben. Doch dein Vater fand die Kinderfrau und brachte dich nach Castleswene.«
Duncan blieb bemerkenswert ruhig, wenn man bedachte, was Jeannie ihm gerade erzählt hatte, doch die Gefühle zeigten sich in seiner Stimme. »Aber wie konnte mein Vater das nur tun? Wie konnte er bei so etwas lügen?«
Jamie war es, der ihm antwortete. »Wegen unseres Großvaters.« Duncan drehte sich zu ihm um. »Er hasste die MacDonalds. Denk nur daran, wie er war, als er dich nur für den Bastard einer Dienerin hielt. Er hätte nie zugelassen, dass ein MacDonald in der Erblinie des Chieftain-Titels stünde.«
»Dein Vater muss versucht haben, dich zu beschützen«, sagte Jeannie. Sie konnte gut verstehen, was Eltern alles auf sich nehmen würden, um ihre Kinder zu schützen. Die Lüge seines Vaters hatte dem Sohn das Erbe vorenthalten, während die ihre ihrem Sohn ein Erbe gegeben hatte.
Zorn brannte in Duncans Augen, und sie hatte tiefes Mitgefühl für ihn. Ganz gleich, was sein Vater für Gründe gehabt hatte, es war ein grausamer Verrat.
»Das könnte erklären, warum er anfangs log«, sagte er. »Aber nicht, warum er die Lüge aufrechterhalten hat.«
»Um dich anzuerkennen, hätte er einen anderen Sohn enterben müssen. Und da gab es auch noch meine Mutter zu berücksichtigen«, meinte Jamie.
»Er musste seine Meinung geändert haben«, warf Argyll ein. »Es wurde mir erst klar, was es bedeutete, als Lady Gordon mir das Dokument brachte, aber Auchinbreck erzählte mir in der Nacht vor der Schlacht, dass er sich entschieden hatte, dich zu seinem tanaiste zu bestimmen.«
Jeannie spürte, wie die Muskeln in Duncans Arm sich unter ihren Fingerspitzen anspannten, während er darauf wartete, dass Argyll fortfuhr.
»Es ist zwar nicht gänzlich undenkbar, einen Bastard als Erben
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